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Treffpunkt für 650 Kameraden


Autor: Sandra Hackenberg

Kronach, Dienstag, 24. Sept. 2019

Vier Monate sind seit der feierlichen Eröffnung des neuen Feuerwehrzentrums in Kronach vergangen und inzwischen haben sich die anfangs kargen Räume des Neubaus mit Leben gefüllt. Vor Ort zeigt sich: Im Feuerwehrzentrum ist jeden Tag Leben.
Der Vorsitzende der Kronacher Wehr Stefan Wicklein (links) und Kommandant Christian Büttner freuen sich, dass sie die Einsatzkleidung im neuen Feuerwehrzentrum jetzt auch reinigen und imprägnieren können. Foto: Sandra Hackenberg


Enge Gänge, Rauchschwaden, die die Sicht vernebeln, das Knistern eines lodernden Feuers - und irgendwo in all dem Chaos schreit ein Baby. So beklemmend diese Szene auf den ersten Blick scheint: Es ist nur eine Übung, die die Feuerwehr Teuschnitz in der modernen Übungsanlage des neuen Feuerwehrzentrums in Kronach absolviert.

"Das Ziel war, dass die Kameraden wieder gerne herkommen - und das ist uns gelungen", freut sich Kreisbrandrat Joachim Ranzenberger. Die alte Übungsanlage sei 1984 die erste ihrer Art in Oberfranken gewesen. "Aber dafür war sie nun auch die älteste."

Während es in der alten Übungsanlage in der Oberen Stadt nicht einmal ausreichend Platz zum Umziehen gab, warten nun zwei geräumige Umkleidekabinen mit Spinden und sanitären Anlagen auf die Kameraden - und Kameradinnen. "Mir war es besonders wichtig, dass die Umkleiden für die Damen genauso groß sind wie die der Herren", berichtet Kreisbrandmeister Wolfgang Weidenhammer, der das Atemschutz- und Ausbildungszentrum leitet und den kompletten Bau mit Argusaugen überwacht hat.

Von einem Leitstand aus kann der zuständige Atemschutzgerätewart den Puls seiner Kameraden messen und die Übung unter anderem mit einer Wärmebildkamera überwachen. Worauf Weidenhammer besonders stolz ist: "Wir haben jetzt 24 landkreiseigene Pressluftatmer, die demnächst von den Wehren während der Übungen genutzt werden können."

Außerdem gibt es eine "Folterkammer", wie Weidenhammer den Raum mit Laufband, Fahrrad- und Oberkörperergometer sowie Endlosleiter nennt. Die Gerätschaften erinnern an die eines Fitness-Studios, sind aber wesentlich stabiler: "Hier trainieren die Kameraden in voller Montur", erklärt der Kreisbrandmeister mit einem Schmunzeln. "Man kann sich vorstellen, wie beliebt dieser Raum ist."

Zeitgemäße Ausbildung

Ohne eine zeitgemäße Ausbildung funktioniere heutzutage gar nichts mehr. Über Giftgase und Feinstaubbelastung habe man sich vor drei Jahrzehnten noch keine Gedanken gemacht. Inzwischen sind das Gefahren, denen die Feuerwehrleute bei ihren Einsätzen stets ausgesetzt sind.

Zudem gibt es laut Kreisbrandrat Ranzenberger mittlerweile alleine rund 650 Atemschutzgeräteträger im Landkreis Kronach - das sind vier Mal so viele wie noch vor 35 Jahren. "Das sind die Ersten, die im Einsatz in den Innenangriff gehen. Die müssen fit und gut ausgebildet sein." Das habe sich bei dem Großbrand des Sägewerks in Höfles einmal mehr gezeigt, wo die Rauchentwicklung sogar außerhalb der Gebäude enorm war.

Die Feuerwehr der Stadt hat von dem Umzug in das neue Zentrum ebenso profitiert. "Wir waren in der Oberen Stadt so beengt, dass sich die Kameraden irgendwo umziehen mussten, wo gerade Platz war", erinnert sich Kommandant Christian Büttner. "Jetzt hat jeder seinen eigenen Spind, wo auch mal persönliche Gegenstände eingeschlossen werden können."

Auch für ihre Gerätschaften hat die städtische Feuerwehr endlich ausreichend Platz: "Vorher haben wir an vier verschiedenen Stellen in der Stadt unsere Sachen gelagert. Jetzt haben wir alles an zentraler Stelle", freut sich Büttner. Die Fahrzeuge der städtischen Wehr stehen nun alle in einer großen Halle. Einzig ein Löschgruppenfahrzeug verbleibt im alten Gerätehaus.

Platz für den Nachwuchs

Ein Herzensprojekt konnte die Feuerwehr Kronach mit dem Umzug nun endlich in die Tat umsetzen. "Wir hatten bisher keine Kinderfeuerwehr, weil uns schlicht der Platz dafür gefehlt hat", erklärt der Kommandant. Wegen der vielfältigen Freizeitangebote sei es immer schwerer, junge Menschen für die Feuerwehr zu gewinnen. Jetzt gibt es einen Aufenthaltsraum extra für den Nachwuchs, in dem auch mal Karten gespielt, gekickert oder gebastelt werden kann.

Was die Feuerwehr freut: "Das Interesse der Kinder ist riesig. Wir mussten die Gruppe bereits auf 50 Mitglieder beschränken." Auch von den Erwachsenen gibt es laut Büttner viel Zuspruch: "Es kommen jede Woche Gruppen vorbei, die eine Führung wollen."

Was den Alltag für alle Wehren zusätzlich erleichtert: "Wenn die Schutzausrüstung nach einem Brand kontaminiert war, mussten wir sie bis zuletzt zu Unternehmen oder anderen Wehren außerhalb des Landkreises bringen, um sie reinigen zu lassen", erklärt der Vorsitzende der Kronacher Wehr, Stefan Wicklein. "Jetzt können wir die Kleidung der Norm entsprechend reinigen, trocknen und imprägnieren."

Kameraden, die vom Einsatz kommen, können ihre verschmutzte Kleidung Tag und Nacht anliefern und wieder abholen, indem sie mit Transpondern die Türen zu den Ablagekammern im Feuerwehrzentrum öffnen. "Die Wartezeiten für alle 13 Wehren sind somit viel kürzer", weiß Kommandant Büttner.

Zudem können Wasserschläuche und deren Kupplungen in einer Waschanlage gereinigt und geprüft werden, ebenso die Atemschutzgeräte. Ist etwas kaputt, wird es direkt vor Ort repariert oder ausgetauscht. Irgendetwas gibt es im Feuerwehrzentrum immer zu tun.