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Stellenabbau bei Loewe: Viele Fragen bleiben offen


Autor: Vanessa Schneider, Jan Koch

Kronach, Dienstag, 17. Sept. 2013

Die Zeit rennt. In zwei Wochen stehen 150 Mitarbeiter von Loewe ohne Job da. Es stellen sich viele Fragen. Nicht auf alle ließen sich am Dienstag Antworten finden.
Am Montag wurde bekannt, dass Loewe weitere 150 Mitarbeiter entlässt.  Foto: David Ebener, dpa


Die Recherche in Sachen Loewe gestaltete sich nicht einfach. Stellenabbau, Transfergesellschaft, potenzielle Investoren, Staatsbürgschaft. Die Lage ist kompliziert. Ein Überblick über die Fragen und Antworten:

1. Kann der Abbau der Stellen sozialverträglich sein, wenn bereits im April 190 Mitarbeiter gehen mussten?
Im April dieses Jahres wurden bereits 190 Mitarbeiter entlassen. Damals wurde von Unternehmensseite ein möglichst "sozialverträglicher" Stellenabbau versprochen. Dies wurde mit Hilfe einer Transfergesellschaft gelöst. Hier bezahlt die Agentur für Arbeit den entlassenen Mitarbeitern ein so genanntes Transferkurzarbeitergeld, das aber genau so hoch wie das Arbeitslosengeld ist. Vorteil für die Arbeitnehmer: Sie sind nicht offiziell arbeitslos und können sich mit etwas weniger Druck eine neue Arbeitsstelle suchen.

Sollte der ehemalige Loewe-Mitarbeiter nach den zwölf Monaten in der Transfergesellschaft immer noch keine neue Stelle gefunden haben, steht ihm reguläres Arbeitslosengeld zu. Für Loewe liegt der Vorteil darin, dass das Unternehmen seine Personalkosten reduzieren kann.

2.Doch wie sieht es diesmal aus? Wird es eine zweite Transfergesellschaft geben, wird die bestehende erweitert? Gibt es Abfindungen?
Zumindest von Seiten des Unternehmens waren am Dienstag keine Informationen zu diesen brisanten Fragen zu erhalten. Auch Betriebsratsvorsitzende Karin Wachter war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die IG Metall verwies in Sachen Loewe auf den Betriebsrat des Fernsehherstellers.

3.Könnte Loewe theoretisch eine weitere Transfergesellschaft bilden, um die 150 Mitarbeiter sozialverträglich zu entlassen?
Loewe befindet sich seit Juli in einem Schutzschirmverfahren. Das hat für Loewe Vorteile. Ohne die Unternehmensleitung abgeben zu müssen, kann sich die Firma umstrukturieren. Rechtlich ist es zudem möglich, eine Transfergesellschaft zu bilden.

4.Wie passen eine Staatsbürgschaft und der erneute Stellenabbau zusammen?
Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU) bezog am Montag schnell Stellung zu den Entwicklungen. Erst im August versprach Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eine mögliche Staatsbürgschaft für Loewe. "Aus meiner Sicht muss die Frage erlaubt sein, ob der Freistaat Bayern die Staatsbürgschaft ablehnen kann und es dann parallel doch zu einem massiven Arbeitsplatzverlust kommt", sagt Michelbach.
Eine Antwort gab am Dienstag zumindest die Staatskanzlei. "Die Bayerische Staatsregierung ist weiterhin bereit, ein zukunftsfähiges Konzept mit einem neuen Investor über eine Staatsbürgschaft zu unterstützen", sagt eine Sprecherin. Der Verlust von 150 Arbeitsplätzen tut dem also keinen Abbruch.

5.Loewe präsentierte das neue Konzept "Smart-Home-Entertaiment". Diese Form ist nicht völlig neu. Es gibt bereits andere Anbieter ähnlicher Software. Was ist das Besondere bei Loewe?
Wie Pressesprecher Roland Raithel erklärt, werde bei Loewe Hardware mit Software kombiniert. Das Angebot von Linearem Fernsehen und Video-on-demand Service funktioniert dann über einen speziellen Loewe-Fernseher. "Es ist eine individuelle Homepage auf dem Fernseher", sagt Raithel. "Die Navigation ist einfach zu steuern und sehr übersichtlich gestaltet."
Loewe wolle den Kunden spezielle Premiuminhalte anbieten. Diese sollen von Partnern produziert werden.

6. Wie sieht es mit den potenziellen Investoren aus? Sollen sie nicht erst das neue Konzept mitbringen?
"Mit den potenziellen Investoren sind wir seit Längerem im Gespräch", sagt der Loewe-Pressesprecher.
Durch das neue Konzept soll die Linie von Loewe deutlich werden, das wolle man auch den Investoren gegenüber deutlich machen.