Talsperre: Nordhalben soll mit ins Boot
Autor: Veronika Schadeck
Nordhalben, Sonntag, 05. April 2020
Bürgermeister Michael Pöhnlein möchte seine Gemeinde zu einem Gründungsmitglied einer Interessengemeinschaft machen. Die soll dafür sorgen, dass die Nordhalbener an der Wertschöpfung aus der Talsperre beteiligt werden.
Die Gemeinde Nordhalben soll Gründungsmitglied einer "Interessengemeinschaft wasserliefernde Kommunen in Bayern" werden. Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW) verspricht sich davon, seinem Ziel näherzukommen: Nordhalben soll an der Wertschöpfungskette der Trinkwasservermarktung partizipieren.
Schon vor der Kommunalwahl hatte Pöhnlein geäußert, dass dies im Fall seiner Wiederwahl ein Schwerpunkt seiner politischen Arbeit werden wird. Die Bewirtschaftung und damit die Wertschöpfungskette bei der Trinkwasservermarktung fängt seiner Ansicht nach nicht erst beim Aufstauen des Wassers in der Talsperre an, sondern mit der Bereitstellung durch die Wasserschutzgebiete.
Der Bürgermeister befürchtet, dass aufgrund der Coronakrise die Förderungen seitens des Staates nicht in der Form wie bisher weiterlaufen werden. Zudem sei die Marktgemeinde wegen des Erhalts von Stabilisierungshilfen - in den letzten beiden Jahren waren dies knapp über eine Million Euro - gefordert, dem Freistaat Wege aufzuzeigen, wie die Einnahmesituation der Kommune verbessert werden könnte. Außerdem will Pöhnlein mehr finanzielle Unabhängigkeit für seine Gemeinde. "Es ist ein Unterschied, ob man selbst etwas erwirtschaftet oder in München betteln muss!", unterstreicht er.
Wie er auf Anfrage des Fränkischen Tags erklärt, erzeugen die Bayerischen Landeskraftwerke, die sich im Eigentum des Freistaats befinden, mit Hilfe der Wasserkraft aus der Ködeltalsperre Ökostrom. Die daraus resultierende Gewerbesteuer erhalte jedoch nicht die Gemeinde Nordhalben, sondern die Stadt Nürnberg. Pöhnlein empfindet es als große Ungerechtigkeit, dass aufgrund der im Jahr 2007 durchgeführte "Zerlegung" die damals ohnehin schon klamme Marktgemeinde 130 000 Euro an Gewerbesteuer habe zurückzahlen müssen. "Das ist nicht akzeptabel und widerspricht dem politischen Ziel, die Kluft zwischen Stadt und Land nicht weiter anwachsen zu lassen."
Nordhalben will mit ins Boot
Er fordert, wie bei anderen Großanlagen zur erneuerbaren Energiegewinnung auch, dass eine Aufteilung der Gewerbesteuer - 70 Prozent Anlagenstandort und 30 Prozent Firmensitz - praktiziert wird. Zudem will er auch dafür kämpfen, dass die damals entrichtete Gewerbesteuer an die Bayerischen Landeskraftwerke an den Markt zurückgezahlt wird.
Weiterhin will er sich für die Einführung eines sogenannten "Wasserpfennigs" stark machen. Dieser existiere in einigen Bundesländern und sei ein Ausgleich für die Nachteile, welche die Eigentümer bei der Entnahme von Rohwasser aus ihren Flächen in Kauf nehmen müssten.
Die Hälfte der Nordhalbener Gemarkung ist Wasserschutzgebiet, von dem der Freistaat Bayern das Rohwasser bezieht, in der Ködeltalsperre speichert und an die Fernwasserversorgung Oberfranken für rund fünf Cent pro Kubikmeter weiterverkauft, wie Pöhnlein erklärt. In der Talsperre wird das Rohwasser über Turbinen abgearbeitet und der FWO zur Trinkwasseraufbereitung in Rieblich zugeführt. Gleichzeitig wird dabei ökologischer Strom erzeugt.