Stadtpfarrkirche: Die Krone ist wieder gerichtet
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 17. Juni 2019
Die umfangreichen Arbeiten an der Kronacher Stadtpfarrkirche sind abgeschlossen. Unerwartete Schäden hatten zu Verzögerungen im Bauablauf geführt.
Die aufwendige Sanierung an der Stadtpfarrkirche konnte noch vor Pfingsten abgeschlossen werden. Sie bezog sich auf die Westfassade sowie das Dach des Kirchenschiffes. Das Ingenieurbüro Johann Müller, Büro für angewandte Denkmalpflege, hatte zuvor eine Tragwerksuntersuchung zum polygonalen (vieleckigen) Schluss des Westbaus vorgenommen.
Der Untersuchungsbericht verdeutlichte zahlreiche Schäden. Zudem empfahl die Firma Donath - Fachbetrieb in der Denkmalpflege - in ihrem Dachbericht dringend eine Sanierung des Sandsteinmauerwerks der Uhrengiebel sowie der Dachanschlüsse in diesem Bereich.
Das Gebäude hat vier wesentliche Bauteile: den Turm, den Chor, das Langhaus sowie den Westbau als Gegenstand des Untersuchungsberichts. Die Errichtung des Westbaus dauerte von 1510/20 bis 1630, also vom Zeitalter der Spätgotik bis in die Renaissance. "Am Bauwerk waren deutliche Schäden im Bereich des Mauerwerks erkennbar", erläutert Thomas Beierwaltes vom verantwortlich zeichnenden Büro Müller Architekten GmbH. Diese Schäden waren meist oberhalb der Fensterbereiche zu sehen. Als Ursache dieser Schäden kommen vor allem Horizontalkräfte auf die Mauerkrone infrage, die nicht abgeleitet werden können. "Diese Kräfte verursachen Risse. Die Risse treten dort auf, wo die auftretenden Kräfte den geringsten Widerstand erfahren - sprich im Bereich von Schwächungen im Mauerwerk, so bei Fensteröffnungen und dem Treppenturm", verdeutlicht der Bauprojektleiter.
Das Problem: Das Gebäude hat sehr hohe Wände, weist aber keine ausreichende Stabilisierung der Mauerkrone auf. Darauf zu vertrauen, dass dieser relativ labile Zustand auch weiterhin funktioniere, wäre fahrlässig gewesen. "Schon ein einzelnes unvorhersehbares Ereignis - wie beispielsweise extreme Windbelastungen - hätten zu weiteren Schäden am Mauerwerk führen können", betont Thomas Beierwaltes.
Mauerwerk stabilisiert
In den Jahren 1976/77 sei die Dachkonstruktion zwar ausreichend stabilisiert worden. Am Umfassungsmauerwerk jedoch hätten keine statisch relevanten Maßnahmen stattgefunden. Die nunmehrigen Sanierungsmaßnahmen zielten auf das Schaffen stabiler statischer Systeme ab. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf einer Stabilisierung der Dachkonstruktion durch den Einbau einer Deckenscheibe, welche die horizontale Steifigkeit erhöht.
In einem ersten Abschnitt erfolgte die Beseitigung der Risse, während im zweiten Abschnitt das Mittelschiff sowie die Beseitigung der durch den "Staub der Jahrhunderte" marode gewordenen Hölzer angegangen wurden. Im Zuge der Renovierung traten im Bereich des hinteren Kirchenschiffes nicht erwartete Schäden ans Tageslicht. Nachdem dieses bereits in den 1970er Jahren saniert worden war, konnte nicht von größeren Schäden ausgegangen werden. Nach Öffnen der Traufe wurde jedoch festgestellt, dass bei der damaligen Sanierung Arbeiten im Traufbereich ohne die gebotene Sorgfalt ausgeführt wurden. Damals war der Dachstuhl statisch ertüchtigt und die Dachfläche neu eingedeckt worden.
"Dabei wurde auf damals schon geschädigte Hölzer aufgebaut. Weiterhin wurde es versäumt, die Traufe zu entschutten", prangert der Diplom-Ingenieur (FH) an. Das Traufholz wurde damals nach innen versetzt, so dass Regenwasser nicht über das Traufholz abtropfen konnte und so in den Auflagerbereich der Tragschwellen des Dachstuhls gelangte. Das könnte auch schon vorher so gewesen sein. Diese Hölzer waren zum größten Teil geschädigt, da dieser Bereich, nicht zuletzt wegen des Bauschuttes, nicht austrocknen konnte. Als Folge waren Hölzer mit Schwamm befallen.