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Ungewisse Zukunft für die Frankenwaldklinik


Autor: Corinna Igler

Kronach, Freitag, 13. Sept. 2013

Zu den 43 Kliniken, die die Rhön-Klinikum AG an Fresenius Helios verkauft, gehört auch die Frankenwaldklinik. Obwohl schon lange spekuliert wurde, kam diese Nachricht am Freitag, den 13., doch recht plötzlich und sorgte für Verwirrung.
Ein leerer Rollstuhl vor der Frankenwaldklinik. Wohin die Fahrt des Krankenhauses geht, weiß nach der Nachricht, dass die Rhön-Klinikum AG es mit 42 andere Krankenhäusern an das Gesundheitsunternehmen Frensenius Helios verkauft, niemand so recht. Foto: Jan Koch


Überrascht. Beängstigt. Das sind die zwei Wörter, die am Freitag in fast jedem Gespräch fielen, in dem es um die neueste Entwicklung für die Frankenwaldklinik ging. Um 1.16 Uhr ging die Pressemitteilung ein: Die Rhön-Klinikum AG, zu der auch das Kronacher Krankenhaus gehört, will 43 Kliniken und die damit verbundenen Unternehmen an Fresenius Helios veräußern - und dazu gehört auch die Kronacher Frankenwaldklinik.

Ausgerechnet Fresenius, haben sich viele Mitarbeiter gedacht. Die Europäische Aktiengesellschaft "gilt nicht gerade als Arbeitgeber, der besonders sozial ist", sagt Manfred Burdich, Betriebsratsvorsitzender der Frankenwaldklinik. Passend zum Freitag, dem 13. sei diese Nachricht.

Er sei davon "alles andere als begeistert" und auch im Haus sei die Stimmung am Freitag "im Keller" gewesen.

Klar sei schon lange gemunkelt worden, und dass die Pläne an Helios zu verkaufen, "nie ganz auf Eis gelegt wurden", habe man sich auch denken können. Dass es aber "so plötzlich über Nacht kam, lässt tief blicken. Man wollte die Beschäftigten vor vollendete Tatsachen stellen", ist Burdich überzeugt.

Konkret befürchtet er Zentralisierungen, weiteren Personalabbau sowie weitere Steigerungen des Leistungsdrucks und des Arbeitspensums. Schließlich müsse der Kaufpreis von über drei Milliarden Euro ja irgendwie wieder erwirtschaftet werden. Sogar eine Schließung der Frankenwaldklinik mag er nicht grundsätzlich ausschließen. "Ich bin sehr pessimistisch eingestellt", räumt Burdich ein. Aber es sei einfach "alles möglich". Schließlich habe Fresenius Helios schon Häuser geschlossen, die schwarze Zahlen geschrieben haben. "Deren Renditeerwartung liegt bei 15 Prozent, die von Rhön lag bei zwölf und die der Frankenwaldklinik ist aktuell bei zehn", verdeutlicht er.

Angesprochen auf die knapp fünf Prozent, die der Landkreis noch an der Frankenwaldklinik hält, schnaubt Burdich bloß. "Von der Politik erhoffen wir uns keine Unterstützung", zu schlecht seien seine Erfahrungen bei der Privatisierung 2005 gewesen. "Der Landkreis hat seinen Einfluss doch schon verkauft", sagt Burdich. Die knapp fünf Prozent nennt er "Alibi-Anteile". Er redet sich in Rage. "Der Landkreis ist doch wie eine Hure, die sich zum besten Preis anbietet. Wenn einer kommt, der mehr bezahlt, verkauft er auch noch seine letzten Anteile. Ich sehe schon die Dollarzeichen in den Augen der Politiker."

Er glaubt, dass die Entwicklung der Frankenwaldklink erst einmal stagnieren wird. Er verweist auf den Weggang von Chefarzt Rolf Seipel. "Wer fängt denn hier wieder an, wenn er nicht weiß, wie es weitergeht", fragt sich Burdich. Auch unter den Patienten befürchtet er, dass sich eine "maximale Verunsicherung" breit mache.

