Verfolgungsjagd Kronach: Richter reagiert gereizt
Autor: Corinna Igler
Kronach, Dienstag, 26. März 2013
Auch am vierten Verhandlungstag im Prozess um die Verfolgungsfahrt eines 24-Jährigen durch Kronach fiel noch kein Urteil. Vielmehr strapazierten die Verteidiger die Nerven des Richters.
Auch nach dem vierten Verhandlungstag gibt es noch immer kein Urteil im Prozess um eine Verfolgungsfahrt, die sich vor knapp einem Jahr in Kronach ereignet hatte. Ein 24-jähriger Thüringer ist auf der Flucht vor der Polizei mit 2,0 Promille durch die Kronacher Innenstadt gerast. Außerdem ist er auf eine Polizistin losgefahren.
Nachdem Anfang des Monats die Verfolgungsfahrt vor Ort in Kronach nachgestellt wurde, folgte am Dienstag die Fortsetzung der Verhandlung - diesmal wieder im Gerichtssaal des Landgerichts Coburg.
Auf Antrag von Verteidiger Ralf Kemmer sagte der KfZ-Sachverständige Wolfgang Weiß aus. Er hat vergangene Woche Fahrversuche mit dem Auto des Angeklagten durchgeführt und legte nun in der Sitzung ein Weg/Zeit-Diagramm vor.
Kemmer wollte wissen, ob sich durch die Bordsteinkante, die zu überwinden war, vielleicht eine Verzögerung hat ergeben können. Natürlich ergebe sich eine kurze Verzögerung, aber keine Sekunde, lediglich eine Zehntel Sekunde mehr, erklärte der Sachverständige. Verteidiger Peter Weitzdörfer beschäftigte vielmehr die Frage nach einer Beschädigung der Felge. "Wenn man mit maximaler Beschleunigung über den Bordstein fährt, muss die doch einen Schlag haben." - "Nein", entgegnete Richter Gerhard Amend. "Wir haben doch gehört, dass die maximale Geschwindigkeit höchstens 16 Stundenkilometer war." Dem pflichtete Sachverständiger Weiß bei: "Bei dieser Geschwindigkeit ist es durchaus vorstellbar, dass die Felge keinen Schaden nimmt." Weiter ging es auch um die Frage, was passiert wäre, wenn die Polizistin nicht zur Seite gesprungen wäre. Ein sichtlich gereizter Richter erklärte den Verteidigern, dass diese Frage schon einmal beantwortet worden sei. Demnach hätte es nur zwei Möglichkeiten gegeben: Entweder hätte sich die Frau an der Motorhaube abgestützt, wäre dabei umgestoßen und überrollt worden, oder, sie wäre nach dem Abstützen auf der Motorhaube zum Liegen gekommen und im weiteren Verlauf herunter gefallen und überrollt worden.
Bei dem folgenden Nachbohren von Seiten der Verteidigung zeigte sich Amend mehr und mehr sauer, bis er letztlich zu Rechtsanwalt Peter Weitzdörfer sogar sagte, "Sie halten jetzt mal den Mund", woraufhin dieser wieder entgegnete: "Wir brauchen uns nicht aufregen."
Eigentlich sollten am Dienstag die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gehalten werden. Doch dazu kam es nicht, weil Rechtsanwalt Weitz dörfer erneut einen Beweisantrag stellte. Er will noch Fragen zu den Verletzungen der Polizistin beantwortet haben. Dazu soll nun ein gerichtsmedizinisches Gutachten eingeholt werden. Die Verhandlung wird am Freitag, 5. April, 8 Uhr fortgesetzt.