Druckartikel: Und jährlich grüßt die Festungs-Frage

Und jährlich grüßt die Festungs-Frage


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Montag, 21. November 2016

Stärker als über die präsentierten Zahlen, wurde im Tourismusausschuss über die Festung diskutiert.
Weil die Festung Rosenberg in städtischer Hand ist, muss auch die Kommune für die Kosten aufkommen und auf Unterstützung durch den Freistaat hoffen. Einig waren sich alle Fraktionen in der Sitzung am Montagabend darüber, dass der Anteil Bayerns am Unterhalt größer werden soll. Foto: Ottmar Fugmann/Archiv


Die Gesichtsfarbe änderte sich nicht, doch seine Mimik ließ im Ansatz erahnen, was in Wolfgang Beiergrößlein (Freie Wähler) vorging. "Ich muss mich jetzt etwas zurückhalten", sagte der Bürgermeister dann auch entrüstet, als Martina Schmitt (SPD) zu Ende gesprochen hatte. "Hier wird angegriffen, was seit 2008 geleistet und angegangen wird. Was hier gerade gesagt wurde, ist undenkbar. Zum Glück entscheidet das ganze Gremium."


Ungewöhnlich scharf

Was war passiert? Getroffen hatte sich der Tourismus-, Stadtmarketing und Sozialausschuss am Montagabend eigentlich, um über den Wirtschaftsplan des Kronacher Tourismus- und Veranstaltungsbetriebs für das kommende Jahr zu beschließen. Doch diskutiert wurde weniger über die zukünftigen kulturellen Pläne, als vielmehr über die Festung Rosenberg und die dafür veranschlagten Mittel.

Eine Diskussion, die im Ausschuss beinahe schon Tradition hat, heuer aber ungewöhnlich scharf geführt wurde. "Die Festung hat ein Minus von fast 400 000 Euro gemacht", sagte Schmitt mit einem Blick auf die von Kerstin Löw, Leiterin des Tourismusbetriebs, vorgelegten und präsentierten Zahlen. "Jetzt muss man da noch das Minus von den Rosenbergfestspielen hinzurechnen und schon sind wir bei 550 000 Euro, die wir alleine als Defizit auf der Festung haben."

Das seien Zahlen, die ihr gar nicht gefallen. "Unter dem Strich: Sie können sich abstrampeln wie sie wollen, aus dem ganzen Betrieb wird nie eine schwarze Null oder ein Plus werden. Das weiß jeder von uns", sagte sie zu Löw - die das allerdings nicht als persönlichen Vorwurf werten solle. Der Unterhalt für die Festung sei seit Jahren zu hoch. Das sei auch der Grund, weshalb andere Kommunen, in deren Stadtbild sich eine Burg oder eine Festung befindet, diese weder selbst vermarkten noch unterhalten wollen, sondern das der Schlösser- und Burgenverwaltung des Freistaats Bayern überlassen. "Hier ist ja gar nicht versucht worden, mit dem Freistaat ernsthaft zu verhandeln", so Schmitt. Andere Städte wie Coburg, Kulmbach oder Burghausen hätten Angst, "dass der liebe Freistaat sagt, dass man keine Zuschüsse mehr bekommt. Das ist die Angst, die dahintersteckt". Bayern müsse doch dann ohnehin für die Renovierung aufkommen. "Die Festung werden sie schon nicht abreißen." Für sie sei nach vielen Jahren im Ausschuss ein Punkt erreicht, an dem sie sich frage, ob so weitergemacht werden wolle. "Wir sollten begreifen, dass das auch in Zukunft über unsere Finanzen geht."


