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Verdi-Messe: ein einmalig schönes Erlebnis in Seibelsdorf


Autor: Heike Schülein

Seibelsdorf, Sonntag, 12. Oktober 2014

Die "Messa da Requiem" erklang am Samstag in der Markgrafenkirche. Das Publikum war ergriffen und spendete stehend Beifall.
Die italienischen Solisten (von links) Consuelo Gilardoni (Sopran), Nadiya Petrenko (Mezzosopran), Kyunam Choung (Tenor), Frano Lufi (Bass), zwei Chöre und das Popp-Consortium waren die Mitwirkenden sorgten für ein Hörerlebnis, das dem Publikum noch lange im Gedächtnis beleiben wird.  Foto: Heike Schülein


Es herrscht ergriffene Stille. Gerade eben erhoben sich noch mächtige Klänge im Kirchenschiff. Die Wände der Markgrafenkirche schienen förmlich zu erbeben. Das Requiem mit Jüngstem Gericht und der Erlösung am Ende. Dann setzt minutenlanger Applaus ein. Die Zuhörer erheben sich von ihren Plätzen.

Es war der verdiente Lohn für die Mitwirkenden, die sich ein ums andere Mal verbeugen. Der Applaus reißt nicht ab. Niemand im Publikum möchte die Kirche schnell verlassen - so intensiv so unglaublich schön war das eben Gehörte.

Ein großer Moment auch für Dekanatskantor Marius Popp, dem die Freude über die gelungene Aufführung ins Gesicht geschrieben steht. Taktpräzise und stilsicher hatte er es verstanden, die Mitwirkenden zu einer geschlossenen Einheit zu formen. Vom gesanglichen Flüstern über die schwungvolle Begeisterung des Sanctus bis zum Erlösungsflehen "Libera me, domine" - Die Aufführung war vom ersten bis zum letzten Ton spannend.


Kammermusikalische Fassung

Die "Messa da Requiem" mit dem unverkennbaren Verdi-Klang ist eines der bedeutendsten geistlichen Werke des 19. Jahrhunderts, von ihm komponiert anlässlich des Todes des von ihm sehr geschätzten italienischen Nationaldichters Alessandro Manzoni.

Am Samstag war die kammermusikalische Fassung der Totenmesse zu hören - für die Instrumente Klavier, Horn, Kontrabass, Marimba, Gran Cassa und Pauken. Der Dekanats-Chor Kronach und der Konzertchor Coburg Sängerkranz, das Popp-Consortium und das großartige internationale Solistenquartett machten daraus ein Fest der Instrumente und der Stimmen.

Consuelo Gilardoni (Sopran), Kyunam Choung (Tenor), Nadiya Petrenko (Mezzosopran), Frano Lufi (Bass) - die italienischen Solisten sind in den verschiedensten Opernhäusern zu Hause. Wer aber dachte, dass die angesehenen Künstler aufgrund ihrer umfassenden Erfahrung ihren Part "abspulen" würden, sah sich getäuscht.

Farbenstark, eindringlich: Sie waren hochkonzentriert und mit unglaublich viel Gefühl bei der Sache und reagierten direkt auf Popps umsichtiges Dirigat. Besonders beeindruckend war die Leistung von Kyunam Choung, der buchstäblich über Nacht für den erkrankten Maurizio Comencini eingesprungen und erst einen Tag vorher aus Mailand eingetroffen war.


Sehr hohe Anforderungen

An die beiden, bestens vorbereiteten Chöre wurden sehr hohe Anforderungen gestellt. Doch mit Leidenschaft und "Seele" meisterte die Singgemeinschaft alle kompositorisch vorgegebenen Schwierigkeiten. Präzise bewältigten die Sänger die schwierigen Chorfugen. Das mit Prof. Carlo Benatti, Paul Cervenec, Martin Osterhammer, Günther Peppel und Norbert Röder erstklassig besetzte Popp-Consortium begeisterte seinerseits mit großer Klangpracht. Die Besucher fühlten sich mitten im Geschehen.