Trachtentrends in Kronach: Tradition, Mode, Einheitstracht
Autor: Cindy Dötschel
Kronach, Freitag, 09. August 2019
Spangen statt Schleifen, hochgeschlossene Blusen und viel Glitzer und Glamour: Das sind die neuen Dirndl-Trends.
Satinbänder in allen erdenklichen Farben sind unterhalb eines weißen Regals befestigt. Gegenüber liegt auf einem grauen Tisch ein Dirndl mit einem dunkelgrünen Rock. Passend dazu ein geblümtes Oberteil. "Vor zehn Jahren sind wir wieder in die Heimat gekommen, um unseren eigenen Laden zu eröffnen", sagt Anna Jeske. Ihre Schwester Nora kommt dazu und legt das Dirndl zum Bügeln auf ein blaues Brett. Gemeinsam betreiben sie das Atelier "Schwe Stern" in der Oberen Stadt.
Angefangen habe damals alles mit einer kleinen Dirndl-Kollektion. "Mittlerweile können die Kundinnen ihr Dirndl durch ein Baukastensystem selbst zusammenstellen", berichtet Anna Jeske. Es könne zwischen verschiedenen Stoffen, Schnitten, Ausschnittformen und Schürzen gewählt werden.
Einige wenige Ausstellungsexemplare gibt es auch zur Anprobe. "Wir versuchen, das Beste für jeden zu finden, am Ende sind wir Stylistinnen", wirft Nora Jeske ein. Dabei sei die Hautfarbe und die Figur der Kundinnen entscheidend. Individualität braucht Zeit: Wer sich ein Dirndl im Atelier "Schwe Stern" bestellt, muss mit einer Wartezeit von vier bis acht Wochen rechnen.
Tupperparty zum Oktoberfest
Der Hype um das Dirndl sei Anna Jeskes Einschätzung nach nicht mehr so groß wie früher: "Wir haben uns durch unseren Stil etabliert." Diesen beschreiben die Schwestern als schlicht. "Die Dirndl haben keine Borten und Bänder, sind einfarbig und haben einen hoch geschlossenen Ausschnitt", sagt Nora Jeske.
Ein echtes "Schwe Stern"-Dirndl erkennt man am Satinband an der Schürze: "Das Satin-Band, mit dem die Schütze gebunden wird, ist unser Markenzeichen." Weil jedes einzelne Dirndl in Handarbeit angefertigt wird, seien die Preise entsprechend höher als beim Kauf eines Dirndls "von der Stange".
Bis Anna und Nora Jeske ihre Dirndl vollständig selbst herstellten, war es ein langer Weg: Durch das Projekt "Pimp Your Dirndl" lernten Nora und Anna Jeske vor über zehn Jahren in München eine Frau kennen, die Filztaschen herstellte. "Gemeinsam mit ihr haben wir unsere Schürzen und ihre Taschen privat präsentiert und verkauft, wie auf Tupperpartys", erinnert sich Nora Jeske.
Dass sie einmal ganze Vereine ausstatten würden, hatten sie damals nicht gerechnet. "In diesem Jahr läuft die Schützengesellschaft Ludwigstadt beim Oktoberfestumzug in München mit unseren handbemalten Schürzen mit", sagt Anna Jeske stolz.