Stromtrasse: Richard Rauh kritisiert Hans Michelbach
Autor: Marco Meißner
Kronach, Mittwoch, 01. Februar 2017
Richard Rauh, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kronacher Kreistag, will das Thema "Stromtrassen" neu beleuchten.
Eine "Wundertüte" sei die Planung der Stromtrassen im fränkischen Raum. Deshalb will Richard Rauh, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kronacher Kreistag, nicht länger zuschauen. Im Gespräch mit unserer Zeitung fordert er: "Darüber muss doch mal geredet werden!" Auch im Kreisgremium. Deshalb stellte er einen Antrag, die so genannte Trasse P 44 beziehungsweise P 44 mod in der Sitzung vom 20. Februar auf die Tagesordnung zu setzen.
"Hans Michelbach verfährt nach dem Prinzip, das Hemd ist mir näher als die Hose", schimpft Rauh. Aus seiner Sicht habe sich der Coburger/Kronacher CSU-Bundestagsabgeordnete, unterstützt von den Bürgermeistern des Landkreises Coburg, zu einem Vorschlag durchgerungen, die geplante Starkstromtrasse zu verlagern. In seinem Antrag spricht Rauh davon, dass die besagte Trasse durch den Kreis Coburg verlaufen soll, nun aber eine "Aufrüstung" der 380-kV-Leitung von Redwitz nach Remptendorf von Michelbach ins Gespräch gebracht worden sei. "Die Leitung Redwitz - Remptendorf führt quer durch den ganzen Landkreis Kronach", so Rauh. Der Frankenwald werde von ihr durchschnitten, von Mitwitz über Stockheim und Wilhelmsthal nach Tschirn. "Das kann sich der Landkreis Kronach nicht gefallen lassen." Auch der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner (CSU) habe sich bereits gegen eine Aufrüstung der Leitung Redwitz - Remptendorf ausgesprochen.
SPD hält an ihrem Antrag fest
Hans Michelbach hat für das Verhalten der SPD kein Verständnis. Er fürchtet, dass es bei deren Vorstoß bloß darum geht, Eigenwerbung zu betreiben. "Das ist politisch total kurzsichtig." Am Dienstagabend habe der Stromversorger Tennet bereits eine Bekanntgabe an die Bundesnetzagentur herausgegeben, in der von Kronach keine Rede sei. Vielmehr sei eine Trasse vorgesehen, die direkt von Schalkau nach Grafenrheinfeld führe. Diese berühre lediglich Teile des Landkreises Coburg. Aktuell sei eine Trassenführung durch den Frankenwald also kein Thema. Dem widerspricht Richard Rauh energisch: "Vom Tisch ist diese Trasse noch nicht!" Deshalb will er an seinem Antrag festhalten.Michelbach sieht derweil Bedarf für eine Klarstellung und eine vernünftige Analyse der bisherigen Überlegungen. Er selbst habe die Kronacher Strecke nie explizit ins Gespräch gebracht. Vielmehr sei ihm da einiges von medialer Seite in den Mund gelegt worden.
Neue Trassen sind sehr teuer
"Natürlich habe ich gesagt, dass jede neue Trasse viel Geld kostet", räumt der CSU-Abgeordnete ein. Deshalb würde er gerne bestehende Trassen einbinden, um gerade die heimischen, energieintensiven Betriebe von zusätzlichen Kosten zu befreien. "Wir haben jetzt schon die dreifache Belastung. Wir würden einen weiteren Wettbewerbsnachteil haben", hebt er mit Blick auf die Unternehmen hervor. Deshalb versuche er, eine für den Arbeitsmarkt fatale "Deindustrialisierung" der Region abzuwenden. Doch alternative Trassen finde man nicht nur im Kreis Kronach. Die gebe es auch im Coburger Land oder in Unterfranken. Prinzipiell sei er gegen eine weitere Belastung der heimischen Region, die mit der Thüringer Strombrücke schon einen "Höchstbeitrag" zur Stromversorgung geleistet habe. "Das war ein schwerer Eingriff. Ich will keine neue Trasse mehr. Ich bin auch grundsätzlich dagegen, dass weiter in unsere Richtung verlagert wird." Und Michelbach ergänzt: "Ich will Kronach nicht beschädigen, sondern im Gegenteil Schaden abwenden!"