Suchst du noch oder wohnst du schon?
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Dienstag, 16. Mai 2017
Wie sieht die Mietsituation in Kronach aus? Eine Bestandsaufnahme.
Die Suche dauerte drei Monate: Rund 20 Wohnungen hat Markus Kaiser zwischen Januar und April des vergangenen Jahres in Kronach besichtigt - und hätte bei den meisten am liebsten gleich wieder auf dem Absatz kehrt gemacht. "Die waren entweder überteuert oder die Bausubstanz sehr marode", erklärt der 34-jährige Maschinenführer.
Von in die Jahre gekommenen Fensterrahmen bis zu nicht mehr nutzbaren Böden habe er so einiges gesehen. "Eine Wohnung war sogar eine komplette Baustelle", erzählt er. "Da ist man dann bei der Besichtigung gedanklich gleich einmal die Preise im Baumarkt durchgegangen und hat überschlagen, wie teuer die Renovierung werden würde."
Abschreckend seien auch die Mieten gewesen. Für eine 70 bis 75 Quadratmeter große Drei- bis Vierzimmerwohnung habe der Durchschnittspreis für eine Warmmiete zwischen 650 und bis 680 Euro gelegen. "Und das waren nicht immer sonderlich schöne Wohnungen", merkt er an. Fündig wurde der Vater einer zweijährigen Tochter schließlich in einer KWG-Wohnung. "Damit habe ich einen Glückstreffer gemacht. Das war die beste von allen Wohnungen, die ich mir angesehen habe", sagt Kaiser.
Für 68 Quadratmeter überweist er monatlich nun eine Kaltmiete von 420 Euro. Pro Quadratmeter sind das 6,17 Euro - etwas mehr als im Durchschnitt in der Kreisstadt gezahlt wird. Nach Angaben des Immobilienportals immowelt.de lag der durchschnittliche Quadratmeterpreis im April bei 5,73 Euro. Repräsentativ sind die Zahlen allerdings nicht. Sie basieren lediglich auf den über das Immobilienportal angebotenen und nachgefragten Wohnungen. Da es für Kronach aber keinen offiziellen Mietspiegel gibt, machen sie zumindest eine grobe Einordnung möglich.
Denn die Frage ist: Ist Wohnen in Kronach nun teuer oder nicht? Laut der Daten von immowelt.de sind die Mietpreise ähnlich wie in Nachbarstädten wie Kulmbach (6,14), Coburg (6,30) oder Lichtenfels (6,16).
Große Preisspanne
Überraschend ist, dass der Durchschnittspreis für den Landkreis mit 6,16 Euro höher ist als für die Kreisstadt. Doch da könnte sich bereits beweisen, dass die Zahlen des Portals mit Vorsicht zu betrachten sind. "Im Vergleich zu den umliegenden Gemeinden ist Kronach schon teurer", sagt Ralf Völkl, Fraktionssprecher der SPD im Kronacher Stadtrat. Er ist Mitglied im Mieterverein und setzte sich dafür ein, dass vor rund zwei Jahren auch ein Kronacher Mieterverein gegründet wurde. Allerdings gebe es in der Kreisstadt natürlich eine große Preisspanne. Während ältere Gebäude, wie die der ehemaligen KWG, etwas günstiger seien, würden private Vermieter oft mehr verlangen.
Doch wie schwierig ist die Suche? Um einen etwas größeren Einblick zu erhalten, hat unsere Redaktion auf ihrer Facebook-Seite eine Umfrage gestartet, die rund 6000 Personen erreichte und über die sich auch Markus Kaiser bei uns meldete. Ein Großteil der 33 Kommentare kam zu einem ähnlichen Fazit wie der 34-Jährige: zu wenig Auswahl, zu teuer. "Das kann ich nur bestätigen. Es gibt eine große Nachfrage und es ist schwierig, etwas Passendes zu finden", findet auch Völkl. Gerade in der Kernstadt sei die Nachfrage dauerhaft hoch. Vor allem wegen der guten Infrastruktur, Gastronomieangebote und der Nähe zu Schulen und Kindergärten.
