Unterricht in Kronach: Wenn sich der Lehrer per E-Mail meldet
Autor: Marco Meißner
Kronach, Donnerstag, 02. April 2020
Die Schüler im Kreis Kronach müssen sich in Zeiten der Corona-Pandemie an neue Unterrichtsformen gewöhnen. Das stellt auch die Lehrer vor Herausforderungen.
Die Schultasche wird nicht gepackt, das Pausenbrot nicht geschmiert, und die Schulglocken läuten nicht. Trotzdem haben Tausende Schüler im Frankenwald auch in Zeiten der Corona-Pandemie Unterricht. Ihr Zuhause wird zum Klassenzimmer. Statt zum Stift greifen sie zur Maus.
Eine dieser Schülerinnen ist Maria Löffler aus Wellesberg. Sie besucht am Frankenwald-Gymnasium (FWG) in Kronach in die 9. Klasse und bekommt ihre Arbeitsaufträge hauptsächlich per E-Mail übermittelt. "Manche Lehrer senden die Sachen aber auch über den Schulmanager." Während einige das Material für drei Wochen verschicken, erhält sie von anderen Lehrern jede Woche neue Aufgaben. Letzteres ist ihr lieber: "Da fällt es leichter, sich die Arbeit einzuteilen."
Vor- und Nachteile
Dass es insgesamt zu wenige Inhalte sind, die durch die derzeitige Lernsituation vermittelt werden, glaubt sie nicht. Aber wer nicht so gute Noten hat, für den könnte es ihrer Meinung nach trotzdem schwierig sein, alles zu verstehen. Als Beispiel dafür nennt sie Chemie: "Wir mussten im Buch zehn Seiten durchlesen und blau markierte Merksätze rausschreiben. Wenn man dabei überhaupt keine zusätzliche Erklärung erhält, ist es schon nicht so einfach." Deshalb hofft sie darauf, dass viele Sachen noch einmal durchgegangen werden, sobald der Unterricht in der Schule wieder stattfinden kann. Für die aktuelle Situation hat Maria dennoch Verständnis. "Es geht momentan einfach nicht anders. Aber ungewohnt ist es schon."
Der FWG-Achtklässler Dominic Meißner ist von der jetzigen Situation hin- und hergerissen. Einerseits lässt sich zu Hause der Tag besser einteilen, wenn es keinen festen Stundenplan gibt, andererseits ist der Stoff ohne Lehrer und Klassenkameraden stellenweise schwerer zu verstehen. Da fehlt ihm einfach der Austausch. Und wochenlang die Mitschüler nicht zu treffen, sorge manchmal sogar für Langeweile. Über die Lernplattform Mebis sei es zeitweilig problematisch gewesen, an die Aufgaben heranzukommen; sie war gerade in den ersten Tagen hoffnungslos überlastet. Mit E-Mails habe es aber tadellos geklappt. Und die Lehrer hätten "zum größten Teil ganz gut Kontakt gehalten", lobt der 14-Jährige seine Ansprechpartner.
Ein Lob, dass seine Klassenlehrerin Katharina Gödel gerne hören wird. Denn auch für die Lehrkräfte ist die aktuelle Situation eine ganz besondere Herausforderung. Sie mussten schnell reagieren sowie Mittel und Wege finden, um den Unterricht aus der Distanz am Laufen zu halten.
Positve Reaktionen
"Ich habe gute Reaktionen bekommen. Die Schüler schicken mir Antworten teilweise sogar unaufgefordert zu", stellt die Deutsch- und Religionslehrerin fest, dass es am Engagement auch abseits des Klassenzimmers selten mangelt. "Der Großteil der Schüler ist bemüht, die Aufgaben umzusetzen, die ich ihnen gebe." Diese Situation bedeute aber auch, dass die Eigenverantwortung der jungen Leute noch stärker gefordert sei.
So gut der Unterricht in digitalen Bahnen auch funktioniert, vermisst Katharina Gödel jedoch einen wichtigen Aspekt ihrer Arbeit: "Unser Beruf lebt vom Kontakt und Austausch mit den Schülern. In der Klasse kann ich besser auf Fragen reagieren und oft schon an den Gesichtsausdrücken etwas ablesen. Das fällt jetzt weg."