Tschirner Spieler von Zuschauer niedergeschlagen
Autor: Christoph Böger
Zeyern, Montag, 18. Mai 2015
Fabian Pechtold, Kapitän des A-Klassisten SSV Tschirn, wurde am Wochenende in Zeyern Opfer einer plötzlichen Zuschauer-Attacke. Während sich die Gastgeber für diesen unrühmlichen Vorfall sofort bei allen Beteiligten entschuldigten, hat Tschirns Abteilungsleiter Erwin Daum keinerlei Verständnis.
           
"Das ist unverzeihlich. Der stürmte wie von der Tarantel gestochen aufs Spielfeld und schlug meinen Kapitän mit der Faust voll ins Gesicht". Erwin Daum, Fußball-Abteilungsleiter des SSV Tschirn, ist auch einen Tag nach dem Spielabbruch in Zeyern noch aufgewühlt und kann bis heute nicht nachvollziehen, warum ein aufgebrachter Anhänger der Heimelf derart "durchdrehte".
Wie gestern bereits berichtet kam es in der Schlussphase der hitzigen A-Klassenpartie zwischen der SG Wallenfels/Zeyern und dem SSV Tschirn beim Stande von 3:1 für die Platzherren nach gut 75 Minuten zu einem unrühmlichen Zwischenfall. Der Hofer Schiedsrichter Popp brach die Partie nach einer Zuschauer-Attacke ab. Das Opfer heißt Fabian Pechtold.
Der Verteidiger und Spielführer der Tschirner Mannschaft führte einen Zweikampf an der Außenlinie und wurde beim Aufstehen von einem plötzlich auf den Platz stürmenden Zuschauer überrascht. Ohne eine Chance zu haben, sich zu wehren, erhielt er einen kräftigen Schlag mit der Faust mitten ins Gesicht.
Tschirns Abteilungsleiter, der seinen Kapitän Pechtold als tadellosen Sportsmann ohne Verfehlungen schätzt, sagt: "Fabian blutete sofort und hat durch den Schlag einen Zahn verloren. Was genau mit seiner Nase ist, weiß ich nicht", sagte Daum am Montag. Seinen Schützling hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesprochen. Fabian Pechtold ist derzeit krank geschrieben. Der 28-Jährige war deshalb gestern auch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Matthias Weiß, Abteilungsleiter der SG Wallenfels/Zeyern, stand wenige Meter vom Tatort entfernt und beschreibt den Zweikampf so: "Unser Spieler wurde gefoult und dann von seinem Gegenspieler am Unterleib gehalten und nicht mehr losgelassen. Das war der Auslöser."
"Es war ein Blackout"
Natürlich sei die anschließende "Kurzschlussreaktion" des Schlägers nicht entschuldbar und Weiß verurteilt das "selbst erteilte Faustrecht" auch auf das Schärfste. Beim Täter soll es sich um den entrüsteten Vater des ebenfalls in den besagten Zweikampf verwickelten Gegenspielers handeln. Er habe seine Tat ("Es war ein Blackout"/O-Ton Matthias Weiß) inzwischen bereut und sei bereits am Montagvormittag von allen seinen Ämtern bei der SG auf eigenem Wunsch zurückgetreten, um weiteren Schaden vom Verein abzuwenden. Der rabiate Zuschauer war bisher als Jugendtrainer und Ausschussmitglied im Verein tätig.
Abteilungsleiter Matthias Weiß kündigte gegenüber unserer Zeitung an, dass eine Abordnung seines Vereins schnellstens mit einem Präsentkorb das Opfer aufsuchen und sich noch einmal entschuldigen werde: "Als Verein bist du trotz Ordner bei solchen Vorkommnisse eben manchmal machtlos und kannst nicht immer alles verhindern."
Der "Übeltäter", der in Fußballerkreisen keineswegs als aggressiv beschrieben und für Aussetzer auch nicht bekannt sei, wurde von Ordnern aufgefordert, am Tatort zu bleiben. Unter Begleitschutz wurde er ins Sportheim gebracht und dort anschließend von der Polizei zu den Geschehnissen verhört. Er wurde angezeigt und wird sich demnächst wegen Körperverletzung zu verantworten haben.
Bereits vor und vor allem nach dem Abbruch ging es auf dem Sportplatz in Zeyern hoch her. Während sich die Geschehnisse vor der Eskalation noch im Rahmen hielten, kam es nach übereinstimmenden Zeugenaussagen zu tumultartigen Szenen.
Mehrere Personen hätten dabei getreten und geschlagen, ehe sich die Lage vor dem Eintreffen der Polizeibeamten und der Sanitäter wieder beruhigte.
Wie Sportgerichtsvorsitzender Siggi Baier auf Anfrage erklärte, hat er gegen den FC Wallenfels, aus dessen Reihen der Übeltäter kommt, ein Verfahren eingeleitet. Sowohl die Wallenfelser als auch die Tschirner können sich nun bis Donnerstag zu dem Vorfall äußern. Weil es sich um ein schwebendes Verfahren handelt, wollte Baier keine Prognose über den Ausgang des Verfahrens abgeben. Allerdings steht in der Rechts- und Verfahrensordnung des BFV, dass ein Verein für seine Spieler ebenso haftet wie für seine Zuschauer. Insofern kann wohl davon ausgegangen werden, dass der SSV Tschirn die drei Punkte am grünen Tisch zugesprochen bekommt. Da sich die Tschirner noch mitten im Aufstiegskampf befinden und am Wochenende der letzte Spieltag ansteht, will Baier möglichst noch diese Woche eine Entscheidung fällen.