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Trickdiebe in Kronach auf Diebestour


Autor: Alexander Löffler

Kronach, Donnerstag, 11. April 2013

Zwei Geschäfte in Kronach wurden bereits am Mittwoch Opfer von Gaunern. Deren Vorgehensweise war immer die gleiche.
Die Diebe haben Jürgen Helgerth nur ein paar Münzen und zwei Fünf-Euro-Scheine zurückgelassen. Foto: Löffler


"Es war wie im Film", betont Jürgen Helgerth vom Geschäft Zoo & Co. in der Kronacher Schwedenstraße, das am Mittwochnachmittag zwischen 15.15 und 15.30 Uhr von Gaunern heimgesucht wurde. "Ich habe telefoniert, als ein auffällig hell gekleideter Mann das Geschäft betreten und sich bei den Fischen umgesehen hat. Als ich mit dem Telefonieren fertig war, hat mich der Mann in ein Gespräch verwickelt", erinnert sich Helgerth.

Der Mann sei sehr freundlich und höflich gewesen. "Er hat sich sogar entschuldigt, dass er nicht so gut deutsch spricht", erklärt Helgerth. Dass der vermeintliche Kunde während des Gesprächs ständig auf sein Handy getippt hat, dem hat der Geschäftsmann keine große Bedeutung beigemessen. Rückblickend glaubt er jedoch, dass der Mann auf diesem Weg seine Komplizen informiert hat.


Schlagartiges Ende

Diese haben dann während des Kundengesprächs von Helgerth den Laden betreten. Auf Grund der räumlichen Aufteilung seines Geschäftes und wegen des Kundengesprächs konnte er die zwei dünnen, großen Männer nicht im Blick haben. Irgendwann hat er dann nur mitbekommen, dass die Tür wieder leise zugefallen ist. "Plötzlich hat auch der andere Mann schlagartig das Gespräch abgebrochen und das Geschäft verlassen. Mir ist das dann schon komisch vorgekommen", betont Helgerth, der daraufhin hinausgegangen ist und gesehen hat, wie die drei Männer in einen in unmittelbarer Nähe geparkten, dunkelblauen Opel Rekord gestiegen und weggefahren sind.

Helgerth, der das polnische Kennzeichen des Fahrzeuges notiert hatte, musste schließlich registrieren, dass in seiner Kasse ein dreistelliger Betrag fehlte. "Die haben nur Münzen und zwei Fünf-Euro-Scheine zurückgelassen."

Die alarmierte Polizei hat nach einer groß angelegten Fahndung den Wagen mit den drei 25, 26 und 33 Jahre alten Männern in Küps aufgespürt. Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken in Bayreuth mitteilt, wurden die drei Polen nach ihrer Festnahme an die Kripo in Coburg übergeben. Nach einer Nacht in Haft hat gestern die Staatsanwaltschaft Coburg Sicherheitsleistungen angeordnet, womit die Strafe abgegolten sein dürfte. Anschließend wurden die Männer auf freien Fuß gesetzt.


Hoher dreistelliger Betrag

Nicht nur Helgerth wurde am Mittwoch Opfer dieser Trickdiebe. Auch der "Kerzen-Nadler" in der Klosterstraße wurde von den drei Polen heimgesucht. Dieter Nadler erinnert sich, dass ein Mann, der sich als Balte ausgab, das Geschäft betreten und sich für drei Hochzeitskerzen und eine Taufkerze interessiert hat. "Mir ist das zwar komisch vorgekommen, weil man ja normalerweise nur eine Hochzeitskerze kauft. Aber man kann ja nicht hinter jedem gleich einen Dieb vermuten - wahrscheinlich müsste man das aber tun", erklärt Dieter Nadler sichtlich betrübt. Die Vorgehensweise der Diebe war die gleiche wie bei Jürgen Helgerth. Und während des Kundengespräches haben zwei andere Männer einen laut Ingrid Nadler hohen dreistelligen Geldbetrag entwendet. "So etwas ist uns noch nie passiert", ärgert sich Ingrid Nadler, die künftig generell vorsichtiger sein will.

Helgerth war im Übrigen nicht der Erste, der bei der Polizei anrief und das Kennzeichen des polnischen Fahrzeuges durchgab. Dieses hatte zuvor schon Martin Renz von Radsport Dressel gemeldet. "Ich habe gesehen, dass jemand das Geschäft betreten hat und nach etwa zehn Sekunden wieder raus ist." Geprägt von einem Einbruch in sein Kulmbacher Geschäft im vergangenen September - "da wird man vorsichtig" -, folgte er dem Mann und sah, wie dieser zu zwei anderen Männern in ein Auto mit polnischem Kennzeichen gestiegen ist. Daraufhin hat Renz das Kennzeichen notiert und es der Polizei gemeldet. Warum der Mann das Fahrradgeschäft nach so kurzer Zeit wieder verlassen hat, darüber kann Renz nur spekulieren. Entweder seien zu viele Menschen im Geschäft gewesen oder der Mann habe nur den Zylinder der Eingangstür auskundschaften wollen. Zumindest Martin Renz hat keinen wirtschaftlichen Schaden registrieren müssen.


Glück im Unglück

Jürgen Helgerth und Dieter Nadler konnten dies zunächst nicht von sich behaupten. Allerdings dürften sie noch Glück haben. Denn wie die Polizei mitteilt, konnte bei der Festnahme der drei Polen das gestohlene Geld vollständig sichergestellt werden. Doch rückblickend auf die Ereignisse ist für die Nadlers und Jürgen Helgerth der wirtschaftliche Aspekt nur zweitrangig. Vielmehr sind sie zufrieden, dass ihnen nichts passiert ist. "Man weiß ja nie, wie das ausgeht, wenn man die auf frischer Tat ertappt. Unterm Strich muss man ja froh sein, dass es so glimpflich ausgegangen ist", erklärt Helgerth, der wie Nadler ebenfalls zum ersten Mal Opfer einer solchen Bande wurde und das schnelle Eingreifen der Polizei lobt. "Die haben wirklich gute Arbeit geleistet." pol