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Thüringer Warte feiert 50. Geburtstag


Autor: Simone Büttner

Lauenstein, Montag, 09. Sept. 2013

Der 50. Geburtstag des Aussichtsturms auf dem Ratzenberg bei Lauenstein wurde am Tag des offenen Denkmals gefeiert.
Zusammen mit Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig schauen Landrat Oswald Marr, Bürgermeister Timo Ehrhardt und Altlandrat Heinz Köhler tief ins Thüringer Land hinein.  Foto: Simone Büttner


Nach einladender Marschmusik durch die Blechbläsergruppe des Musikvereins Lauenstein begrüßte Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD) die zahlreichen Gäste auf dem Ratzenberg in Lauenstein unterhalb der 26,5 Meter hohen Thüringer Warte. Eine besondere Freude war es für Timo Ehrhardt, dass zu diesem Jubiläum vier neue Tafeln von Siegfried Scheidig mit Manja Hünlein für den Aufstieg im Inneren der Thüringer Warte gemacht wurden, die erstmals offiziell besichtigt werden konnten.

Diese Tafeln stellen die 50-jährige Geschichte des "Leuchtturms im Westen" im Zeitraffer dar, von der Errichtung der Stahlbaukonstruktion zum Schaufenster in die DDR bis hin zur Renovierung und Errichtung der "Grenzgeschichte-Ausstellung" im Fuß des Aussichtsturms.

Timo Ehrhardt dankte außerdem Rainer Seifert, der mit seinen täglichen Besuchen immer ein "Auge" auf den "Toorm" hat, wie ihn die Einheimischen nennen und diesen auch nun in zweiter Generation hegt und pflegt.

"Eine einzigartige Chance für alle Besucher ist es, Geschichte heute hautnah zu erleben und gezielt an diesem Tag des Denkmals einen Streifzug in unsere eigene Vergangenheit zu machen", so Bürgermeister Timo Ehrhardt. Denn mit seiner Symbolkraft alleine als Symbol der Teilung von Ost und West und der deutschen Wiedervereinigung sei die Thüringer Warte ein Denkmal dieser Zeit und Mahnmal für kommende Generationen. Für Timo Ehrhardt selbst symbolisiert der Turm auch die Freundschaft mit den Thüringer Nachbarn und so ist es auch deshalb sein Bemühen, gemeinsam eine Attraktivitätssteigerung der Thüringer Warte herbeizuführen.

Unbequeme Denkmäler

Regierungspräsident Wilhelm Wenning ging auf das Motto des Denkmaltages ein " Jenseits des Guten und Schönen - Unbequeme Denkmäler". Auch die Thüringer Warte passe in diese Interpretation hinein, denn sie dokumentiere eine Vergangenheit von Teilung und Grenzen, die Familien auseinander rissen. "Unbequeme Denkmale ecken an, rütteln auf, erwecken negative Assoziationen und werden zu gerne aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt. Umso dankbarer sind wir Menschen, Behörden und Institutionen, die solche Mahnmale deutscher Geschichte erhalten haben, wie Bunker- und Verteidigungsanlagen, Konzentrationslager und Wachttürme aus der DDR-Zeit."

"In zweierlei Hinsicht passt die ,Thüringer Warte, in dieses Denkmal- und Mahnmalbild des Denkmaltags. Zur Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1963 eingeweiht war dieser Turm mit seinem Blick weit hinein in die DDR ein ,Schaufenster‘ und versinnbildlicht heute wie kein anderes Denkmal die Deutsche Teilung und die Wiedervereinigung, gerade auch mit seiner Dauerausstellung zur Grenzgeschichte", so Wilhelm Wenning. Die Erhaltung von Denkmälern lohne sich, auch wenn sie oft vom gemeinsamen Engagement in Behörden, Verbänden, Vereinen und einzelnen Bürgern abhängt und die Denkmalpflege oft ein Kampf sei gegen den Zahn der Zeit, gegen Unkenntnis und leere Kassen. Es gelte, "gemeinsam das Kulturerbe zu bewahren" und diese Denkmäler und Mahnmale nachhaltig zu nutzen und an guten Lösungen zur Bewahrung der Geschichte beizutragen und diese auch für die Zukunft fit und attraktiv zu machen.

Landrat Oswald Marr (SPD) wünscht sich, die "Thüringer Warte" endlich in die Denkmalliste aufzunehmen, da sie derzeit zwar kein Denkmal nach dem Gesetz sei aber für viele Menschen doch ein Denkmal der "Herzen". Gerade die Thüringer Warte sei eine geschichtlich überaus bedeutsame Stätte.

Im Zeitraffer

Der Landrat wies auf das neue heimatkundliche Jahrbuch hin, in dem auch die Thematik aufgegriffen werde. "Der Bau der Warte im Zeitraffer" war das Thema des Vortrags von Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig anlässlich des Festakts unterhalb des Turms. In die Runde geschaut sah Siegfried Scheidig viele Lauensteiner, die Zeitzeugen seit dem Bau 1963 seien. Ausführlich erzählte Scheidig vom Bau ohne eigentliche Genehmigung, der unermesslichen Leistung der Baufirmen und ging auch auf die Besucherzahlenstatistik ein, die sich in fast 30 Jahren bei geschlossener Grenze ergeben habe.

Anschließend übergab Siegfried Scheidig die letzte Tafel mit der Geschichte der Thüringer Warte offiziell an Bürgermeister Timo Ehrhardt und die Ehrengäste, bevor Martin Weber noch einmal die Besucher und Gäste auf dem Ratzenberg mit dem Vortrag "Grenzgeschichten" in seinen Bann zog. Martin Weber machte deutlich, wie sich die Flüchtlingszahl im Bereich der Grenzpolizei Ludwigsstadt entwickelte und berichtete auch von tragischen Fällen.