Turbulenzen in Regenbogenfamilie
Autor: Mariell Dörrschmidt
Kronach, Montag, 03. April 2017
Homosexualität, Vorurteile, Humor und etwas Kitsch. Zum Saisonschluss überraschte die Komödie von Michael Druker, "Patrick 1,5", im Kreiskulturring.
Wölkchentapete, gehäkelte Sitzkissen, Kinderspielsachen, eine beleuchtete Hausbar und ein Bühnenbild mit zwei küssenden Supermännern. Alles ist bereit für den kleinen eineinhalb jährigen Patrick, den Göran und Sven adoptiert haben. Für die beiden Männer, die in einer eingetragenen Partnerschaft leben, scheint somit der Kinderwunsch erfüllt und das Glück beinahe vollendet.
Doch als es plötzlich an der Tür klingelt und sich ein krimineller Rabauke als Adoptivsohn entpuppt, steht die Welt für die beiden Väter Kopf. Der 15-Jährige Patrick, der plötzlich im kunterbunten Wohnzimmer des schwulen Paares steht, ist kein Kleinkind im süßen Alter. Er wurde durch ein Versehen des Sozialamts an das schwule Paar vermittelt. Ein unscheinbarer Kommafehler, der ein Zusammenleben scheinbar mehr als unmöglich macht.
Zwei Welten
Die Zuschauer beobachten die Turbulenzen, die das Zusammentreffen der beiden Welten mit sich bringt: Denn der aggressive, vorbestrafte Patrick ist von der Lebensgemeinschaft der beiden Männer angewidert. Ein Zusammenleben ist für ihn unvorstellbar und peinlich. Patrick beschimpft seine neuen Adoptiveltern und kann seine Vorurteile nicht unterdrücken. Ebenso heikel ist die Situation für Sven und Göran.
Während Sven als Sozialarbeiter gewalttätige Problemfälle wie Patrick zu Haufe kennt, entwickelt Göran hingegen Vatergefühle. Die Beziehung der beiden wird auf die Probe gestellt.
Sven will Patrick schnellstmöglich loswerden und Göran will dem Jungen eine Chance geben. Die Vorurteile, die auf der Bühne wechselseitig hin- und herfliegen, sind für die Zuschauer ein Erlebnis, das an Toleranz und Verständnis für das Anderssein appelliert.
Vorurteile überwinden
Im Vordergrund steht vor allem die Überwindung von Vorurteilen und die vorsichtige Annäherung der Protagonisten. Schließlich gewöhnen sich die drei Männer langsam aneinander und zeigen immer mehr Verständnis füreinander.Missverständnisse werden Stück für Stück aus dem Weg geräumt, und Patrick nimmt die Liebeleien seiner beiden Väter schließlich mit Humor statt Ekel, hilft im Haushalt und fühlt sich geborgen. Als Patrick am Ende des Stücks vom Sozialamt wieder abgeholt werden soll und somit das Versehen mit "Patrick 1,5" eigentlich gelöst wird, merken die drei Männer erst, wie eng sie zusammengewachsen sind. Zum Finale kommt Patrick zurück und feiert seine beiden Väter, die er nun nicht mehr peinlich, sondern cool findet.
Große Wirkung
Das Schauspiel der Theatergastspiele Fürth zeigt mit wenig Akteuren große Wirkung. Jan Hasenfuß in der Rolle des Sven, und Göran, gespielt von Regisseur Thomas Rohmer, inszenierten eine köstliche Liebesbeziehung und wahre Gefühle. Problemfall Patrick, der von Stefan Pescheck gespielt wird, gelang es mit trotzigen und aufmüpfigen Charakterzügen, die Rolle eines schwererziehbaren und gefährlichen Jugendlichen amüsant zu verkörpern. Zu dritt stellten die Schauspieler eine symphytische Komödie auf die Beine, die frisch und unterhaltsam beim Publikum ankam.