Auch die wenigen Wohnungen, die noch der Stadt gehören, sind alle vermietet, teilt Hauptamtsleiter Stefan Wicklein mit. Weil aufgrund der Topografie der Bau von neuen Wohnungen in Kronach Stadt schwierig sei, sei derzeit das Thema "Innenverdichtung" groß. In diesem Zuge wurden auf dem Grundstück abgerissener Gebäude neue Wohnungen errichtet oder oder - wie etwa beim Landesgartenschaugelände - auf ausgewiesenen Baugebieten gebaut.
Unter dem Bundesdurchschnitt
Die hohe Nachfrage bringe es aber auch mit sich, dass die Mieten in Kronach teurer sein können als in umliegenden Gemeinden. "Der Mietpreis orientiert sich nun einmal am freien Markt", so Wicklein. Preislich liege die Kreisstadt im Vergleich mit andere Städten "ganz okay".Peter Rudloff sieht das genauso. Vier Wohnungen haben sich der Produktionsassistent und dessen Freundin, die aus beruflichen Gründen von Saalfeld nach Kronach gezogen sind, angesehen. Seit Oktober wohnen beide nun in der Nähe des Stadtgrabens. "Die Wohnung war auch unser Favorit", sagt Rudloff. Zwar hatten sie sich vorgenommen, nicht mehr als 500 Euro Warmmiete auszugeben, geworden sind dann aber doch 540. 5,41 Euro (kalt) pro Quadratmeter. Mit dem Weihnachtsmarkt und "Kronach leuchtet" hat er nun die ersten größeren Veranstaltungen hinter sich. "Natürlich würde man sich schon ein paar mehr wünschen, aber man kann Kronach auch nicht mit einer Stadt wie Jena vergleichen", sagt der 30-Jährige. Dort gebe es zwar mehr kulturelle Angebote, die Mieten seien dafür aber auch teurer. In Kronach stimme das Preis-Leistungs-Verhältnis. In Saalfeld habe er für eine 20-Quadratmeter-Wohnung noch 230 Euro Kaltmiete gezahlt.
Die Durchschnittsmiete in Deutschland lag im vergangenen Jahr laut des "F+B-Mietspiegelindex" übrigens bei 6,54 Euro pro Quadratmeter. Er zeigt an, wieviel Geld Mieter in Deutschland für ihre Wohnung aufwenden und ist die momentan einzige Auswertung aller amtlichen Mietpreisübersichten. Vergleicht man ihn mit den nichtrepräsentativen Zahlen von immowelt.de, liegen auch die teureren Städte in Nachbarlandkreisen noch unter dem bundesdeutschen Schnitt.
Facebook-Umfrage: Das sagt das Netz
Reaktionen: Auf der Facebook-Seite unserer Redaktion fragten wir nach der Meinung unserer Leser. Wir wollten wissen, wie sie die Mietsituation in Kronach bewerten, ob eine Wohnung leicht zu finden ist und wie sie die Kosten beurteilen?
Katrin G.: "Viel zu teuer und sehr schwer, etwas Passendes zu finden."
Lore K.: "Ich suche bereits seit drei Jahren. Was mir in dieser Zeit alles angeboten wurde, war entweder viel zu teuer oder schlicht unakzeptabel und vor allen Dingen fast immer ohne Einbauküche."
Birgit G.: "Überraschend wenig Auswahl und im Hinblick auf eine Stadt wie Kronach sehr teuer. Was man von privaten Vermietern angeboten bekommt, grenzt teilweise wirklich an Frechheit. Da wird bisweilen versucht, die heruntergekommenste Bude an den Mann bzw. Mieter zu bringen. Mein Fazit: sich freuen, wenn man etwas halbwegs Akzeptables gefunden hat."
Carolin G.: "Ich hab' damals 'nen Sechser im Lotto gelandet mit meiner Wohnung. Zwar nicht direkt in Kronach, sondern in Friesen, aber von da aus ist man dennoch fix in Kronach, wenn es mal sein muss. Aber allgemein ist es schon verrückt, was für die Bruchbuden verlangt wird."