Druckartikel: "Strategisch gut und solide aufgestellt"

"Strategisch gut und solide aufgestellt"


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Freitag, 23. Juni 2017

Das neue Vorstandsmitglied Steffen Potstada äußert sich zu seinem Einstieg, der Filialenschließung und den Perspektiven.
Das neue Sparkassen-Vorstandsmitglied, Steffen Potstada Foto: Veronika Schadeck


Seit 1. Mai ist Steffen Potstada ein "ordentliches Vorstandsmitglied" der Sparkasse Kulmbach-Kronach. Er führt zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Scherr und Harry Weiss die Sparkasse Kulmbach-Kronach mit 545 Mitarbeitern - davon 20 Auszubildende. Der 43-Jährige übernimmt den Posten in einer Zeit, in denen die regionalen Banken nicht gerade auf Rosen gebettet sind. Das zeigen auch die jüngsten Meldungen, wonach die Sparkasse Kulmbach-Kronach zum 1. August sechs Geschäftsstellen schließt.

Herr Potstada, der Einstieg in den Vorstand hätte besser sein können, oder?
Steffen Potstada: Wenn Sie auf das aktuelle Thema der Geschäftsstellen und die zugrunde liegenden betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten anspielen, haben Sie sicher Recht. Die Entscheidung, sechs Filialen zu schließen, fällt uns schwer. Dieser Schritt wurde in der Verwaltungsratssitzung am Donnerstagnachmittag nach einer intensiven Überprüfung getroffen. Er ist aber letztlich auch aufgrund der Niedrigzinspolitik notwendig. Wir müssen und werden an den verbleibenden 29 Standorten, den sieben SB-Geschäftsstellen und zwölf Haltestellen unserer mobilen Geschäftsstelle mit unserem gewohnten Service und hoher Beratungsqualität weiterhin nah an unseren Kunden sein.

Wird das personelle Konsequenzen haben?
Nein. Wir werden unser Personal wie bislang auch ausschließlich durch natürliche Fluktuation und damit sozialverträglich anpassen.

Die Digitalisierung hat auch in der Sparkasse Einzug gehalten. Damit sind auch Herausforderungen verbunden ...
Richtig. Die Digitalisierung ist uns schon in einem hohen Maße selbstverständlich, - wir versuchen hier von jeher mehr Ideentreiber als Getriebene zu sein (Stichwort Neue Internetfiliale, Whatsapp etc.) Wichtig ist aber auch, die Chancen zum Beispiel bei Prozessgestaltungen konsequent zu nutzen, um Effizienzpotenziale zu heben. Die Multikanal-Sparkasse wird künftig im Mittelpunkt der Interaktion mit unseren Kunden stehen, d. h. der Kunde entscheidet den Dialogweg. Es werden sich Vertriebskanäle verschieben. Trotz allem aber wird die persönliche Beratung in finanziellen Angelegenheiten weiterhin den Schwerpunkt bilden.

Manche Bürger halten eine weitere Fusion ihrer Sparkasse nicht für ausgeschlossen ...
Unser Haus ist strategisch gut und solide aufgestellt. Durch Kundennähe punkten wir im Gegensatz zu den Groß- und Onlinebanken. Je größer die Einheiten, desto schwieriger wird dies grundsätzlich. Gerade aufgrund der aktuellen Veränderungen ist es mir ein wichtiges Anliegen, eine professionelle und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre sicherzustellen. Es ist wichtig, dass jeder Beschäftigte seine Leistungen erbringt. Das setzt aber gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung voraus.

Und wie schafft man ihrer Meinung nach diese Arbeitsatmosphäre?
Indem ein Stück weit Hierarchien relativiert werden. Ich sehe mich dabei nicht nur als Chef, sondern eher als Teamplayer.

Mit welchen Strategien wollen Sie ihre Sparkasse fit für die Zukunft machen?
Da gibt es mehrere Ansätze: Unter anderem muss verstärkt in die Ausbildung investiert werden.

Das Zinstief setzt die Sparkassen unter Handlungsdruck, zugleich aber wird seitens der Bafin eine höhere Eigenkapitalquote gefordert. Wie will die Sparkasse diesen Spagat schaffen?
Die Sparkassen müssen gegensteuern, auf der einen Seite Kosten senken, beispielsweise durch effizientere digitale Prozesse und die natürliche Fluktuation von Mitarbeitern. Andererseits muss das provisionstragende Geschäft (z. B. Vermittlung von Versicherungen, Immobilien etc.) wie auch das Kreditgeschäft trotz guter Marktanteile weiter ausgebaut werden ...

Das dürfte doch angesichts der derzeit geltenden Regulierungen, gerade für Sparkassen und Genossenschaftsbanken nicht so einfach sein...
In der Tat. Problem ist, dass aktuell die regionalen Banken im Wesentlichen den gleichen Regulierungsforderungen wie Großbanken unterliegen. Die Vorschriften sind dabei auf die Großbanken zugeschnitten. Für die kleinen Banken schießen die Aufsichtsmaßnahmen über das Ziel hinaus. Wir fordern deshalb Maßnahmen zur Umsetzung einer "Small and Simple Banking Box", d. h. einer risikogerechten und damit im Ergebnis weniger belastenden Regulierung.

Sie werden als Nachfolger des Vorstandschefs Klaus Scherr gehandelt, dessen Vertrag 2020 ausläuft...
Ich freue mich über den bereits jetzt gewonnenen (Mit-) Gestaltungsspielraum und die Verantwortung in der Geschäftsleitung. Wichtiger als die individuelle Position ist das vertrauensvolle und teamorientierte Miteinander, für das ich meinen Beitrag leisten werde. Die konkrete Entscheidung liegt dann in der Hand unseres Verwaltungsrates.

Die Fragen stellte
Veronika Schadeck




Zur Person

Steffen Potstada ist in Marktredwitz aufgewachsen. Nach dem Gymnasium absolvierte er seinen Zivildienst beim BRK. Der 43-Jährige hat in Regensburg Jura studiert und danach in größeren Kanzleien in München gearbeitet. Schwerpunkte waren dabei Wirtschaftsrecht und Unternehmenssanierung. Aufgrund dessen, dass er in seine oberfränkische Heimat zurück wollte, wechselte er im Jahr 2007 zur Sparkasse Kulmbach-Kronach. Mittlerweile hat Steffen Potstada auch an der Sparkassen-Hochschule ein Studium der Betriebswirtschaft absolviert. Im Jahr 2010 übernahm er die Assistenz des Vorstands. Seit dem 1. Juni 2016 war er stellvertretendes Vorstandsmitglied bei der Sparkasse Kulmbach-Kronach. Steffen Potstada ist verheiratet und hat einen Sohn. Seinen Lebensmittelpunkt hat er in Küps. vs