Überraschung bei Sanierung an Kronacher Klosterkirche St. Petrus
Autor: Heike Schülein
Kronach, Donnerstag, 10. Dezember 2015
Zurzeit wird der Giebel der Klosterkirche St. Petrus mit großem Aufwand saniert. Unter dem entfernten Putz kam eine sehr bemerkenswerte historische und rare Bautechnik zum Vorschein.
"Eigentlich wollten wir nur auf der rechten Giebelseite den Putz ausbessern und neu streichen, also die Fassade machen", erklärte Kirchenpfleger Wolfgang Simon beim Pressegespräch. So habe sich an der Vorderfront des Putzes eine etwa zwei Handflächen große Wölbung befunden. Beim Abschlagen habe man feststellen müssen, dass sich der ganze Putz des Giebels gelockert habe. Diesen habe man daraufhin komplett abnehmen müssen. Dabei stieß man auf bis zu 24 mal 38 Zentimeter große Fachwerkhölzer.
Die Besonderheit besteht darin, dass einstmals dort zur Verblendung der Fachwerkkonstruktion auf die Holzbalken speziell angefertigte Abdeckplatten aus Ziegel und Sandstein befestigt wurden. Die Ausmauerung des Fachwerks ist bündig mit den Ziegelplatten ausgeführt. Die Befestigung der Platten erfolgte durch schmiedeeiserne Nägel beziehungsweise Eisenklammern.
Simon erzählte, wie es nach der Entdeckung weiterging: "Wir haben daraufhin die Untere Denkmalschutzbehörde eingeschaltet und die Untersuchung des Bauwerkes veranlasst." Das Schadensbild mit geschätzten Kosten von rund 150 000 Euro gestaltete sich weitaus höher als angenommen. Die Untersuchungen fanden bereits im Sommer statt. Da sich jedoch im Dachraum eine Fledermauskolonie befindet und die Jungtiere noch nicht flugfähig waren, musste man - auf Anordnung der ebenfalls mit hinzugezogenen Naturschutzbehörde - mit dem Sanierungsbeginn bis September warten.
Vielleicht aus dem Jahr 1671
Beeindruckt von der besonderen Fachwerkskonstruktion zeigte sich auch Kreisheimatpfleger Robert Wachter.
"Mit dieser Bautechnik wurde wohl gewährleistet, dass mit den damals zur Verfügung stehenden Baumaterialien eine optimale rissfreie Putzoberfläche hergestellt werden konnte", vermutete er. Die Zeitstellung dieser interessanten Bautechnik an der Klosterkirche sei noch nicht ganz klar, eventuell stamme sie aber sogar aus der Bauzeit von 1671! Der zuständige Gebietsreferent des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Robert Pick, habe sich unter seinen Kollegen einmal diesbezüglich umgehört. Ihnen allen sei bislang nur ein einziger ähnlicher Fall untergekommen, bei dem eine ähnliche Bautechnik zugrundegelegt worden sei - und zwar bei einem Gebäude in der Regensburger Ecke. "Die Bautechnik ist schon etwas Einmaliges", freute sich Wachter und lobte in diesem Zusammenhang auch, wie behutsam und denkmalgerecht bei der Sanierung des Giebels der Klosterkirche vorgegangen und Neues nach "historischem Vorbild" ergänzt worden sei.
Dies bestätigt auch Thomas Beierwaltes vom verantwortlich zeichnenden Büro Müller Architekten GmbH. "Der Giebel wird selbstverständlich im historischen Rahmen entsprechend dem 17. Jahrhundert ausgebaut", so der Bauprojektleiter, der zugleich Kirchenverwaltungsmitglied von St. Johannes Kronach ist.
Die Tragwerksuntersuchung führte das " Büro für angewandte Denkmalpflege" Johann Müller aus Stettfeld durch, untersuchte den konstruktiven Zustand des Giebels und schlug geeignete Sanierungsmaßnahmen vor. Der Untersuchungsbericht verdeutlicht die zahlreichen Schäden, die durchaus typisch für Fachwerkgiebel seien. Weiterhin hat der Giebel kleinere horizontale Verformungen.
Die Sanierung erfolgt durch den Abbau der ersten beiden Ziegelreihen vor dem Ortgang, dem Abbau der Ortgangsgesimse sowie dem vorsichtigen Anbohren gefährdeter Bereiche mit dünnem Bohrer. Die Holzschäden werden kleinteilig und mit viel Handarbeit repariert. Derzeit befindet man sich mitten in den Arbeiten.
Laut Beierwaltes müssen die in mehreren Lagen aufgebrachten Schichten des Putzes aushärten. Dies ist aufgrund der Frostgefahr in diesem Jahr nicht mehr möglich, da die Holzsanierung aufgrund von Schäden, welche erst im Zuge der Sanierung sichtbar wurden, länger als vorgesehen andauerten. "Für eine denkmalgerechte Sanierung wird ein Kalkputz verwendet", so Beierwaltes. Die Fertigstellung erfolge im Frühjahr.
Dankbar zeigte sich Kirchenpfleger Wolfgang Simon über einen von der Diözese Bamberg für die gesamte Baumaßnahme zugesagten beträchtlichen Zuschuss. Dennoch verbleibe noch ein hoher Eigenanteil für die Katholische Kirchenstiftung St. Johannes als Trägerin des Bauunterhalts der Klosterkirche, Spenden seien willkommen.