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Tropenhaus Kleintettau: Spurensuche im Mikrokosmos


Autor: Marco Meißner

Kleintettau, Donnerstag, 31. August 2017

Ein ungewöhnliches Schädlingsbild sorgte im Kleintettauer Tropenhaus "Klein-Eden" für Rätselraten. Durch Zufall wurde das Geheimnis gelüftet.
Die Rote Spinne, eine Milbenart, nistet sich in den Kokons der Läuse ein. Dank eines Zufalls konnte die Symbiose der Schädlinge an den Tropenhaus-Mangos entdeckt werden. Nur unter dem Mikroskop war dies möglich.  Foto: Keyence


Ralf Schmitt deutet auf ein am Rand welkendes Blatt einer Mangopflanze. Darauf ist der weiße Belag eines Schädlings zu sehen. Diese Spuren gaben dem Projekberater und seinen Kollegen vom Tropenhaus "Klein-Eden" Rätsel auf. Kommissar Zufall half jedoch bei der Lösung dieses tierischen Falls. Und er bescherte dem Fachmann einen selbst für ihn seltenen Einblick in den Mikrokosmos des Tropenhauses.

"Es war ein Schädling, der sich nicht definieren ließ", erklärt Schmitt das Problem. Es gab Anzeichen, die auf Läuse hindeuteten. Zugleich war jedoch ein für diese Tiere ungewöhnliches Gewebe auf den Blättern zu erkennen. "Diese Verwebungen haben das Schildlausbild verändert", so der Projektberater.


Kleinste Details sichtbar gemacht

Der Zufall wollte es, dass ein Vertreter der Firma Keyence ins Haus schneite, der am Rennsteig Hochleistungsmikroskope vorstellte. Fürs Tropenhaus wäre die Anschaffung eines solchen Gerätes schwer zu schultern. Dennoch opferte der Vertreter seine Zeit und machte sich auf die Suche nach den Schädlingen. Drei Stunden lang untersuchte er die befallenen Blätter und gewährte dem Tropenhaus-Personal darüber hinaus einen besonderen Einblick in dessen Arbeitsumfeld. Winzige Flächen wurden detailliert aufgerastert, Wärmebilder erstellt, Filme vom Treiben auf den Blattoberflächen aufgenommen und Standbilder produziert. Die zeigten beispielsweise die Struktur der Blattadern oder ermöglichten das Vermessen einer Schlupfwespe. Alles im Mikrometer-Bereich.

Auch der tierische Übeltäter wurde entlarvt. Oder besser gesagt: die Übeltäter. Das seltsame Schädlingsbild resultierte nämlich aus der Symbiose von Schildlaus und Roter Spinne. Diese Spinnmilbe nutzt die verwaisten Kokons der Läuse und nistet sich darin ein. Inzwischen wird mit Nützlingen, dem australischen Marienkäfer und einer Raubwanze, bereits Gegenwehr geleistet. "Bei einem normalen Mikroskop wäre so etwas nicht zu erkennen gewesen", stellt Schmitt vor dem Bildschirm fest, auf dem die Milben in bis zu 500-facher Vergrößerung übers Blatt wuseln. "Da sind die Tiere meist schon weg, ehe man richtig scharf gestellt hat." So kann er aber auch noch Tage danach die Videobilder erkunden und vor allem genießen.