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Umfahrung Pressig: Jubel und Ärger wegen des Planungsstopps


Autor: Marco Meißner

Kronach, Dienstag, 06. Oktober 2020

Die Ortsumfahrung von Pressig scheint erst einmal vom Tisch zu sein. Dies stellt jedenfalls der Bund Naturschutz (BN) fest.
20 Jahre wurde über eine mögliche Ortsumfahrung für Pressig diskutiert. Nun könnte das Thema möglicherweise ad acta gelegt werden. Foto: Archiv/Dominic Buckreus


Die Ortsumfahrung von Pressig scheint erst einmal vom Tisch zu sein. Dies stellt jedenfalls der Bund Naturschutz (BN) fest. "Die Regierung von Oberfranken hat am 5. Oktober 2020 mitgeteilt, dass das im Jahr 2000 begonnene Planfeststellungsverfahren für eine Ortsumfahrung von Pressig im Landkreis Kronach eingestellt wurde", heißt es in dem Schreiben. Das Staatliche Bauamt habe die Planfeststellung zurückgenommen, da das Vorhaben im Bundesverkehrswegeplan 2030 als Maßnahme ohne Planungsrecht eingestuft worden sei.

"Ohrfeige" für die Politik

Die Begründung wurde vom BN als "Ohrfeige" für die Politiker im Kreis und der Region gewertet - vor allem für die der CSU. Die Entscheidung sei ein Zeichen gegen die Forderungen nach "Umfahrungen an allen Ecken und Enden", für die gar kein Bedarf bestehe.

Die Vorsitzende der Kronacher BN-Kreisgruppe, Elisabeth Hoffmann, freut sich, "dass der Aktenordner endlich zugeklappt werden kann". Bereits im Jahr 2001 sei der Bau im Anhörungsverfahren vom BN abgelehnt worden. Dies sei geschehen, "weil vor allem die vorgeschlagene großräumige Umfahrung einen massiven Eingriff in Natur und Landschaft dargestellt hätte". Der BN habe Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung auf die Bahn als Alternative gefordert. "Zum Glück gab es auch Proteste aus der Pressiger Bevölkerung, die letztlich wohl sehr wirkten."

An Planung festhalten

Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU) will das Vorhaben jedoch noch nicht zu Grabe tragen. Die Konzentration auf den Ausbau der Bundesstraße 173 und schwieriger zu erfüllende Kriterien für Pressig hätten dazu beigetragen, dass die Maßnahme an der B 85 nicht in der ersten Dringlichkeit des aktuellen Bundesverkehrswegeplans gelandet sei. Trotzdem gelte es, an dieser Überlegung festzuhalten.

Eine gute Verkehrsanbindung sei für die Firmen und Arbeitsplätze in der Region von existenzieller Bedeutung. Daher sei ein Konzept nach dem Motto "nur noch Schiene" für den ländlichen Raum kontraproduktiv.

Dass die Umgehung nun auch noch "ohne Rücksprache mit den Abgeordneten" abgeblasen werden soll, will Michelbach nicht auf sich sitzen lassen. "Das geht so nicht!", schimpft er und kündigt weitere Gespräche auf Landes- und Bundesebene an. Am Ende müsse es einen durchgehenden Ausbau der B 85 von Ludwigsstadt bis Kronach und möglichst ohne Ortsdurchfahrten geben. Wenn der BN ("er blockiert alle Infrastrukturmaßnahmen") jetzt zur Jubelfeier ansetze, sei das ein falsches Signal für die Region.