Unterrodacher Stammtisch testet roten Presssack aus der Region
Autor: Heike Schülein
Unterrodach, Sonntag, 03. Februar 2019
Wo schmeckt der rote Presssack am besten? Ein Stammtisch in Unterrodach macht jetzt die Probe aufs Exempel.
Die Blicke sind kritisch: Stimmt das äußere Erscheinungsbild? Und wie sieht es mit dem Geschmack aus? Die sieben Testesser am Stammtisch der "Flößerstube" in Unterrodach, sechs Männer und eine Frau, nehmen ihre Aufgabe sehr ernst. Sorgsam begutachten sie die beiden mundgerecht geschnittenen Scheiben roten Presssacks von allen Seiten. Mit viel Bedacht kosten sie die fränkischen Leckerbissen, um sie anschließend nach bestem Wissen und Gewissen zu beurteilen, und das ist gar nicht so einfach.
"So knapp wie heute war es bislang noch nie, weil beide sehr gut schmecken", sagt Hans Götz, Initiator des Presssack-Contests. Seit drei Wochen finden sich die Testesser regelmäßig im Gasthaus "Flößerstube" ein. Umfassend beschäftigen sie sich dort mit einem Lebensmittel, das auf keinem Brotzeitteller in Franken fehlen darf, aber mittelfristig vom Wurstmarkt verschwinden könnte. Die Männer und Wirtin Evi Quast geht es sozusagen um Artenschutz für diese alte Wurstsorte.
Fast ein Grundnahrungsmittel
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Flößermuseums wird aus diesem Grunde in der urigen Gaststube jeden Donnerstag um 11 Uhr eine Verkostungsrunde durchgeführt. "Der Bezug zu den Flößern ist unausweichlich, denn diese Wurst galt und gilt heute noch als Lieblingsspeise dieses Berufsstandes", sagt Götz. Umso wichtiger empfinden es die Teilnehmer, diesem fränkischen Grundnahrungsmittel zu nachhaltigem Ansehen zu verhelfen.
Der rote Presssack kommt zwar aus einfachen Verhältnissen, kann aber als "ehrlichste" Wurst bezeichnet werden. Seine Entstehung verdankt er den früher üblichen Hausschlachtungen. "Damals sollte nichts vom Geschlachteten verloren gehen, weshalb man für diese Kochwurst das Kopffleisch und die Schwarten des Schweines verarbeitet hat", wissen die Stammtischler. Mit einem Anteil Blut erzeugte man das feine Rot der Wurst. Die Zutaten mögen auch eine Ursache dafür sein, dass diese Wurstware bei der jungen Generation nicht mehr den Anklang findet wie anno dazumal.
Aufs Gewürz kommt's an
Mit dem roten Presssack wird sich die Verkostungsrunde auch in den nächsten Wochen beschäftigen, denn es gilt, das schmackhafteste Exemplar zu finden. Und da spielen auch die verwendeten Zutaten wie Piment, Majoran, Pfeffer oder Zwiebeln eine gewichtige Rolle.
Schmeckt das Gewürz vor oder begleitet es angenehm? Das ist in der Regel der Punkt, an dem sich die kontroversen Diskussionen entzünden und leidenschaftlich bis zur Abstimmung ausgetragen werden. Denn nur eine der zwei zur Auswahl gestellten Portionen Presssack kommt in die nächste Runde. Produkte von acht heimischen Metzgern werden probiert und bewertet. Im Halbfinale werden aus den vier Vorrunden-Siegern die beiden Teilnehmer des Finales gekürt.
"Die Qualität ist sehr gut. Das macht es so schwierig", konstatieren Karl, Klaus, Olaf und Gerwin, die sich dem Genuss der Spezialität hingeben. Als Gast ist Tom dabei, dem als einzigem beide Versucherla nicht so recht munden. "Die könnten würziger sein", meint er kritisch.