Druckartikel: Traktor macht einen Bogen um Arnika-Blüten

Traktor macht einen Bogen um Arnika-Blüten


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Teuschnitz, Sonntag, 05. Juli 2015

Wenn die Familie Kestel aus Haßlach bei Teuschnitz ihre Wiesen mäht, dann macht der Traktor einen großen Bogen um die Arnika-Blüten. Die bleiben bis zum August stehen, damit die Samen ausfallen können. Erst dann wird das Gras mit den abgeblühten Heilpflanzen geerntet.
Veronika Kestel (rechts) zeigt Dietrich Förster und Bürgermeisterin Gabriele Weber einige beim Mähen entdeckte Arnikablüten. Um diese fährt der Mähtraktor weiträumig herum, um Beschädigungen oder gar das Abmähen zu vermeiden. Die Restrasenfläche wird nach der Samenreife der Heilpflanze im August gemäht. Im Hintergrund ist die Mariä Himmelfahrt-Kirche von Teuschnitz zu sehen.  Foto: Karl-Heinz Hofmann


Wo Arnika-Blumen stehen, wird nicht gemäht. Manch merkwürdige Rasengebilde in der Teuschnitzaue sind derzeit Ausdruck von Heimatbewusstsein und Naturschutz.

Die Landwirtsfamilie Kestel aus Haßlach bei Teuschnitz pflegt als Bewirtschafter einige der Wiesenflächen im Naturpark Frankenwald, die vom Landschaftspflegeverband wegen ihrer Einzigartigkeit an Pflanzenvorkommen als besonders schützenswert auserkoren wurden. Familie Kestel nimmt bei der Wiesenmahd besondere Rücksicht auf Arnika. "Wo diese dottergelben Rohrblüten aus dem Gras ragen, wird nicht gemäht", erklärt Veronika Kestel. Die erfahrene Landfrau späht vor dem Traktor ihres Ehemannes Friedrich - manchmal fährt auch Sohn Theo den Traktor - beim Mähvorgang vor dem Traktor die Arnikablüten auf und gibt dem Traktorfahrer ein Zeichen, diese mit dem Mähwerk weit zu umfahren, damit keine Beschädigungen oder gar eine Mahd der wertvollen

Heilpflanzen erfolgen. Dieser Teil der Rasenflächen wird erst nach der Samenreife der Arnika im August gemäht.


Viele Arten profitieren

Dieses Verhalten bezeichnet Dietrich Förster (Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Frankenwald Landkreis Kronach) als vorbildlich. "Damit trägt die Familie Kestel zur optimalen Pflege der Arnikawiesen der Stadt Teuschnitz bei." Die jetzige Mahd eines Teils der Flächen bedinge Randstrukturen, von denen viele Arten profitieren. Alles wird nicht zur gleichen Zeit gemäht. Wenn die anderen Flächen später gemäht werden, blühen schon die zuerst gemähten Flächen wieder neu auf, informiert der Fachmann.

Die Bürgermeisterin der Arnika-Stadt Teuschnitz, Gabriele Weber, ist hocherfreut über solch bewusstes Verhalten in Sachen Naturschutz und sagte bei einen Besuch einer gerade gemähten Rasenfläche der Familie Kestel Dank und Anerkennung im Namen der Stadt. "Die Arnikapflanze hat für die Stadt Teuschnitz große Bedeutung, denn ihr Vorkommen ist heute nur noch selten und deshalb gehört sie zu den besonders schützenswerten Pflanzenarten", informierte die Bürgermeisterin. Dass sich die Familie Kestel so vorbildlich verhalte, sei nicht selbstverständlich, denn es koste einiges an Zeitaufwand, den Traktor zu stoppen und an Arnikablüten vorbei zu steuern und dabei die Mahd zu unterbrechen. Dies gebühre öffentlichen Dank, so Rathauschefin Weber.