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Uli Scherbel rührt Kronacher zu Tränen


Autor: Heike Schülein

Kronach, Sonntag, 09. April 2017

Nach seinem begeisternden Auftritt im Oktober vergangenen Jahres verzauberte Uli Scherbel "sein" Kronach gleich mit zwei Zusatzkonzerten.
Uli Scherbel begeisterte bei seinen Konzerten in der Heimat. Foto: Heike Schülein


Ein halbes Jahr ist es her, dass der Sänger, Schauspieler und Tänzer sein Kronacher Publikum bei seinem vielumjubelten musikalischen Abend zusammen mit der Pavel Sandorf Big Band buchstäblich von den Sitzen riss. Die Plätze im Kreiskulturraum reichten damals bei weitem nicht aus. Diejenigen, die keine Karten mehr erhielten, ließen sich gleich vormerken für das nunmehrige Zusatzkonzert am vergangenen Samstag. Nachdem dieses ebenfalls binnen weniger Stunden restlos ausverkauft war, stellten sich der charismatische Entertainer und die Band trotz eines prall gefüllten Terminkalenders für ein zweites, ebenfalls ausverkauftes Zusatzkonzert einen Tag später zur Verfügung. So kam die "Franken-Metropole" am Samstag und Sonntag gleich in den Genuss zweier Konzerte unter dem Motto "Scherbe(l)n bringen Glück".

Der Musical-Star betritt die Bühne, umgeben von einer Bühnenpräsenz und Aura, die einen sofort in den Bann zieht. Das freundliche Gesicht, die leuchtenden Augen, das entwaffnende Lächeln. Er strahlt in das Publikum, so als möchte er jeden einzeln persönlich begrüßen. Das erste Lied "In the mood", locker und beschwingt. Die Herzen im Kreiskulturraum fliegen Uli Scherbel nur so zu. Die Idee für das Konzert "Scherbe(l)n bringen Glück" kam ihm vor zwei Jahren zuhause in Rothenkirchen, als er in der Küche seiner Mama einen Zeitungsartikel las. Darin stand, dass Franken beim Glücksatlas Rang Fünf in Deutschland einnimmt - nicht schlecht, aber mit Luft nach oben. "Ich nahm mir vor, die Glückgefühle in musikalischer Form zu fördern und das Glücksbarometer für Franken nach oben zu fahren", verrät der gebürtige "Routnkeringe" - offensichtlich mit Erfolg! Mittlerweile hat sich Franken - wohlgemerkt nach seinem Konzert im Herbst - auf Rang Zwei "hochgearbeitet". Nach den beiden Auftritten am Wochenende dürfte uns Franken der Podestplatz wohl sicher sein.


Lieblingslieder

Dabei stimmte der Ausnahmekünstler ein Lieblingslied von ihm nach dem anderen an: Evergreens, Welthits, Musicalsongs. Dazwischen streichelt er mit Gedanken und Geschichten die Seele seiner Zuschauer. Er erzählt aus seinem Leben, von seiner Kindheit in Rothenkirchen, von seiner Ausbildung als Krankenpfleger, wie er zu Übungszwecken in der Klinik den langen Flur entlang steppte und von seinem großen Traum "Ich wollte zum Theater, zur Bühne!" Er schafft die Aufnahmeprüfung der Universität der Darstellenden Künste in Berlin - als einer von zwölf unter mehreren hundert Bewerbern. Der Rest ist bekannt. In den 20 Jahren übernahm er Hauptrollen in großen Musical-Produktionen wie "Hair", "Joseph", "Cats", "Drei Musketiere" oder "The Rocky Horror Show". Sie führten ihn an die Theaterbühnen in ganz Deutschland. Mit hochklassigen Orchestern trat er in vielen Musical-, Operetten- und Swingkonzerten als Solist auf. Und doch: Heimat ist Heimat. Hierhin kehrt er immer wieder gerne zurück. Unvergessen sein Auftritt als Mephisto in Goethes "Faust" bei den Faust-Festspielen 2015.
Für drei Stunden schien alles vergessen: Hektik und Stress des Alltags waren weit weg. Jeder fühlte sich als Beschenkter an diesem Abend. Da gab es einerseits die flotten Mitmach-Hits voller ansteckender Fröhlichkeit. Begeistert klatschte und swingte das Publikum zu den schönen Melodien wie beispielsweise "Volare", "Buona sera" oder "Ich hab getanzt heut Nacht" mit. Klassiker wie "Mr. Bojangels", "Singing in the rain" oder das mitreißende "New York, New York" schmetterte er voller musikalischem Temperament. Seine Lebensfreude zeigte sich auch in seinen Tanz- beziehungsweise Steppeinlagen, die das Publikum immer wieder zu Beifallsstürmen hinrissen.