"Berechtigte Hoffnung"

Natürlich sei es das Ziel, zukünftig unter das für 2017 geschätzte betriebliche Ergebnis von Minus 779  447 Euro zu kommen, erklärte Beiergrößlein - der sich schnell wieder gefangen hatte. "Wir müssen aber auch etwas wagen und das ist es uns wert." Man sei auf einem guten Weg und er habe die berechtige Hoffnung, dass die Verluste Jahr für Jahr weniger werden. Denn in den Kosten taucht unter anderem die Sanierung der Festung auf. Die sorgt nicht nur für gestiegene Personalkosten, sondern auch für Mietausfälle wie bei der Herbergsfestung.
Jonas Geißler (CSU) konnte Schmitts Rechnung nicht ganz nachvollziehen. "Man sollte die Festspiele nicht auf die Festung aufrechnen. Dann stellen wir die Festspiele halt ein, das können wir sofort machen", sagte er. Doch das führe auch nicht weiter. Es müsse weitergedacht werden. Zum Beispiel, wie Personalkosten gespart werden können und ging damit auf einen von Löw geäußerten Wunsch ein. Die würde gerne einen Roboter anschaffen, der auch auf Hängen selbständig den Rasen mähen kann.

Sven Schuster (SPD) war es wichtig, noch einmal zu betonen, dass Schmitts Aussagen nicht so verstanden werden sollen, als sei die SPD für einen Verkauf der Festung. "Wir investieren viel und das ist gut", sagte er. Er fordere aber, dass sich der Freistaat in größerem Maß an den Unterhaltskosten beteiligt. Bei anderen Gemeinden und Städten übernehme Bayern diese schließlich komplett. Das traf auch auf Zustimmung der anderen Parteien. Er habe ohnehin vorgehabt, sich darüber bei einem anstehenden Treffen mit Heimatminister Markus Söder (CSU) zu sprechen, erklärte Beiergrößlein. "Natürlich werden wir alle Möglichkeiten ausloten. Wir haben in den letzten jähren alles mögliche eingebracht und das wird sich eines Tages auch wieder auszahlen."

Letztlich stimmte der Ausschuss dennoch dem Wirtschaftsplan zu, der Erlöse in Höhe von 604 925 Euro und Aufwendungen von 1,38 Millionen Euro aufweist. Der Vermögensplan sieht Investitionen von 52 500 Euro vor. "Ich werde nur zustimmen, weil der Plan fachlich und sachlich richtig ist und den Personalansatz mal erfüllt wird", sagte Schmitt.

Im Blickpunkt stehen auch 2017 vor allem die Rosenberg-Festspiele, die als Marke weiter etabliert werden sollen. Der Wirtschaftsplan geht von einer leichten Ausgaben- wie Einnahmenerhöhung aus, die betriebswirtschaftlich zu einem ähnlichen Defizit führen soll wie in diesem Jahr.


Kultureller Mehrwert

Themenschwerpunkte werden zudem die Ausstellung "Zeichen in Cranachs Werkstatt", das Reformationsjahr 2017 sowie das Historische Stadtspektakel. Auch dort wird es wohl abermals ein Defizit geben, da im Stadtbereich keine Möglichkeit besteht, Eintritt zu verlangen. "Kulturarbeit bringt Geld, aber auch kulturellen Mehrwert. Es geht um Lebensqualität, die sich nicht immer im Finanziellen niederschlägt", gab Löw zu bedenken. "Besucher lassen ihr Geld nicht nur bei uns, sondern auch anderswo in der Stadt."

Sandstein-Werkstatt wird fortgeführt

Die Sandstein-Werkstatt wird auch nach dem Tod ihres langjährigen Leiters Heinrich Schreiber weiterleben. Als der Kronacher Bildhauers Anfang August starb, hätten sie viele Briefe mit der Bitte erreicht, die Werkstatt doch weiterzuführen, teilte die Leiterin des Tourismusbetriebs, Kerstin Löw mit. "Wir freuen uns sehr, dass sein Sohn Tobias die Leitung übernehmen wird."

Angeboten werden zwei Kurse, die im Juli und August des kommenden Jahres stattfinden sollen. Die genauen Termine werden laut Löw demnächst bekanntgegeben.