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Sportheim Zeyern wird zum "Theater"


Autor: Veronika Schadeck

Zeyern, Montag, 27. Januar 2014

Beim DJK/SV Zeyern/Roßlach fand eine außerordentliche, nichtöffentliche Mitgliederversammlung statt. Dabei ging es wieder einmal um die geplante Ortsumgehung, den Sportplatz, aber auch um die Finanzen.
Ortsumgehung, Klage, Vereinsinterna - beim DJK/SV Zeyern/Roßlach müssen weiterhin einige "heiße Eisen" angepackt werden. Foto: Archiv


Auf der Tagesordnung der DJK-Sitzung am Samstagabend standen unter anderem eine Erörterung zum juristischen Verfahren gegen den Planfeststellungsbeschluss "Ortsumgehung Zeyern" und ein Mitgliederentscheid zum Punkt "Gerichtliches Klageverfahren zwecks Kündigung des Pachtvertrages durch die Gemeinde". Ursprünglich wollte der Vorstand die Mitglieder über eine Klage gegen die Marktgemeinde Marktrodach abstimmen lassen. Diese hatte im nichtöffentlichen Teil der November-Gemeinderatssitzung dem DJK/SV Zeyern/Roßlach einstimmig den Pachtvertrag für das Sportgelände gekündigt.


"Abend voller Chaos"

"Es ging heiß her, es war ein richtiger Tumult", sagte ein Sitzungsteilnehmer, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Er sprach von einem Abend voller Chaos und von einem "Theater vom Allerfeinsten".

Seinen Ausführungen nach hatte am Anfang der Sitzung der Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Stefan Kollerer, Position bezogen. Dieser sprach über das Angebot des Straßenbauamtes. Es sei nicht annehmbar gewesen, da die Entfernung zwischen dem "neuen" Sportplatz und dem Sportheim zu weit gewesen wäre. Zudem sei die Zufahrt nicht geregelt gewesen.

Er habe den Eindruck, so Sitzungsteilnehmer, dass nur noch auf Zeit gespielt werde. Seinen Worten nach soll Rechtsanwalt Koller von einer möglichen Räumungsklage seitens der Gemeinde beziehungsweise des Straßenbauamtes gesprochen haben, falls der DJK/SV Zeyern das Spielfeld bis zum 1. Juni nicht räumen sollte.


Durch Spende ins Plus

Die Ortsumgehung, so das Vereinsmitglied, sei aber nur primär das Thema gewesen. Im Wesentlichen sei es dann um Unstimmigkeiten in der Vereinskasse gegangen. Wie der Sitzungsteilnehmer berichtete, soll die Kasse sich seit über einem Jahr in der Obhut des Vorsitzenden befinden. Bereits im Frühjahr 2013 hätte diese an den neuen Kassenwart übergeben werden sollen. Angeblich stehen einem Guthaben von 12 000 Euro Forderungen in Höhe von 14 000 Euro gegenüber. Dank einer Spende soll sich aber nun der Verein mit 6000 Euro im Plus befinden.

Unsere Quelle spricht von fehlenden Belegen und Quittungen. "Die Zahlen stimmen vorne und hinten nicht!" Auf Grund der undurchsichtigen Finanzlage gab es laut dem Insider schließlich auch keine Abstimmung darüber, ob denn nun der Sportverein gegen die Kündigung des Pachtvertrages Klage erhebt oder nicht.


Gab es eine Entlastung?

Die im Dezember vom Vorsitzenden Stefan Krell vorgebrachte Äußerung, dass der Verein neue Mitglieder bekomme habe, bestätigte der Informant. Das seien solche Leute, die eine Ortsumgehung verhindern möchten.
Auch das Protokoll der Jahresversammlung 2013 sorgte für Auseinandersetzungen, wie der Insider erzählt. Darin war von einer Entlastung des Vorstands die Rede. Diese soll aber nicht erfolgt sein.

