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Stütz- und Förderklasse als Chance


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Donnerstag, 05. März 2015

Der Jugendhilfeausschuss hat einstimmig votiert für ein Modell und die Konzeption der wohnortnahen und präventiv ausgerichteten Stütz- und Förderklasse im Bereich der sozialen und emotionalen Entwicklung. Eingerichtet wird sie an der Pestalozzi-Schule in Kronach ab dem Schuljahr 2015/16.
Symbolfoto: Marcus Führer/ dpa


Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Kronach befasste sich mit dem Haushaltsplan 2015. Der Zuschussbedarf wurde mit 4,42 Millionen veranschlagt und wird so auch an Kreisausschuss und dem Kreistag zur Annahme empfohlen.

Der Haushaltsentwurf sieht im Vergleich zum vorläufigen Ergebnis 2014 eine Steigerung um 23,75 Prozent. Gegenüber dem Haushaltsplan 2014 mussten die Haushaltsansätze insgesamt um 660 900 Euro erhöht werden, obwohl schon 2014 mit einem sachlichen Mehraufwand von 381 569 Euro abgeschlossen wurde.

Zwei große Faktoren gaben den Ausschlag für diese außergewöhnlichen Mehrbelastungen. Es gibt immer mehr Kinder mit gravierenden Verhaltensauffälligkeiten. Hierzu führte das Schulamt Kronach zum Jahresende 2014 eine Bedarfserhebung durch.



Insgesamt wurden neun Kinder von den Grundschulen anhand eines Kriterien-Bogens als grundsätzlich in Frage kommend für eine Stütz- und Förderklasse gemeldet. Vom sonderpädagogischen Förderzentrum Pestalozzi- Schule wurde der Bedarf für drei Schüler angezeigt, die bereits jetzt in den dortigen Klassen unterrichtet werden.

"Das muss man gesehen haben"

Die Leiterin der Pestalozzi-Schule, Irene Müller und Schulamtsdirektor Uwe Dörfer berichteten von bisweilen überaus aggressiven Verhaltensweisen solcher Kinder, "das muss man gesehen oder erlebt haben", sagte sie wörtlich und berichteten auch, dass sogar schon Polizeieinsätze nötig waren.

Trotzdem glauben die Pädagogen in vielen Fällen an eine Rückführung in eine normale schulische Laufbahn, wenn die Kinder richtig erzogen werden. "Die brauchen einfach mehr Zuwendung und Zuneigung als andere Kinder", erklärte Irene Müller.

Deshalb war auch das Jugendhilfeausschussgremium einstimmig für ein Modell und die Konzeption der wohnortnahen und präventiv ausgerichteten Stütz- und Förderklasse im Bereich der sozialen und emotionalen Entwicklung an der Pestalozzi- Schule in Kronach ab dem Schuljahr 2015/16.

85 000 bis 90 000 Euro pro Klasse

Jugendamtsleiter Stefan Schramm nannte Kosten von 85 000 bis 90 000 Euro pro Klasse. Die Beschäftigung des erforderlichen Fachpersonals erfolgt beim Caritasverband für den Landkreis Kronach.

Die Geschäftsführerin des Caritasverbandes, Cornelia Thron, sprach in dem Zusammenhang von einer großen Chance für die Kinder. "Es gibt andernorts schon gute Erfahrungen für eine Rückführung", informierte sie.
Als zweiten Faktor für die immense Aufwandssteigerung im Haushalt 2015 nannte Schramm die Aufnahme und Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Auch diese Zahl ist steigend.

Die meisten aus dem Kosovo

18 junge Menschen werden, nach einer von der Regierung erstellten Quote, dem Landkreis Kronach zugewiesen und müssen in geeigneten Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht werden. Aktuell sind es 17 Jugendliche. Es handelt sich um junge Leute aus dem Kosovo (7) aus Somalia (2), Eritrea (2), Afghanistan (2), aus Marokko, Irak und Senegal. Bisher sind die Jugendlichen in der Einrichtung der Rummelsberger Dienste in Fassoldshof untergebracht. Sobald wie möglich sollen sie aber in Wohngruppen ins ehemalige Bürgerspital einziehen.

Landrat Oswald Marr (SPD), der die Sitzung leitete, informierte, dass es Ziel sei, die Erteilung einer Erlaubnis für den Betrieb einer stationären Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe vorzubereiten und beide Wohngruppen noch im April zu eröffnen.

Rückbau muss möglich sein

Zunächst sind noch Renovierungs- und Umbauarbeiten durchzuführen und es muss die Möblierung der Wohngruppen erfolgen. Ferner ist für die zweite Gruppe noch geeignetes Personal zu suchen und anzustellen. Außerdem sollte der Umbau so erfolgen, dass jederzeit wieder ein Rückbau möglich sei, so der Landrat.

Das Gremium beschloss ferner neue Richtlinien zur Gewährung von Kreiszuschüssen für die Jugendarbeit. Angehoben wurde unter anderem die Förderung von überfachlicher Jugendleiterausbildung und Jugendbildungsmaßnahmen.

Antragsberechtigt sind die im Kreisjugendring Kronach zusammengeschlossenen Jugendverbände-, gemeinschaften- und gruppen, sofern die Vereinbarung zur Sicherstellung des Schutzauftrages mit der Kommunalen Jugendarbeit im Landkreis Kronach unterzeichnet haben.

Auch das Projekt "Elterntalk" wird nach dem Willen des Gremiums fortgesetzt und die erforderlichen Haushaltmittel in Höhe von 7000 Euro wurden im Haushalt eingestellt.