Susanne Grebner fühlt sich als Bürgermeisterin von Wilhelmsthal wohl
Autor: Marco Meißner
Steinberg, Freitag, 05. Mai 2017
Bürgermeisterin Susanne Grebner ist nach einer halben Wahlperiode überrascht, wie schnell sie sich im Rathaus der Gemeinde Wilhelmsthal eingelebt hat.
Susanne Grebner (SPD) trägt ein Lächeln im Gesicht, obwohl ihr gerade ein Termin mitgeteilt wird, der ihre Planung komplett über den Haufen wirft. Aus der Ruhe lässt sie sich dadurch nicht bringen. Mit Unwägbarkeiten umzugehen, dass hat die Quereinsteigerin vor ihrer Tätigkeit als Bürgermeisterin von Wilhelmsthal in der freien Wirtschaft gelernt. "In der Modebranche beispielsweise herrscht knallharter Zeitdruck", erzählt sie. Von solchen Erfahrungen profitiert sie nun.
Sie schmunzelt. Vielleicht habe sie mit ihrer Arbeitsweise und ihrer Erwartungshaltung anfangs die Kollegen in der Verwaltung sogar etwas überrumpelt, spekuliert Grebner. Allerdings habe auch die Bürgermeisterin selbst einige Zeit gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, dass in einem Rathaus eben bürokratische Vorgänge und Fristen mitunter die Schlagzahl vorgeben.
Die schwierigste Phase nach der Wahl
Die schlimmste Zeit auf ihrem Weg zum und im Bürgermeisteramt sei jedoch unmittelbar vor dem Dienstantritt 2014 gewesen. Sie habe überhaupt nicht gewusst, was auf sie zukommt. "Ich bin ja branchenfremd", stellt sie fest. Dank eines guten Teams, dank unvoreingenommener Bürger und nicht zuletzt dank der ins Gremium zurückgekehrten Harmonie sei sie allerdings schneller in ihre Aufgabe hineingewachsen, als sie selbst vermutet hatte. "Inzwischen fühlt es sich so an, als hätte ich das schon immer gemacht." Dabei war der Start als Bürgermeisterin mit schwierigen Entscheidungen und Situationen verknüpft. Ein Beispiel hierfür ist der Straßenbau. Grebner erklärt, dass die negativen Begleiterscheinungen, wie die Kostenbeteiligung oder Straßensperrungen, den Blick der Bürger darauf trüben, dass etwas Gutes für sie erreicht werden soll. In solchen Situationen müsse man mit den Menschen reden und ihnen auch negative Aspekte vermitteln. Eine bloße Ja-Sagerin will Grebner nämlich nicht sein. So bürgerfreundlich wie möglich Projekte umsetzen, das will sie hingegen schon.
Und zu tun gab und gibt es viel. "Wir stellen ein Konzept auf und versuchen das abzuarbeiten", erklärt sie, wie dem von ihr angeprangerten Investitionsstau die Stirn geboten werden soll. Es liege so viel an, dass in ein, zwei Wahlzeiten wohl gar nicht alles zu bewältigen sei. In der Vergangenheit sei zu oft vom Sparen die Rede gewesen, obwohl sie unter dem Strich ein wirtschaftliches Unterhalten der Infrastruktur für billiger gehalten hätte. "Das wird teilweise wohl noch meinen Nachfolger beschäftigen - aber der hat dann ein Konzept vorliegen", stellt sie fest. Eine gute Förderkulisse spiele dem Gemeindeentwicklungskonzept zurzeit natürlich in die Karten. Es sei aber ebenso wichtig, möglichst alle Seiten mit ins Boot zu holen.
Viel hängt an den Straßen
"Das Hauptproblem sind unsere Straßen. Da ist in den vergangenen Jahren fast nichts Großes passiert", geht sie auf einen Kernpunkt der Planungen ein. Nun sollen Zug um Zug wieder Vollausbauten in Angriff genommen werden. Bereits bis 2026 sei für jedes Jahr ein Vollausbau geplant. Diese Sanierungen seien auch deshalb nötig, weil sonst die Infrastruktur im Straßenbett, zum Beispiel Kanal und Wassernetz, weiter verfallen. Sehr zufrieden ist sie, dass schon die Wöhrleite und die Grieser Straße angegangen wurden. Für die Brücken im Gemeindegebiet soll ebenfalls ein Gesamtkonzept erstellt werden.
Bei den Feuerwehren liefen jetzt viele turnusmäßige Erneuerungsmaßnahmen auf, und bei den kleinen, ehemaligen Schulhäusern müsse man im Einzelfall gut abwägen, wo Geld hineingesteckt werden soll und wo ein Abriss, wie in Wilhelmsthal, die vernünftigere Lösung ist. Äußerst wichtig sei auch der Breitbandausbau, bei dem Wilhelmsthal ganz vorne dabei gewesen sei. Eine Fortsetzung soll folgen.
Ein heißes Eisen ist das Wassernetz der Frankenwaldgruppe. Anderswo sei in der Vergangenheit viel erneuert worden, in Wilhelmsthal jedoch nicht, nachdem dort eben fast keine Straßen saniert worden seien. Opulente Fördermöglichkeiten in den 1990er Jahren habe man verstreichen lassen. Nun gelte es, dem Weg von MdL Jürgen Baumgärtner (CSU) zu einer Härtefall-Regelung zu folgen. Das ist nach Grebners Ansicht die letzte Chance, den Bürgern eine Menge Geld zu sparen. Deshalb bricht sie auch eine Lanze für Baumgärtner als FWG-Vorsitzenden: "Ich bin sehr dankbar, dass er sich der Sache angenommen hat. Er meint es nur gut und jetzt bezieht er dafür überall Prügel." Die FWG sei über 30 Jahre in diese Situation hineingeritten worden, jetzt werde es wohl auch 30 Jahre dauern, sie wieder herauszuziehen. Und das werde die Solidarität unter den Mitglieder erfordern.
Alles in allem werde das Wohl und Wehe für eine Gemeinde wie Wilhelmsthal aber weiterhin vom Mitziehen der Bürger abhängen. "Ohne sie geht's nicht. Sie sind die Hauptsache!", unterstreicht Grebner. Doch über ehrenamtliches Engagement könne sie glücklicherweise nicht klagen.