Einer, der diese Entwicklung mit Bedauern verfolgt, ist Erich Schmidt. Bis zum Jahr 2010 leitete er als Vorsitzender zwölf Jahre den DJK/SV Zeyern/Roßlach. Auch er spricht von finanziellen Diskrepanzen, von Mahnungen, die er heute noch erhalte, von einer nicht bezahlten Stromrechnung. Und er spricht davon, dass es doch nur legitim sei, dass auch die ausgetretenen Mitglieder und die Öffentlichkeit wissen möchten, was mit den Beiträgen, den Eintrittsgeldern und den Spenden geschehen ist. Diese mussten aber am Samstag - ebenso wie die Presse - außen vor bleiben.


Weitere Sitzung

Nach Angaben des Informanten ist für kommenden Dienstag eine Sitzung anberaumt, bei der Zahlen und Belege vorgelegt werden sollen. Die Hauptversammlung der DJK ist für März geplant.

Vorsitzender Stefan Krell war am Sonntag - obwohl er vor wenigen Tagen telefonisch ein Statement zugesagt hatte - nicht erreichbar. Auch Rechtsanwalt Stefan Kollerer war nicht erreichbar.


Bürgermeister bleibt gelassen

Dafür äußerte sich Bürgermeister Norbert Gräbner (SPD). Er bedauert die Entwicklung. Am besten wäre es seiner Ansicht nach, wenn der Sportverein die Klage gegen die Ortsumgehung zurücknehmen würde. Aber das werde wohl - so wie jetzt die Stimmung ist - nicht passieren. Gräbner vermutet, da am Samstag keine Entscheidung zur Klage gegen die Gemeinde getroffen wurde, dass der Sportverein und auch dessen Rechtsanwalt mit Blick auf die Gewinnchancen in einem möglichen Prozess unsicher sind.

Auch wenn der DJK/SV Zeyern nun auf Zeit spiele, sehe er dies gelassen, so der Bürgermeister. Gräbner vertritt nach wie vor die Auffassung, dass die Kündigung rechtens war. Und selbst wenn der DJK/SV das Spielfeld nicht aufgeben würde, könnte das Straßenbauamt mit der Maßnahme Ortsumgehung Zeyern starten. "Es ist schließlich nicht das Sportheim oder ein Gebäude, und da gibt es auch nichts zu räumen."

Beim DJK/SV Zeyern sollen derzeit noch 117 Mitglieder registriert sein. 14 konnten neu gewonnen werden, 32 Mitglieder sollen im Jahr 2013 die Mitgliedschaft gekündigt haben beziehungsweise in anderen Sportvereinen aktiv sein.


Hintergründe zur Versammlung

Antrag Bereits im Vorfeld sorgte die anberaumte Versammlung für Ärger und Unstimmigkeiten. 17 Mitglieder hatten im November eine außerordentliche Mitgliederversammlung gefordert. Die Unterzeichner wollten Aufklärung über finanzielle Diskrepanzen und wegen des weiteren Vorgehens in Sachen Ortsumgehung Zeyern. Damals hieß es in einem Schreiben des Vorstands, dass dieser erst die Antwort des Straßenbauamts abwarten wolle, da diese Behörde in erster Linie der Verhandlungspartner im Hinblick auf die Ortsumgehung sei. Es wurde schließlich eine "außerordentliche, geschlossene Jahresversammlung" für 25. Januar anberaumt. Und das sorgte für Ärger und Zündstoff. Denn in der Zwischenzeit hatten sieben Unterzeichner ihre Mitgliedschaft beim DJK/SV Zeyern gekündigt.

Kein Protest Ursprünglich wollten einige ehemalige Mitglieder an diesem Abend vor dem Sportheim protestieren; dieser Plan wurde jedoch fallen gelassen.

Beleidigungen Seitens des Vorstands wurden Zeugen gesucht, die Hinweise geben können, weil in der Zeit vom 1. bis 6. Januar 2014 auf dem Privatgelände der DJK Plakate mit Anschuldigungen und Beleidigungen gegenüber dem Vorstand aufgehängt worden sein sollen.