Vereine bangen um ihre Zukunft: "Musik im Landkreis Kronach liegt am Boden"
Autor: Heike Schülein
Kronach, Freitag, 19. Juni 2020
Konzerte und Musikfeste sind abgesagt, kameradschaftliche Proben und Musikunterricht zwar wieder möglich, jedoch nur unter strengsten Regelungen. Seit drei Monaten trifft die Corona-Pandemie die Musikvereine im Landkreis Kronach mit voller Härte.
"Wir leben in einer sehr schwierigen Zeit, in der unsere Musik im Landkreis Kronach am Boden liegt", verdeutlicht der Kronacher Kreisvorsitzende und stellvertretende Bezirksvorsitzende des Nordbayerischen Musikbunds (NBMB), Wolfgang Müller. Eine Situation, die ihm schlaflose Nächte einbringe, wie er einräumt. Sorgen bereitete ihm, dass der ein oder andere Verein vielleicht nicht mehr aufstehe sowie Musiker nach dem Stillstand nicht wieder mit dem Spielen anfingen.
Gerade bei Älteren oder Jugendlichen, die die derzeit terminfreie Zeit genießen, laufe man Gefahr, dass sie während der Unterbrechung die Freude an der Musik verlören. Gleiches gelte für aktuell in Ausbildung stehende Kinder.
Viele Absagen: Wie viele Musiker werden nach der Krise nicht mehr mit dem Spielen anfangen?
Leider musste der Kreisvorstand weitere wichtige Entscheidungen treffen, die allen sehr schwergefallen, aber aufgrund der anhaltenden Situation unumgänglich gewesen seien. Hierzu zählt auch die Absage der Probephasen 2020 sowie des Gemeinschaftskonzerts des Kreisorchesters und Kreisseniorenorchesters 50+ am 7. November in Steinbach am Wald.
"Wir sehen keine andere Möglichkeit", bedauert Müller, dass wohl die Abstandsregeln auch die Blasmusik noch lange begleiten. "Es ist unmöglich, im Kreisorchester mit 70 Musikerinnen und Musikern oder im Kreisseniorenorchester 50+ mit 45 Aktiven die Probephasen in einem Proberaum, dicht an dicht gedrängt, aufzunehmen. Dies wäre unverantwortlich gegenüber den Aktiven in allen Altersklassen. Die Gesundheit aller steht an erster Stelle ", betont er.
Der Kreisvorstand würde sich sehr freuen, 2021 den gleichen Zuspruch für die beiden Orchester zu haben wie heuer. Der Dank für die Bereitschaft zur Teilnahme sei vor allem Kreisdirigent Roman Steiger und dessen Stellvertreter Markus Schnappauf ein großes Anliegen. Beide appellieren, dass hoffentlich 2021 - dann unter neuer Führung beider Orchester - wieder alle dabei sein mögen. Sie seien "unheimlich stolz" auf ihre Aktiven. "Unsere beiden Orchester sind das Aushängeschild unseres Kreisverbands", würdigt Müller. Daher sei es für ihn eigentlich unvorstellbar, dass heuer - in seiner nun fast zehnjährigen Tätigkeit als Kreisvorsitzender - keine Probephasen und kein Konzert stattfinden.
Keine D1-Lehrgänge für Kinder und Jugendliche in diesem Jahr
Abgesagt wurden auch die D1-Lehrgänge für dieses Jahr. Zum einen fehle den Kindern und Jugendlichen die notwendige Vorbereitung durch ihre Ausbilder. Zum anderen habe man noch keine Zusage, welche Schule man nutzen dürfe. Fraglich sei auch, ob man dabei das Hygienekonzept würde einhalten können.
Eine Umfrage bei den Vereinen ergab, dass heuer für den D1-Kurs 20 Prüflinge anstehen würden. Davon teilten vier Vereine mit insgesamt zehn Musikern in Ausbildung mit, dass sie aufgrund des Lehrstoff-Rückstands eine Absage befürworteten und diese lieber erst 2021 schicken würden. Drei weitere Vereine informierten, dass sie ebenfalls mit insgesamt zehn Aktiven in Ausbildung von sich aus und in Absprache mit den Lehrern die Teilnahme auf 2021 verschoben haben.