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Turnerschaft Kronach: Ein Wiedereinstieg mit Konzept


Autor: Marco Meißner

Steinberg, Montag, 25. Mai 2020

Die Baseballer der Turnerschaft Kronach machten am Wochenende den Anfang: Als erste Abteilung des landkreisweit größten Sportvereins sind sie wieder in den Übungsbetrieb eingestiegen. Das umfangreiche Sicherheitskonzept als Grundlage für das Training funktionierte.
Trainer Marco Limmer (l.) gibt - mit gebührendem Abstand - Anweisungen an die Jugendspieler der Baseballabteilung. Auch die Teenager halten sich an die Vorgaben. Trainiert wird in Kleingruppen mit höchstens fünf Personen. Foto: Marco Meißner


Die Bälle zischen auf der Steinberger Sportanlage durch die Luft und klatschen in die großen Lederpranken. "Endlich geht's wieder los!", freuen sich der 14-jährige Dominic und seine Teamkameraden, dass die wochenlange Trainingspause für die Baseballer der Turnerschaft Kronach ein Ende hat. Ihr samstäglicher Einsatz ist erst einmal ein Testballon, denn eine Selbstverständlichkeit ist Vereinssport in Corona-Zeiten noch immer nicht.

Saisonstart steht vorerst aus

"Der ganze Outdoor-Bereich hat bisher nicht stattgefunden. Da herrschte tote Hose", blickt Abteilungsleiter André Wicklein auf die vergangenen Wochen zurück. Die Saison sollte längst laufen. Doch wie die anderen Vereine der Region folgte auch die Turnerschaft mit allen Abteilungen den Trainings- und Wettkampfbeschränkungen.

Die vereinseigenen Sportanlagen wurden gesperrt, und auch die Teamsportler konnten nur noch jeder für sich Grundlagentraining betreiben. Doch die jüngsten Lockerungen machten für den landkreisweit größten Sportverein den Weg frei für den ersten, vorsichtigen Schritt in Richtung Normalität.

Jugendliche zeigen Disziplin

Eine Gruppe von Jugendspielern der Baseballabteilung fand am Samstag mit ihrem Trainer Marco Limmer auf dem Ballpark in Steinberg zusammen. Die Teenager kamen bereits umgezogen zum Platz, hatten Masken auf und Smalltalk vorm Training gab's nur kurz sowie aus sicherer Distanz. Der Kontakt untereinander sollte von Anfang an aufs Nötigste beschränkt sein. Das war der erste Eckpfeiler eines Konzeptes, das auch anderen Mannschaften als Vorbild dafür dienen darf, wie Vereinstraining aussehen kann, ohne Infektionsherde zu riskieren.

Dass es mit den Baseballern bei der Turnerschaft losging, war kein Zufall. "Der Vorteil unseres Sports ist, dass wir ohnehin wenige Kontaktsituationen haben. Im Training kann man sogar ganz darauf verzichten", erklärt Wicklein. Sogar beim Nachstellen von Spielsituationen können die Akteure weit auseinander stehen und recht statisch auf ihren Positionen verharren. Mit einem Schmunzeln überzeichnet Wicklein, was gerade beim Training zu sehen ist: "Unser Feld ist 12 000 Quadratmeter groß, wir haben neun Positionen - das macht in der Grundaufstellung also fast 1500 Quadratmeter für jeden." In den direkten Duellen gehe es vor allem um den Kampf des Werfer mit dem Schlagmann. "Und selbst die stehen 20 Meter weit auseinander - das funktioniert also gut", betont Wicklein.

Sicherheit ist oberstes Gebot

Doch hinter diesem Training steckt weit mehr als ein Rechenexempel für Sicherheitsabstände. Die Verantwortlichen folgen akribisch ihrem Konzept. Mehrmals in den zwei Stunden werden die Bälle getauscht oder desinfiziert. Die Spieler reinigen ihre Hände und ihre Sportgeräte mit Desinfektionsmitteln, die der Verein bereitstellt. Zuvor hat jeder einzelne Spieler einen Zettel abgegeben, in dem er versichert, keine Corona-Symptome zu haben.

Die jungen Leute ziehen mit

Dass auch die Jugendlichen Verständnis für diese Vorgaben zeigen - und sich vor allem auch auf und neben dem Platz daran halten, freut TS-Vorsitzenden Jörg Schnappauf. Einerseits wünscht er sich ja, dass der Sportverein wieder zunehmend aktiv werden kann. Andererseits ist er überzeugt, dass Teamsport zurzeit nur mit einem guten Konzept funktionieren kann. Schließlich soll niemandes Gesundheit riskiert werden.

"Das gemeinsame Training war in den vergangenen Wochen faktisch auf null reduziert", blickt er zurück. "Durch die Lockerungen sieht es jetzt ein bisschen besser aus, so dass zumindest mit Kleingruppen unter Beachtung der rechtlichen Vorgaben wieder ein Trainingsbetrieb auf Sparflamme im Freien möglich ist." Doch dafür müssten von allen Verstand, Augenmaß, Eigenverantwortung und die Bereitschaft zu Veränderungen gezeigt werden.

Es wird Veränderungen geben

"Wir werden uns in allen Abteilungen darauf einstellen müssen, dass Desinfektionsspender in einigen Bereichen zur Pflicht werden, dass Anleitungen zum Desinfizieren und Händewaschen in Sanitärräumen angebracht werden, dass wir einen Reiningungs- und Desinfektionsplan erstellen müssen", erwartet der Vorsitzende längerfristige Maßnahmen, die den Verein fordern werden. "Auch unsere öffentlichen Veranstaltungen müssen wir in ein Hygienekonzept mit einbeziehen."

Schnappauf ermuntert trotzdem weitere Abteilungen dazu, sich mit einem Wiedereinstieg ins Training zu befassen. Aber nur mit einem schlüssigen Konzept. Wie das aussehen kann, haben die Baseballer gezeigt.