1800 Mal trat Uli Scherbel im Udo-Jürgens-Musical "Ich war noch niemals in New York" auf. Lieder daraus durften natürlich auch in Kronach nicht fehlen - so der Titelsong oder auch "Bleib doch bis zum Frühstück". Gesellschaftskritische Stücke wie "Ehrenwertes Haus" oder "Griechischer Wein" sind ihm ein spürbares Anliegen, wohl auch weil sie von ihrer Aktualität nicht verloren haben. Mucksmäuschenstill wurde es im Saal, als er voller Gefühl Stücke wie "Dies ist die Stunde", "Wie kann ich sie lieben?" anstimmte oder Charly Chaplins "Smile" zum ersten Mal auf Deutsch. Der Sonnyboy schafft es, in seinen Konzerten Gefühl und Party miteinander in Einklang zu bringen. "Goldfinger", bekannt aus dem gleichnamigen James-Bond-Film, oder das berührende "Feeling good".

Immer an seiner Seite ist die Pavel-Sandorf-Big-Band, die seit 1987 in ganz Deutschland und im deutschsprachigen Ausland unterwegs ist. Mit dynamisch fein abgestimmtem Sound präsentierten sich die Musiker einmal mehr in glänzender Musizierlaune. Auch ihnen merkte man den Spaß am gemeinsamen Musizieren deutlich an.
Nach drei Stunden verabschiedet sich Uli Scherbel mit "So leb' dein Leben" - so berührend, dass den Zuhörern Tränen der Rührung in den Augen stehen. Mit nicht enden wollendem Applaus bedanken sich diese für einen magischen Abend, bei dem man weinen und lachen konnte.
Kronachs Zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann und Marketingleiterin Karin Elsel von der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt dankten ihm für das wahrlich glückspendende Konzert. Elsel bekundete, das ihr Kreditinstitut das Konzert gerne unterstützt habe. "Wir würden es auch wieder tun", versprach sie unter tosendem Beifall. Scherbel gab den Dank an den Sponsor zurück, wie auch an die Stadt und das Tourismusbüro - und insbesondere an seine Freunde, Familie und vor allem an sein Publikum.

Dieses ließen den Entertainer natürlich nicht ohne Zugaben ziehen, die ihm mit dem Zungenbrecher "Minie the Moocher" zum Mitsingen sowie "Was wirklich wichtig ist" gerne gewährte. Das Rausschmeißerla "See you later, Alligator" war durchaus wörtlich zu verstehen. So waren alle Besucher noch zum Beisammensein nach dem Konzert eingeladen, bei dem - auf seinem Wunsch hin - Leberkäse aufgetischt wurde.
Da beide Konzerte noch vor Erscheinen der Werbe-Plakate ausverkauft waren, wurden diese - wie bereits im Herbst umsonst gedruckt. Wie damals signierte Uli Scherbel diese für sein Publikum - für eine kleine Spende wiederum für den Hospizverein Kronach. Und auch dabei präsentierte er sich freundlich, aufmerksam, höflich. Seinen Fans schenkte er seine ganze Aufmerksamkeit, ein freundliches Wort und sein so warmes Lächeln - so wie den ganzen Abend über.