Das sieht auch Uwe Fleischmann, Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbands, so: "Jede Veränderung bringt Unruhe. Für das Haus wäre es an der Zeit, wenn endlich Ruhe einkehrt." Die Verkaufsdiskussion habe schon längere Zeit in der Luft gelegen, weiß er, der Chefarzt der Anästhesie in der Frankenwaldklinik ist. "Das war eine lähmende Diskussion. Von daher ist es gut, wenn man ein Stück weit Klarheit hat." Allerdings "ist alles noch sehr undurchsichtig für uns". Zwar heiße es, es würden alle weiter beschäftigt, aber die Arbeitsbedingungen seien nicht besser als bei Rhön. Dafür sei Fresenius Helios bekannt. "Man versucht, mit noch weniger Personal noch mehr Rendite zu erzielen", befürchtet auch er. Die Frage sei immer, "wo ist man zufrieden? Die Klinik hat ja Gewinne gemacht." In den vergangenen Jahren sei schon viel Personal abgebaut worden. "Mehr ist nicht drin", ist er überzeugt.

Auch wenn man im Haus schon seit Monaten von Verhandlungen gewusst habe, hält Fleischmann es für "einen sportlichen Plan, wenn alles bis Ende des Jahres schon abgeschlossen sein soll". Aus seiner Sicht müsse es endlich eine gesellschaftliche Diskussion geben, "was uns die Gesundheit wert ist". Außerdem gelte es zu prüfen, welches Mitspracherecht der Landkreis als ehemaliger Träger, der noch fünf Prozent an der Frankenwaldklinik hält, dabei hat. "Muss der Kreistag nicht darüber abstimmen, wenn die Klinik verkauft wird", fragt er sich. Er sieht die Politiker gefordert. Und die versprechen, "weiter genau darauf zu schauen, wie in der Vergangenheit auch", sagt Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (Freie Wähler) zumindest. Er gehe von einem reibungslosen Übergang zwischen Rhön-Klinikum AG und Fresenius Helios aus. "Die Frankenwaldklinik ist ein wichtiges Standbein der medizinischen Versorgung im Landkreis und ein Wirtschaftsfaktor für Kronach. Es ist wichtig, wer sie betreibt. Aber das Wichtigste ist, dass man sie gut betreibt."

Landrat Oswald Marr (SPD) war bekannt, dass Verhandlungen geführt werden, dennoch kam die Nachricht am Freitag für ihn überraschend. Er geht davon aus, dass die Verträge mit dem Kreis bestehen bleiben.

Er glaube aber nicht, dass der Landkreis bei den 4,9 Prozent, die er an der Frankenwaldklinik hält, ein Mitspracherecht hat. Denn wie sollte das dann im Fall des Falles weitergehen? Man müsse die Verträge aber nochmal genau prüfen.

Eine Schließung, wie sie Burdich im schlimmsten Fall befürchtet, schließt Marr allerdings aus. Schließlich bestehe ein so genanntes Heimfallrecht. "Wenn der Auftrag der Grundversorgung nicht mehr erfüllt werden sollte, fällt die Frankenwaldklinik an den Landkreis zurück". Helios sei aber ein "zuverlässiger Betreiber von Kliniken - mit Fresenius als Konzern im Rücken".

Am 18. September gibt es eine Beiratsversammlung, von der sich Marr weitere Informationen erhofft. Ebenso wie Manfred Burdich von einer Konzernbe triebsratssitzung kommende Woche.

Marcus Plaschke, Geschäftsführer der Frankenwaldklinik, und Prokurist André Naumann waren für eine Stellungnahme am Freitag nicht erreichbar. Die Vorzimmerdame verwies an die Unternehmenskommunikation der Rhön-Klinikum AG, die in den frühen Morgenstunden bereits die Pressemitteilung herausgegeben hatte.
Doch bei allem erneuten Trubel um die Frankenwaldklinik, beruhigt dann doch sogar Betriebsratsvorsitzender Manferd Burdich: "Es wird deswegen keine Schwester und kein Arzt seine Arbeit schlechter machen."