Teil für Teil zum Sinn des Lebens
Autor: Heike Schülein
Wilhelmsthal, Freitag, 02. Mai 2014
"Gute Arbeit - sinnvoll leben" lautete am 1. Mai das Motto der KAB. Festrednerin war die Bundesvorsitzende Regina-Dolores Stieler-Hinz.
von unserer Mitarbeiterin Heike Schülein
Wilhelmsthal — Ist der Tag der Arbeit ein Relikt des 19. Jahrhunderts, das nicht mehr in unsere Zeit passt?! Mitnichten: Der 1. Mai als Kampftag der Arbeiterbewegung ist aktueller und notwendiger denn je: Dies machte die diesjährige KAB-Maikundgebung in Wilhelmsthal deutlich, war sie doch vor allem eines: eine eindrucksvolle Demonstration für die Würde und Rechte der arbeitenden Menschen weltweit.
"Wir brauchen den Tag der Arbeit, um weiterhin für die Rechte der Arbeitnehmer öffentlich ein- und aufzutreten - genau an den Orten, wo noch immer die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird und Wirtschaftsinteressen über menschenwürdige Arbeit gestellt werden." Diese deutlichen Worte fand Regina-Dolores Stieler-Hinz zum Thema "Gute Arbeit - sinnvoll leben". Die Bundesvorsitzende der KAB Deutschlands sprach die Situation der ausgebeuteten Wanderarbeiter in
Für Garantie-Grundeinkommen
Im Gegenteil: Beim von der KAB geforderten Mindestlohn habe man zwar einen ersten Sieg erzielt, aber noch längst nicht die Schlacht geschlagen. Deutschland brauche einen Mindestlohn von 9,70 Euro, um ein "Auskommen mit dem Einkommen" zu sichern. Für die KAB sei jede Tätigkeit Ausdruck der Teilhabe an der Schöpfung, auch wenn sie nicht monetär entlohnt werde. "Wir sprechen von der Tirade der Arbeit, in der Eigenarbeit - also Kindererziehung, Pflege Angehöriger oder die eigene Weiterbildung - ebenso, wie die gemeinnützige Arbeit gleichgestellt sind mit der Erwerbstätigkeit; auch gesellschaftlich anerkannt und vergütet", appellierte sie.
Die Einführung eines garantierten Grundeinkommens sei eine Voraussetzung für dieses KAB-Modell der Tätigkeitsgesellschaft. Man brauche Mut, an den sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so zu wirken, dass sie ein sinnvolles Leben ermöglichten. Eines der kostbarsten Güter sei die Zeit geworden, so Stieler-Hinz. Mit möglichst vielen Partnern werde die KAB eine neue Arbeitszeit-Offensive starten und sich für die schrittweise Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich einsetzen. Die Zeit für solch eine Diskussion sei reif. Die Wirtschaft boome.
Das größte Sinnpuzzle der Welt
Willkommen geheißen wurden Gäste aus Politik, Kirche und Wirtschaft von den KAB-Kreisvorsitzenden Gabriele Zeuß und Günter Romig. "Sinnvoll zu leben ist nicht einfach", meinte Zeuß. Ohne gute Arbeit sei ein sinnvolles Leben aber nicht möglich.
Laut dem Vorsitzenden der KAB Wilhelmsthal, Reinhold Dietrich, sei die Maikundgebung ein guter Grund, um Danke zu sagen und Rechenschaft abzulegen - aber auch um sich auf den gemeinsamen Weg zu besinnen und zu fragen, wie man das angetragene Erbe in die Welt hineintragen könne.
Wilhelmsthals neue Erste Bürgermeisterin Susanne Grebner (SPD/Freie Bürger) bezeichnete es bei ihrem ersten Termin als "Freude und Ehre, dass die Maikundgebung im KAB-Haus stattfinde". "Die KAB ist eine wichtige Institution, die auf eine lange erfolgreiche Geschichte zurückblicken kann", sagte sie. Den Menschen müsste wieder nähergebracht werden, warum sich die Menschen zur KAB zusammengeschlossen haben - nämlich um gleiche politische und gesellschaftliche Rechte zu schaffen.
Alle Teilnehmer waren aufgerufen, sich an der großen Puzzle-Aktion des Bundesverbands zu beteiligen: Sie schrieben auf ein großes Puzzleteil, was ein sinnvolles Leben ausmache. 40 000 solcher Puzzle sind bundesweit in Bearbeitung, damit am 15. November 2014 das größte Sinnpuzzle der Welt zusammenfügt werden kann.