Druckartikel: Stelldichein mit tödlichen Folgen

Stelldichein mit tödlichen Folgen


Autor: Roland Graf

Eila, Dienstag, 02. Januar 2018

Die restaurierte Marter in Eila soll an den Tod eines Burschen aus der Ortschaft erinnern.
Der Wiederaufbau der Marter in Eila erfolgte mit dem Autokran.Archiv Roland Graf


Flurdenkmäler bedürfen einer ständigen Überwachung und Überprüfung. Immer wieder kommt es vor, dass durch Unkenntnis oder "Desinteresse" manch ein Kreuz, eine Marter oder ein Grenzstein aus der heimischen Flurdenkmallandschaft verschwindet. Eine weitere Gefahrenquelle für den Denkmalbestand sind die Witterungseinflüsse, wenn Wind, Regen, Eis und Schnee die Substanz der Objekte angreifen.

Davon betroffen war auch die in der Ortsmitte von Eila am Dorfweiher stehende Sandsteinmarter aus dem 18. Jahrhundert. Schon seit etlichen Jahren war der schlechte Zustand des drei Meter hohen Denkmals erkannbar. Zementausbesserungen und Verstärkungen deuteten darauf hin, dass die Marter schon einige Reparaturen hinter sich hatte. Weitere Schäden verursachten die zur Verbindung der Einzelteile eingesetzten Eisendübel. Sie hatten den Sockel, den Schaft und den Aufsatz zersprengt und tiefe Risse verursacht. Um ein Einstürzen zu verhindern, umspannte man zu einem unbekannten Zeitpunkt die Schadstellen mit breiten Eisenbändern, um den Stein vor dem Auseinanderbrechen zu bewahren.

Nachdem die Marter auf gemeindlichem Grund stand, war die Marktgemeinde Pressig Ansprechpartner für die Heimatpfleger, mit deren Zutun schon etliche Flurdenkmäler in der Vergangenheit restauriert werden konnten. Auch in diesem Fall fand ihr Vorschlag beim Gemeindegremium gehör. Im Zusammenwirken von Marktgemeinde Pressig, der Freiwilligen Feuerwehr Eila, dem Kreisheimatpfleger und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege konnten schließlich die auszuführenden Arbeiten an den Steinmetzbetrieb Eduard Gehring in Kronach vergeben werden. Dieser baute die ruinösen Einzelteile Stück für Stück ab und brachte sie in die Werkstätte nach Kronach.

Im August 2000 war es schließlich soweit, dass die Marter wieder an ihren ursprünglichen Standort am Dorfweiher zurückkehren konnte. Als Vorbereitung für die Wiederaufstellung hatte man in der Zwischenzeit ein neues Fundament geschaffen, um für lange Zeit die Standfestigkeit zu gewährleisten. Stück für Stück gingen die Helfer daran, mit dem Autokran die schwere Last zu platzieren. Als Letztes folgte die Montierung der bekrönenden Steinkugel auf dem Aufsatz.
Nach Beendigung der Aufbauarbeiten waren sich alle Anwesenden einig, dass mit der Sandsteinmarter eine echte Bereicherung für das Dorf mit seinen beeindruckenden Frankenwaldhäusern erhalten geblieben ist.

Der Grund für die Errichtung der Marter hat sich in einer mündlich überlieferten Geschichte erhalten. Sie handelt davon, wie gefährlich es früher war, wenn ein Bursche ein Mädchen aus einer anderen Ortschaft "gerne sah". So erwartete ein Mädchen aus Eila den nächtlichen Besuch ihres Verehre aus der Nachbarortschaft. Von diesem "Stelldichein" erfuhren zwei Freunde aus Eila, die ebenfalls ein Auge auf die Bauerstochter geworfen hatten. Sie waren sich einig, dem Brautwerben des Fremden mit einer Tracht Prügel ein Ende zu setzen. Im Schutze der Dunkelheit legten sie sich deshalb getrennt voneinander auf die Lauer. Dabei muss es dem einen wohl zu lange gedauert haben, denn er verließ sein Versteck und lief zurück zu seinem Freund. Dieser war in dem festen Glauben, den fremden Liebhaber vor sich zu haben und schlug mit einer Zaunlatte kräftig zu. Dabei verletzte ein Nagel den Getroffenen so unglücklich, dass er nach Tagen daran starb. Der letzte Wunsch des Sterbenden war, man möge seinen Freund wegen dieser unglücklichen Verwechslung nicht bestrafen.