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Vertrauen zahlt sich jetzt aus


Autor: Hartmut Neubauer

Friesen, Dienstag, 23. Dezember 2014

Nach dem Fehlstart zu Saisonbeginn kann der SV Friesen in der Landesliga Nordost sorgenfrei auf einem sehr guten fünften Platz überwintern.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat der neue Friesener Trainer Andreas Lang (Mitte) den SV Friesen längst zu einer schlagkräftigen und erfolgreichen Landesliga-Mannschaft geformt. Foto: Archiv/Heinrich Weiß


Mitte August konnten sich all diejenigen, die dem SV Friesen eine sehr schwere Saison und vermutlich auch den Abstieg aus der Fußball-Landesliga Nordost prophezeit hatten, endgültig bestätigt fühlen. Am achten Spieltag kassierte die Mannschaft gegen Tabellenführer SC Feucht ihre bereits fünfte Niederlage (2:4) und fiel mit drei winzigen Pünktchen erneut ans Tabellenende zurück.

Dass dies für längere Zeit die letzte Niederlage sein würde, hätte damals sicher niemand geglaubt. Doch zeichnete sich damals trotz der abermaligen Enttäuschung im Lager der "Grün-Weißen" bereits ab, dass die junge Truppe viel besser ist als ihr Tabellenplatz. "Wir hatten von Anfang an Vertrauen in unsere junge Mannschaft.

Das hat sich mittlerweile längst ausgezahlt", sagt Vorsitzender Norbert Kraus, schränkt aber gleichzeitig ein: "Dass einzelne Spieler eine solch positive Entwicklung nehmen würden, war so aber nicht vorhersehbar."

Mittlerweile hat sich die Situation nämlich grundlegend geändert. In der 14 Spielen seit besagtem 16. August gegen Feucht hat der SV Friesen nur noch einmal verloren - und das auch noch mehr als unglücklich, denn beim 2:3 gegen den TSV Buch half man mit zwei Eigentoren entscheidend mit. Mit neun Siegen und vier Unentschieden sammelte man seitdem überragende 31 Punkte und kann mit 34 Zählern auf einem nicht für möglich gehaltenen fünften Platz überwintern.


Lohn für akribische Arbeit

"Wir sind natürlich alle sehr stolz auf die Leistungen der gesamten Mannschaft", freut sich der Vorsitzende und hebt dabei einen besonders hervor: "Es ist schön zu sehen, dass die akribische Arbeit unseres Trainers Andreas Lang belohnt wird."

Dabei hatte sich die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Christoph Böger als recht schwierig gestaltet, obwohl die Planungen für die neue Saison rechtzeitig begonnen hatten. Der Grund: Mehrere etablierte Spieler kehrten dem Landesligisten im Sommer den Rücken, nachdem die Vereinsführung beschlossen hatte, künftig verstärkt auf junge Spieler aus der Region zu setzen. Gespräche mit einigen potenziellen Kandidaten führten nach längerem Hin und Her zu keinem Ergebnis, und so befassten sich die Verantwortlichen mit einem Übungsleiter, der von sich aus Interesse am Trainerjob in Friesen signalisiert hatte.

Andreas Lang aus Naila hatte sich bereits im März schriftlich beworben und hinterließ bei den Gesprächen mit der Vereinsführung einen sehr guten Eindruck. "Er machte von Beginn an klar, dass er sich der Herausforderung stellen will, eine neue und junge Mannschaft aufzubauen", blickt Norbert Kraus zurück. Zwar hatte Lang bis dahin noch keine Herrenmannschaft betreut, doch als DFB-Stützpunkttrainer am Nachwuchsleistungszentrum Hof hatte er fast vier Jahre lang unter Beweis gestellt, dass er mit jungen Spielern arbeiten kann. Größter Erfolg war zweifellos der Meistertitel mit der von ihm betreuten C-Junioren-Mannschaft der SpVgg Bayern Hof in der Bayernliga Nord.


Viele Verletzte

Andreas Lang machte nach der Zusage denn auch gleich Nägel mit Köpfen, führte selbst Gespräche mit einigen potenziellen Neuzugängen und konnte sie zu einem Wechsel zum SV Friesen überzeugen. Dass es angesichts der kurzen Vorbereitung eine Zeit lang dauern würde, aus vielen neuen Spielern eine Einheit zu bilden, war allen klar.

Dass zum Teil eine komplette Mannschaft verletzungsbedingt ersetzt werden musste, erschwerte die Situation zudem. "Obwohl wir in den ersten acht Spielen nur drei Unentschieden geholt haben, hatte unser Trainer immer die Sicherheit, dass er bleibt", sagt der Vorsitzende. "Allen war von Anfang an klar, dass die Zusammenarbeit länger als ein Jahr dauern soll."

Dass die Mannschaft nach dem ersten Saisonsieg in Redwitz (2:1) zu einem Höhenflug ansetzen würde, der bis zum Nachholspiel gegen Dergahspor Nürnberg (5:3) andauerte, hat für Norbert Kraus mehrere Gründe. "Die Abwehr steht wieder wie eine Eins, auch wenn wir zuletzt auch noch auf Kapitän Dominik Zwosta verzichten mussten", nennt er einen davon. Auch die Verpflichtung von Hannes Nützel nach dem Spiel in Redwitz hat sich als Glücksfall erwiesen, denn der konditionsstarke Mittelfeldmann hat sich längst zum Führungsspieler entwickelt.


"Zum 27. Mal reaktiviert"

"Mit Philipp Gleich und Patrick Höhn haben zwei Stürmer aus der Kreisklasse voll eingeschlagen; das war so schnell nicht unbedingt zu erwarten", lobt der Vorsitzende. Und eines der vermeintlich größten Probleme, nämlich die Verletzung von Torwart Marvin Kiesewetter, hat sich recht schnell in Wohlgefallen aufgelöst. "Wir haben unseren Routinier Siggi Kirschbauer zum vielleicht 27. Mal reaktiviert", schmunzelt Norbert Kraus. "Er hat uns seitdem schon viele entscheidende Punkte geholt."

Mit den Erfolgen ist längst auch die Spielfreude ins Frankenwaldstadion zurückgekehrt. Davon konnten sich in den letzten Spielen vor der Winterpause wieder mehr Zuschauer überzeugen, auch wenn der Zuspruch nach Meinung des Vorsitzenden deutlich besser sein könnte. "Das ist aber mit Ausnahme der vielen Verletzten das einzig Negative."

Daher ist ihm und auch Vorstandsmitglied Josef Geiger vor der Zukunft nicht bange. "Ohne den Sepp würde es nach wie vor keinen Landesliga-Fußball in Friesen geben", weiß Norbert Kraus um die großen Verdienste des langjährigen Sponsors. Beide sind sich einig: "Ein Platz im ersten Drittel wäre viel mehr als wir uns vor der Saison hätten ausrechnen können."

Mit einem dreitägigen Trainingslager in Prag wird sich die Mannschaft im Februar auf die Frühjahrsrunde vorbereiten. Dann rechnet Norbert Kraus damit, dass zumindest ein Teil der Verletzten wieder an Bord ist. Personelle Verstärkungen in der Winterpause sind daher nicht geplant.