Druckartikel: Streetworker in Kronach: Momentan kein Bedarf

Streetworker in Kronach: Momentan kein Bedarf


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Freitag, 31. Juli 2015

Ein Antrag der CSU-Kreistagsfraktion auf Schaffung einer Personalstelle wurde zurückgestellt.
An 31 Kindertagesstätten stehen mittlerweile 384 Krippenplätze zur Verfügung, informierte der Kreisjugendpfleger im Jugendhilfeausschuss. Archivbild: Schülein


Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Kronach bewältigte in seiner Sitzung am Donnerstag im Landratsamt eine umfangreiche Tagesordnung. Dabei wird ein Antrag der CSU-Kreistagsfraktion auf Schaffung einer Personalstelle für einen Streetworker zurückgestellt.

In dem Antrag wird vermerkt, dass die CSU immer wieder darauf aufmerksam machte, dass die Jugend- und Sozialarbeit für besonders gefährdete Jugendliche durch einen sogenannten Streetworker optimiert werden könnte.

Deshalb solle die Verwaltung alle erforderlichen Vorbereitungen treffen, um eine Personalstelle für sozialpädagogische Maßnahmen des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes zu schaffen.

Die Stelle solle das Ziel verfolgen, Jugenddelinquenz und Gewalt zu verhindern, sie soll aufsuchende beziehungsweise mobile Jugendarbeit leisten (Streetworker).

Probleme sind weniger geworden

Die Polizei Kronach, vertreten durch Polizeioberrat Uwe Herrmann, erinnerte daran, dass im Jahr 2008 schon mal ein Streetworker da war. Die Probleme wie damals gebe es im Landkreis Kronach, zumindest in dem damaligen Ausmaß, nicht mehr. Nach Wahrnehmungen der Polizei halten sich in den Nachmittags- beziehungsweise Abendstunden nur noch vereinzelt betrunkene Jugendliche auf öffentlichen Plätzen, hauptsächlich rund um den Kronacher Bahnhof, beim Schulzentrum beziehungsweise an der "Alten Skaterbahn" auf.

Die Anzahl und Statistik über Rohheitsdelikte, die von Kindern und Jugendlichen (bis 20 Jahre) im vergangenen Jahr registriert wurden, verdeutlichen dies. In Gaststätten und Veranstaltungsorten 39 Fälle, Schulen 19 Fälle, sonstige öffentliche Plätze (hauptsächlich Bahnhofsbereich Kronach) 15 Fälle, häuslicher Bereich beziehungsweise Internet 26 Fälle.

Inwieweit daraus ein ausreichendes Betätigungsfeld für einen Streetworker abgeleitet werden kann, vermochte Herrmann nicht zu beurteilen. Wenn aber einer installiert werde, sollte er sich nach Meinung der Polizei als Bindeglied zwischen Polizei und den Jugendlichen sehen.

Amtsgerichtsdirektor Jürgen Fehn sah die Zielvorstellung des CSU-Antrags durchaus begrüßenswert. Er sei aber wohl aufgrund der im Amtsbezirk Kronach gegebenen Bedarfssituation und auf Grundlage der genannten Förderrichtlinien wohl kaum in die Praxis umsetzbar.

Kreisjugendringvorsitzender Andy Fischer sah mehr Probleme und Herausforderungen in der Zukunft durch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die in Kronach etabliert werden. Hier sollte der Weg eher sein, die Möglichkeit der aufsuchenden Jugendarbeit zu gewährleisten und nicht nur eine Stelle zu etablieren, die sich rein auf deliquente Jugendliche beschränke.

Antrag zurückgestellt

Das Jugendamt sah hingegen momentan keinen akuten Handlungsbedarf für die Schaffung einer Personalstelle für einen Streetworker auf Grundlage der Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen der Erziehungshilfe gegen Straffälligkeit und Gewalt im Landkreis Kronach. Es wären keine Fördermittel zu erwarten. Landrat Oswald Marr (SPD) schlug vor, den Antrag vorerst zurückzustellen und bei Handlungsbedarf neu aufzugreifen. Die Ausschussmitglieder sahen das ebenso.

Für die Mittelschule Pressig wurde einer Erhöhung des Stellenumfangs für die Jugendsozialarbeit zugestimmt. Das heißt, der Landkreis Kronach beteiligt sich ab 2016 an der Maßnahme Jugendsozialarbeit, statt bisher mit 0,5 Stellen, künftig an 0,75 Stellenanteilen, was finanziell eine Erhöhung von bisher 8180 Euro auf 12 270 Euro bedeutet, also 4090 Euro jährlich.

Die Mittelschule Pressig begründete ihren Antrag aus dem verstärkten Zuzug von Asylbewerbern im Einzugsbereich der Mittelschule. Aktuell werden 24 Schüler mit Migrationshintergrund unterrichtet, davon 14 in der Hauptschulstufe. Das sind 9,71 Prozent, während im Jahr 2007 bei der Einführung der Jugendsozialarbeit der Anteil ausländischer Schüler bei 2,1 Prozent lag.

Zustimmung des Gremiums fand auch die Schaffung eines inklusiven Betreuungsangebotes für bis zu drei Schulkinder mit einem teilstationären Hilfebedarf, die nicht nur vorübergehend seelisch behindert oder von einer seelischen Behinderung bedroht sind. Im Zuge dessen wird das Jugendamt bevollmächtigt, eine entsprechende Leistungsvereinbarung zur Schaffung eines teilstationären Angebotes zur Tagesbetreuung mit dem Awo-Kinderhort Ludwigsstadt abzuschließen.

Viele Bildungsangebote

Die sechs Arbeitskreise für die Initiative "Bildungsregion in Bayern", für die sich der Landkreis Kronach im Bewerbungsprozess befindet, stellten ihre Ergebnisse vor. Zusammenfassend war festzustellen, dass es sehr viele Bildungsangebote im Landkreis Kronach gibt, aber viel zu wenig Bürger wissen davon. Heinz Tischler, Leiter der Volkshochschule, sprach von einem recht guten Status quo an Bildungsangeboten. Diese müssen aber in ihrer Gesamtheit mehr bekannt werden.

Die positive Entwicklung der Kinderkrippenplätze hob Kreisjugendpfleger Bernd Pflaum hervor. An 31 Kindertagesstätten stehen mittlerweile 384 Krippenplätze zur Verfügung. Steigende Tendenz gibt es in der Kindertagespflege. Es werden dringend Tagesmütter gesucht, so Bernd Pflaum. Ferner informierte der Kreisjugendpfleger, dass es heuer keinen Jugendpreis geben werde. 2016 soll der Jugendpreis in neuer, modernerer Konzeption ausgelobt werden.