Statiker soll "Schandfleck" begutachten
Autor: Corinna Igler
Johannisthal, Donnerstag, 29. August 2013
Längst empfinden nicht mehr nur die Anwohner das Haus in der Ortsmitte von Johannisthal als Zumutung. Inzwischen lösen sich schon Putzteile von der Hausfassade.
Magdalena Treusch kann es einfach nicht mehr sehen. Will gar nicht mehr aus dem Fenster schauen. Für sie ist das Haus eine einzige Zumutung, ein "Schandfleck", wie sie selbst sagt. Gemeint ist das Haus direkt gegenüber von ihrem, mitten in der Kanzleistraße in Johannisthal. 2009 brannte die ehemalige Metzgerei und Gaststätte. Jetzt steht das Gebäude leer. Gezeichnet vom einstigen Feuer. Und völlig verwildert. Birken wachsen aus dem Dach. Fenster sind zerstört. Die Decken in den Innenräumen sind herunter gekracht. "Man traut sich ja schon gar nicht mehr in die Nähe des Hauses, das ist baufällig. Da muss was passieren," sagt Treusch.
Der Besitzer sei erst am Samstag da gewesen, erzählt sie. Hat das von Treusch am Haus befestigte Bettlaken, auf dem sie "Dieser Schandfleck muss weg" forderte, entfernt.
Handlungsbedarf sieht auch Bürgermeister Herbert Schneider (parteilos). Immerhin hatte ihm der Besitzer im Mai noch versichert, den Dachstuhl des Hauses Mitte des Jahres abreißen zu lassen.
"Es lösen sich Putzteile der Fassade. Da ist Gefahr in Verzug", sagt Schneider nun. Deshalb habe man sich auch an die Bauaufsicht im Landratsamt gewandt. "Es muss was passieren", sagt der Bürgermeister. Der Eigentümer sei verpflichtet, etwas zu unternehmen. "Ich hoffe, dass ihn das jetzt auch beflügelt, endlich was zu unternehmen." Schließlich sei das Gebäude längst nicht mehr nur ein Schandfleck.
Auch der Bauaufsicht ist das Gebäude "hinlänglich bekannt", wie Landratsamts-Sprecher Stefan Schneider sagt. Der Markt Küps habe als Sicherheitsbehörde vor Ort auch bereits eine Anordnung getroffen. Auch die Bauaufsicht wird das Gebäude noch in Augenschein nehmen, "weil sich die Situation an Teilen des Hauses verschlechtert hat". Da aber das Landratsamt nicht selbst erwägen könne, ob eine Gefahr von dem Haus ausgeht, will man einen Statiker hinzuziehen. "Vorher müssen wir aber mit dem Eigentümer Kontakt aufnehmen", welcher die Kosten für den Statiker zu tragen hätte.
Was passiert, wenn der Eigentümer nicht handelt? "Wir haben eine Gefährdung der Öffentlichkeit zu vermeiden, das ist unsere Aufgabe", sagt Stefan Schneider. Sollte ein Statiker feststellen, dass von dem Haus eine Gefahr ausgeht, und der Eigentümer nicht reagieren, "würden wir eine Ersatzvornahme machen". Das bedeutet, dass das Landratsamt das Gebäude auf seine Kosten einlegen würde. "Aber nur einlegen", betont Schneider. Den Bauschutt würde man nicht beseitigen. Das Geld für den Abriss würde man in so einem Fall versuchen, vom Eigentümer einzuholen. Selten sei so etwas heutzutage nicht. Schließlich stünden einige Gebäude leer, sind nicht bewohnbar. "Immer mehr Gebäude verfallen", weiß der Landratsamts-Sprecher. "In Zukunft werden wir noch mehr solcher Häuser haben, die vor sich hin verfallen", glaubt er.
Sicherlich komme das dem Landratsamt teuer, man müsse eben immer versuchen, das Geld einzutreiben