Statt Mathe und Englisch in die Berufswelt
Autor: Veronika Schadeck
Neuses, Donnerstag, 27. April 2017
Im Landkreis ließen sich knapp 20 Unternehmen - nicht ganz uneigennützig - von den Jugendlichen in die technischen Karten schauen.
19 Unternehmen im Landkreis Kronach öffneten am Donnerstag anlässlich des Girls' Day ihre Pforten, um jungen Mädchen einen Einblick in ihre Betriebe und in technische Berufe zu geben. Ein Unternehmen davon war die Dr. Schneider Kunststoffwerke GmbH in Neuses. 20 Mädchen, im Alter zwischen 12 und 14 Jahren, hatten sich dafür entschieden, den Girls' Day bei dem "Spezialisten für hochwertige Kunststoffprodukte rund um das Automobil" zu verbringen.
"Ein besonderer Schultag"
Darunter waren Maria Lieb und Lea Weinkauf. Für beide Mädchen war es ein "besonderer Schultag". Denn statt Mathematik, Englisch etc. wurde ihnen die Dr. Schneider-Unternehmensgruppe vorgestellt und sie durften Hand anlegen.In der Lehrwerkstatt erklärte ihnen der Ausbildungsleiter Bernd Tschernitschek die verschiedenen Berufsmöglichkeiten im gewerblich-technischen Zweig. Und danach ging es zur Sache. Denn eine Aufgabe war es, Bilderrahmen aus Aluminium mit Edelstahl anzufertigen. Dabei wurden gebohrt und gefräst. Wie man das macht, das erklärte unter anderem der Ausbilder für Elektronik, Jan Martin. Auch Gewindeschneiden war angesagt. Das Ergebnis inklusive Gruppenbild durften sie mit nach Hause nehmen.
Anschließend gab der Ausbilder für Steuerungstechnik, Fred Mahr, den Mädchen einen Einblick in die Steuerungstechnik. Im IT Competence Center (ICC) wurde unter anderem ein 3-D-Modell von einem Bilderrahmen anhand von Skizzen gefertigt. Für Lea Weinkauf war diese Aufgabe geradezu ideal. Denn ihr Berufswunsch ist eine Ausbildung zur technischen Produktdesignerin. Durchaus kann sich die 14-Jährige vorstellen, ein Praktikum bei Dr. Schneider zu absolvieren und später eventuell eine Lehre dort zu beginnen.
Maria Lieb will dagegen Friseuse werden. Sie nahm zum ersten Mal am Girls' Day teil. Dr. Schneider sei ihr aber schon vor dem Girls' Day ein Begriff gewesen, denn ihr Bruder Jona hatte bei diesem Unternehmen ein Vorstellungsgespräch. Für beide Mädchen war es eine schöne Aufgabe, einen eigenen Bilderrahmen zu fertigen und dabei die Erfahrung zu machen, was man dabei alles beachten muss. Lea Weinkauf: "Man macht sich vorher darüber keine Gedanken."
Erste Kontakte
Seit fünf Jahren ist Bernd Tschernitschek beim Girls' Day mit vor Ort. Der Ausbildungsleiter im gewerblich-technischen Zweig bei Dr. Schneider ist überzeugt, dass dieser Tag schon wegen der Nachwuchsfindung seine Berechtigung habe. Denn es werde auch für Industrieunternehmen immer schwieriger, geeignete junge Menschen für eine Ausbildung zu finden, meint er. Der Girls' Day trage dazu bei, erste Kontakte zu knüpfen, eventuell Hemmschwellen zu überwinden und sich einen kleinen Einblick in die Welt der Technik eines Unternehmens zu verschaffen."Von den derzeit 90 Auszubildenden im gewerblich-technischen Bereich sind zehn weiblich", erzählt der Ausbildungsleiter. Die Tendenz sei aber steigend. Seit sieben Jahren startet bei Dr. Schneider regelmäßig ein Mädchen ihre berufliche Laufbahn als Werkzeugmechanikerin. Mittlerweile befinden sich auch zwei Mechatronikerinnen in Ausbildung. "Vor 15 Jahren wäre das undenkbar gewesen!"
Und was einst undenkbar war, ist für die beiden Maria Lieb und Lea Weinkauf Normalität. Welchen Beruf sie letztendlich ergreifen werden, das steht und muss auch nicht feststehen.