Turntraining im Maschinenhaus
Autor: Gerd Fleischmann
Stockheim, Dienstag, 24. Juni 2014
Der TSV Stockheim, einer der ältesten Sportvereine im Landkreis Kronach, blickt auf sein 125-jähriges Bestehen zurück.
Die Glasmacher der Champagnerflaschenfabrik Sigwart & Möhrle (1877-1930) standen Pate bei der Vereinsgründung. Schließlich wurde an den Wannenöfen die Idee geboren, die aufstrebende Industriegemeinde Stockheim mit einem Arbeiterturnverein - so hieß der TSV zunächst - zu bereichern.
15 Jahre später konnte bereits ein Turnfest, verbunden mit einer Fahnenweihe, im Garten des Landwirtes Georg Schreiner organisiert werden. Noch im gleichen Jahr erreichte Karl Rittmann die Genehmigung vom bayerischen Staat, eine Kinderturngruppe zu eröffnen, die die Glasmacher Konrad und Karl Luckscheider leiteten. Erstes Domizil war die Gastwirtschaft Michael Weißerth (jetzt Alte Zeche). 1908 sorgte ein weiteres Turnfest für einen enormen Aufschwung.
Die besten Turner wanderten ab
Drei Jahre später folgte prompt der erste Rückschlag: Die besten Turner wanderten ab in die Zweigfabrik von Sigwart & Möhrle nach Homburg im Saarland. 1920 kämpften nur noch die Turner Adolf Morlock, Georg Eidloth, Franz Renk und Georg Kaim um Siegeslorbeeren. Das Training fand nach 1911 im ehemaligen Maschinenhaus der stillgelegten "Maxschacht-Grube" statt. Kaum hatte sich der Verein vom personellen Aderlass erholt, schlug nach 1933 das Hitlerregime zu: Fahnen und Vereinsmaterial wurden ein Opfer der Flammen.
Bei der Wiedergründung 1953 unter der Leitung von Alfred Fehn bekam der Verein seinen jetzigen Namen. Männer der ersten Stunde waren Adolf Morlock, Karl Ludwig, Heinrich Heinlein, Baptist Schirmer und Josef Schneider. Barren, Reck, Pferd und einige Hanteln standen als Anfangsinventar zur Verfügung.
Nachdem Hugo Sikora für ein Jahr den Verein leitete, übernahm 1958 Karl Räther die Vereinsführung. Bei gerade mal 17 Mitgliedern und einer fast leeren Kasse und sorgte er mit Einsatzfreude und Kreativität in den folgenden Jahren bis 1975 für wichtige Weichenstellungen.
Erfolgreiche Leichtathleten
Leichtathletik, Tischtennis, Faustball und Damengymnastik dominierten. Vor allem die Leichtathletikabteilung kam zu großen Erfolgen. Insbesondere die Langläufer Harald Popig und Walter Kreissl erlangten oberfranken- und bayernweit hervorragende Platzierungen. Besondere Höhepunkte in Stockheim waren unter anderem die oberfränkischen Waldlaufmeisterschaften 1961, das Gauturnfest 1967 sowie das Gaukinderturnfest 1970.
Mit viel Geduld forcierte außerdem Philipp Reißenweber die Nachwuchsarbeit. Vor allem Christel Beez, Michaela Geiger und Svenja Pilipp setzten diese Erfolgsgeschichte fort. Für beachtliche Erfolge sorgte ebenfalls bis heute die Tischtennissparte, unter anderem mit Reinhard Räther und Martin Lutz.
1975 wurde Rainer Kraus Vorsitzender. 1978 konnte dann unter seiner Regie die Tennisabteilung aus der Taufe gehoben werden. Bereits 1982 wurden in der Nähe des Haßlachflusses vier Tennisplätze errichtet. Dafür opferten die Mitglieder 1300 Stunden. Dem unermüdlichen Einsatz von Rainer Kraus - er ist mittlerweile 21 Jahre Vorsitzender - war es zu verdanken, dass ein schmuckes Vereinsheim realisiert werden konnte. Für diesen Kraftakt waren nochmals 1700 freiwillige Arbeitsstunden erforderlich. Vom 7. bis 9. September 1984 fanden die Einweihungsfeierlichkeiten statt.
In einem großen Rahmen beging der TSV im Jahre 1989 sein "Hundertjähriges". Noch im gleichen Jahr gab es eine außergewöhnliche Ehrung: Die Stockheimer wurden durch Kultusminister Hans Zehetmair mit der Sportplakette des Bundespräsidenten geehrt.
Neben Karl Räther - er war 28 Jahre Vorsitzender - und dem noch amtierenden Vorstand Rainer Kraus übernahmen Reinhold Müller (1975-1976) sowie Axel Schwaß (1990-1995) die Verantwortung. In den letzten 36 Jahren konnten immerhin 938 Sportabzeichen verliehen werden. Für das Zustandekommen haben sich vor allem Philipp Reißenweber und Hilmar Welscher große Verdienste erworben.
Im Jubiläumsjahr ist das sportliche Angebot beachtlich. Folgende Sparten bietet der Verein seinen rund 500 Mitgliedern an: Gerätturnen, Fitness-Gymnastik, Frauengymnastik, Volleyball, Tischtennis, Mutter-Kind-Turnen, Herzsport-Gruppe, Erlebnisturnen, Kleinkinderturnen, Präventionsturnen sowie Tennis.
Der Fest-Auftakt erfolgt am Samstag, 28. Juni, ab 13.45 Uhr mit einer Kirchenparade auf dem Dorfplatz, begleitet von der Bergmannskapelle Stockheim. Den ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Wolfgang (14 Uhr) werden Pfarrer Hans-Michael Dinkel sowie Lektorin Isabella Fischer zelebrieren. Die Gruppe "El Shalom" singt. Anschließend bewegt sich der Festzug zur ASS-Sportschützenhalle am Maxschacht.
Ab 15.30 Uhr wird ein umfangreiches Kinderprogramm mit Turnvorführungen auf dem Festgelände unter der Regie von Sportkoordinatorin Christel Beez geboten. Die Bambinis werden die Show mit einer Mischung aus Bock- und Bodenübungen eröffnen. Einer der Höhepunkte ist der Flammentanz. Für die musikalische Umrahmung ist die Bergmannskapelle zuständig.