Druckartikel: Zwei Kronacher Pfarrer erleben Christentum mal völlig anders

Zwei Kronacher Pfarrer erleben Christentum mal völlig anders


Autor: Hendrik Steffens

Kronach, Mittwoch, 25. März 2015

Die evangelischen Pfarrer Martin Gundermann und Christoph Teille waren für fast einen Monat in Papua-Neuguinea. Dort haben sie das Partnerdekanat Kaintiba besucht. Und damit eine Welt, die von der restlichen fast abgeschnitten ist.
Allein waren die Pfarrer Christoph Teille (links) und Martin Gundermann bei ihrer Reise nie. Wenn sie irgendwo auftauchten, gab es ein "Sing-Sing", ein Dorffest.  Fotos: Privat


Entschleunigung, Kommunikation und der Missionsgedanke sind Begriffe, die Martin Gundermann und Christoph Teille im Gespräch immer wieder nennen. Vom 6. Februar bis 1. März waren sie im fernen Papua-Neuguinea (der FT berichtete am 23. Januar). Dort haben sie Kinder erlebt, die abends noch nach Predigten lechzten, und ein altes Band neu geknüpft.

Zwei blasse Riesen mit schwarzem Hemd und Kollar kosten Kräuter. Darum stehen bunt, teils indianisch gekleidete Eingeborene. Staunend und neugierig. Die kulturellen Unterschiede zwischen den Dekanaten Kronach-Ludwigsstadt und Kaintiba in Papua Neuguinea werden nach einem ersten Blick auf die Bilder deutlich, die Gundermann von der Reise mitgebracht hat. Gemein haben die Abgebildeten den evangelischen Glauben. Um diesen hautnah zu teilen, sind Teille und Gundermann in das Dorf im Osten der Pazifikinsel gereist.

Kommunikation ist ein Stichwort, das der Reise zugrunde liegt. In den vergangenen Jahren war die seit fünf Jahrzehnten bestehende Partnerschaft zwischen den Dekanaten Kronach-Ludwigsstadt und Kaintiba in Papua-Neuguinea abgerissen. Darüber konnte man auf hiesiger Seite verwundert, sogar verärgert sein, aber: "Jetzt wissen wir, dass sie es nicht so leicht hatten, die Verbindung aufrechtzuerhalten", sagt Martin Gundermann. Ein Beispiel: Wenn er dort telefonieren wollte, musste er auf einen Hügel klettern - und dazu noch etwas Glück haben. Internet? E-Mail? Theoretisch verfügbar. Aber kein Dorfbewohner konnte diese neumodische Technik bedienen. "Nachdem ein Zuständiger die Aufgabe nicht mehr erfüllen konnte, wusste niemand im Dorf, wie das geht", sagt Gundermann. Die Pfarrer haben den Einheimischen jetzt einen Mail-Account eingerichtet, ein Mobiltelefon mit Internetzugang besorgt und erklärt, wie es funktioniert.

Predigten und Neuigkeiten können zwischen den Partnerdekanaten jetzt wieder ausgetauscht werden. Und der Einsatz von Spendengeldern, die von Kronach nach Kaintiba geschickt werden, besser nachvollzogen werden.

Raus aus der Technikfülle

Vor Ort erlebten die Pfarrer einen krassen Kontrast zur Kronacher Heimat: Richtige Straßen gab es nicht. Sogar die Landebahn fürs Flugzeug war kaum mehr als ein Grasstreifen. "Allerdings frisch gemäht", fügt Teille grinsend hinzu. Doch es habe ihnen gut getan, meinen sie, mal zwei Wochen ohne moderne Technik zu leben. Ohne stabile Strom- und Wasserversorgung, ohne Handyempfang. "Wie in Zeitlupe" beschreibt Gundermann das Leben in Kaintiba. Mit zweieinhalbstündigen Gottesdiensten, langen Märschen und Wäschen im Fluss. Ohne Terminkalender, dafür mit Dorfkindern, die abends vor dem Zubettgehen noch eine Predigt hören wollen. Sich darauf einzulassen, sei eine Bereicherung. Für ihre Gemeinden nehmen die Pfarrer "den Impuls mit, neue Perspektiven einzunehmen".

Christoph Teille sieht sich in den Fußstapfen von Hans Fink, der in den 60er Jahren als erster Missionar in das abgelegene Gebiet kam und das Evangelium brachte. Ein Abbruch der Partnerschaft über die Jahre sei - trotz kommunikativer Probleme - nie in Frage gekommen. "Ich habe dort für mich neu gelernt, wieso es sich lohnt, Christ zu sein", spricht Teille vom Gedanken der Nächstenliebe.

Die Frage nach dem Erfolg der Reise sei schwer zu beantworten, meinen die Geistlichen. Dass sie jedenfalls einer war, stünde außer Frage: "Es tat gut, das auf unsere Region bezogene Denken zu erweitern."