Druckartikel: Staniol-Malerei an Schieferhaus in Neundorf

Staniol-Malerei an Schieferhaus in Neundorf


Autor: Friedwald Schedel

Neundorf, Freitag, 27. November 2015

An einem Anwesen in Neundorf wurde Staniol-Malerei angebracht. Damit erhält die Schiefer-Fassade wieder das ursprüngliche Aussehen aus dem Jahr 1861. Ein Stück Bautradition bleibt erhalten. Wir zeigen in einer Fotostrecke, wie gelungen die Restaurierung geworden ist.
Franz Schirmer und Petra Zenkel-Schirmer (von links) zeigen, wie die Verzierungen auf der Schieferfassade angebracht werden. Mit im Bild sind (von rechts): Kreisheimatpfleger Rudolf Wachter und Hausbesitzer Daniel Rudolph.  Foto: Friedwald Schedel


Das alte Schieferhaus erstrahlt in neuem Glanz, die silberfarben glänzende Staniol-Folie und die hellgraue, aufgefrischte Bemalung bilden einen starken Kontrast zum dunklen Naturschiefer.

Nicht nur die Sonne strahlt, auch Restauratorin Petra Zenkel-Schirmer und ihr Mann Franz Schirmer sind froh, dass ein verschiefertes Anwesen in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und auch so verziert wurde, wie das bei reichen Bauern früher üblich war: mit Staniol-Schablonen-Malerei. Sie und auch Kreisheimatpfleger Rudolf Wachter wünschen sich, dass mehr Hausbesitzer wie Daniel Rudolph denken und historische Bausubstanz erhalten.


Ein wunderschönes Haus

Der aus Mitwitz stammende Arzt Rudolph hat das Haus Nummer 10 in Neundorf vor Kurzem von einer geborenen Maaser erworben und lässt es fachgerecht restaurieren, vor Jahrzehnten begangene Renovierungssünden rückgängig machen. 1963 wurden nämlich bei der Renovierung die Fensteröffnungen deutlich vergrößert, große, einflächige Scheiben eingebaut, die verblasste Staniol-Malerei mit wetterfesten Kalk-Kasein-Farben übermalt. Das konnte nicht bleiben. "In Stefan Pfadenhauer aus Hesselbach habe ich einen Fachmann gefunden, der viel Ahnung hat, was die technische Restaurierung von alten Gebäuden angeht", schwärmt Daniel Rudolph. In ein Neubaugebiet zu ziehen, wäre für ihn nicht infrage gekommen. Eine alte Bausubstanz aufzuhübschen, schon eher. Dann sah er das Haus Nummer 10 in Neundorf. Das fand er so wunderschön, dass er es für seine Bedürfnisse herrichten lassen wollte. Und es sollte so aussehen, wie dies früher einmal war. Hinsichtlich Umfang und Kosten sei die Sanierung einem Neubau gleichzusetzen, berichtet Daniel Rudolph. Die großflächigen Fenster wurden durch solche in der ursprünglichen Form mit drei Scheiben ersetzt.


Fachleute für Restaurierung

In Petra Zenkel-Schirmer und Franz Schirmer fand er Fachleute für die Restaurierung der Schieferverzierung. Die waren begeistert davon, die Schieferfassade wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Der Schieferdecker war weit weniger enthusiastisch, denn das bedeutete viel Arbeit für ihn.


Alle Schiefer haben eine Nummer

Die Restauratoren nummerierten zu Beginn alle Schiefer der Straßenfront. Der Schieferdecker musste die weit über 1000 Schieferplatten vorsichtig abnehmen, wegen der verdeckten Nägel von oben nach unten vorgehen. Die Fassade wurde außen gedämmt und die Schiefer wurden in umgekehrter Reihenfolge - von unten nach oben - wieder dran genagelt. Was der Schieferdecker zuletzt weggenommen hatte, musste zuerst wieder dran. Fehlende Schiefer - einige gingen trotz größter Sorgfalt kaputt, wegen der kleineren Fenster brauchte man zusätzliche Schiefer - wurden aus der Seitenfront entnommen, denn dort musste neuer Schiefer an die Wand.


Der Vater half mit

Bei der Renovierung des Jahres 1963 war das verblasste Staniol der Straßenfront mit Kalk-Kasein-Farbe übermalt worden. Die war inzwischen bröselig. Die Kronacher Restauratoren malten mit pigmentierter Ölfarbe nach. Da half sogar der Vater des Hausbesitzers mit, der bekannte Mitwitzer Arzt und Kommunalpolitiker Matthias Rudolph.

Auf dem neuen Schiefer der Seitenfront glänzt nun das Staniol, das nur 25/1000 Millimeter dick ist. Die Schablonen und die Muster schnitt Franz Schirmer zurecht. "Das Aufbringen der hauchdünnen Folie mit einem speziellen Öl ist ein ähnlicher Arbeitsschritt wie das Vergolden, nur, dass Blattgold noch viel dünner ist als das Zinn der Staniolfolie", erläutert Petra Zenkel-Schirmer.


Erhalt alter Bausubstanz

Vom Ergebnis der Restaurierung ist sie genauso begeistert wie Kreisheimatpfleger Rudolf Wachter. Beide wollen die Bevölkerung für den Erhalt alter Bausubstanz sensibilisieren. Und für die Staniol-Schablonen-Malerei. "Es ist etwas ganz Besonderes, das wir hier haben", schwärmt Petra Zenkel-Schirmer und ergänzt, dass sich nur die wohlhabenden Bauern eine solche Verzierung geleistet hätten.

Kreisheimatpfleger Wachter ergänzt: "Da sieht man, wie reich unsere Gegend war." Wenn historische Ortsbilder so aussähen, wären auch die Touristen begeistert. Das Haus Nummer 10 in Neundorf bezeichnete der Kreisheimatpfleger als ein Musterbeispiel, wie saniert werden solle. Daniel Rudolph habe als Eigentümer keine Kosten und Mühen gescheut, um das Anwesen zu erhalten.