Druckartikel: Veteranen feiern seltenes Jubiläum

Veteranen feiern seltenes Jubiläum


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Pressig, Montag, 28. Sept. 2015

Siegfried Jungkunz und Heinz Barnikol sind zusammen 150 Jahre alt. Seit 25 Jahren treten sie gemeinsam im Doppel an.
Siegfried Jungkunz (links) und Heinz Barnikol sind zusammen 150 Jahre alt. Der 70-Jährige und der 80-Jährige spielen seit 25 Jahren beim FC Pressig II gemeinsam Doppel. Foto: Karl-Heinz Hofmann


Sie bringen zusammen 150 Jahre an die grüne Platte und jagen dem kleinen Zelluloidball hinterher - und zwar zusammen. Siegfried Jungkunz (70) und Heinz Barnikol (80) spielen nämlich gemeinsam Doppel in der zweiten Mannschaft des FC Pressig in der 3. Kreisliga. Sowohl an Lebenserfahrung als auch an Spielpraxis sind die beiden wohl all ihren Konkurrenten in dieser Liga weit überlegen.
Zum Saisonauftakt wollte es der Zufall so, dass die beiden Oldies mit der Pressiger "Zweiten" auf die erste Mannschaft des FC Pressig trafen. Diese ist nämlich abgestiegen und die "Zweite" in die 3. Kreisliga aufgestiegen. Am Ende gab es ein klares 9:1 für die erste Mannschaft.
Heinz Barnikol kommt aus Heinersdorf in Thüringen und spielt seit kurz nach der Wiedervereinigung zusammen mit Siegfried Jungkunz, dem Tischtennis-Abteilungsleiter des FC Pressig. "Unser erstes gemeinsames Spiel war am 13.

Januar 1990", erinnern sie sich und freuen sich über ihr 25-jähriges, also silbernes Jubiläum an der grünen Platte. "Das hätten wir uns natürlich nie träumen lassen, eine so lange Zeit miteinander auszuhalten."
Der ehemalige Lehrer Siegfried "Siss" Jungkunz ist ein Urgestein des FC Pressig und feierte im Juli 70. Geburtstag. Er wie sein Doppelpartner spielen jeweils seit fast 55 Jahren Tischtennis. Heinz Barnikol ist zu DDR- Zeiten beim Tischtennisclub Heinersdorf groß geworden und war dort bis zur Grenzöffnung zuverlässiger Spieler. Nachdem er die Bekanntschaft mit Siegfried Jungkunz und Günter Heinlein vom FC Pressig gemacht hatte, wechselte er in die Tischtennis-Abteilung des FC und verstärkt seither die Mannschaft.


Freundschaft hat Bestand

Als im November 1989 die innerdeutsche Grenze und somit auch die Mauer zwischen Heinersdorf und Welitsch geöffnet wurde, lagen sich die Menschen in den Armen, und es kam in den Folgetagen zu vielen spontanen Bekanntschaften. "Aus manchen wurden Freundschaften, die bis heute Bestand haben. Dazu gehören wir zwei", sagt Siegfried Jungkunz am Stammtisch, an dem vor 25 Jahren alles begonnen hat.
Damals suchte die Tischtennis-Abteilung des FC Pressig dringend Verstärkung, und es meldeten sich sogar vier Spieler aus Heinersdorf, so dass sogar eine vierte Mannschaft gebildet werden konnte. "Der Heinz ist bis heute übrig geblieben und hat sich immer als zuverlässiger Spielpartner im Doppel und im Einzel erwiesen", lobt Jungkunz. "Er hilft auch in anderen Mannschaften gerne aus, wenn Not an der grünen Platte ist. In manchen Jahren kam es vor, dass der Heinz sogar in drei Seniorenmannschaften zum Einsatz kam. Auf Grund seiner Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaft und seiner Kameradschaft sei Heinz Barnikol als ältester aktiver Spieler ein gern gesehener Sportkamerad beim FC Pressig.
Seit 25 Jahren holt ihn der "Siss" regelmäßig zu den Spielen in Heinersdorf ab. Barnikol: "Wir kehren auch heute immer noch gern in unserem Stammlokal, der Franken-Bräu in Pressig, vor dem "Wettkampf" ein, um die Mannschaftsaufstellung zu besprechen, für die der Siss verantwortlich ist."
Oft kommt es vor, dass Siegfried Jungkunz zum Handy greift und den einen oder anderen Spieler anruft, um die Mannschaft nach einer Absage zu komplettieren. Für den 70-Jährigen ist das kein Problem: "Wir wollen spielen, und dazu brauchen wir eine komplette Mannschaft. Da sehe ich es als oberste Pflicht an, die Spieler an die Platte zu bekommen. Und man glaubt es nicht, aber wir versäumen trotz unseres Alters kein Training und kein Punktspiel."
Seit über 45 Jahren ist Siegfried Jungkunz ehrenamtlich beim FC Pressig tätig. Er war in der Tischtennis-Abteilung, die er seit 1984 leitet, Jugendleiter und Trainer (1971 bis 2002 und wieder seit 2007). Außerdem war er von 1971 bis 1983 Schülerleiter und Trainer bei den Fußballern. Seit 1982 ist er zudem Schriftführer im Verein.
Erklärtes Ziel der beiden engagierten Tischtennis-Senioren ist nicht unbedingt, noch große Meisterschaften zu holen. Doch ausgerechnet in ihrem Jubiläumsjahr schafften sie nochmals den Aufstieg in die 3. Kreisliga. Wenn das keine Motivation zum Weitermachen ist.