TSV Ebersdorf mogelt sich durch
Autor: Hartmut Neubauer
Kronach, Freitag, 07. Februar 2014
Die Saison 1988/89 in der B-Klasse Kronach war die spannendste und ausgeglichenste überhaupt. Als die Fußballer im Frühjahr 1989 die offizielle Serie beenden, ist für die Mehrzahl von ihnen noch lange nicht Schluss.
Nicht weniger als neun der 15 Mannschaften sind nämlich in Entscheidungs- und Relegationsspiele verwickelt. Nur der Meister steht mit dem TSV Ebersdorf bereits fest. "Ich wundere mich heute noch, wie wir es geschafft haben, den Titel zu holen", blickt Walter Tomaschko zurück. "Wir haben nicht wirklich gut gespielt und hatten auch nur einen relativ kleinen Kader. Wir haben uns einfach durchgemogelt."
Die Erwartungen auch bei den TSV-Spielern selbst sind vor der Saison 1988/89 nicht allzu hoch, denn die Formkurve zeigt nach dem Abstieg aus der A-Klasse (1985) stetig nach unten. Doch die Reaktivierung des langjährigen Abwehrrecken tut der Mannschaft sichtlich gut. Tomaschko: "In der Verteidigung haben wir schon sehr gut gestanden, zumal wir mit dem jungen Thomas Apel auch einen starken Torhüter hatten."
Auf die Ebersdorfer Abwehr mit Carlo Müller und Walter Tomaschko sowie den Außenverteidigern Bernd Pietschmann und Frank Stärker ist
Danach sieht es zur Winterpause aber längst nicht aus. Am 20. November steht der letzte Spieltag des Jahres 1988 auf dem Programm, doch das Topspiel der Ebersdorfer beim SV Buchbach fällt den widrigen Verhältnissen zum Opfer. Somit bleiben die Buchbacher knapp vorne. Der TSF Theisenort geht beim TSV Küps durch ein Tor von Brandt zwar mit 1:0 in Führung, gerät aber nach Treffern von Ebertsch und Zasche (2) noch auf die Verliererstraße. Besser macht es der TSV Neukenroth, der durch Tore von Martin und Nickol den ATSV Reichenbach (hier trifft Frank Hoderlein) mit 2:1 bezwingt.
Siege für Windheim und Welitsch
Im Abstiegskampf feiert der TSV Windheim einen 3:0-Erfolg in Knellendorf (Tore: Schnappauf/2 und Fehn), der sich am Ende noch als eminent wichtig erweisen soll. Auch der FC Welitsch ist auswärts erfolgreich und zwar mit 5:3 beim FC Haßlach. Die Tore erzielen Grünbeck (2) und Biesenecker für die Teutonia sowie Kopp (3), Glatzer und Möckel für den Gast.
Ähnlich turbulent geht es im Frühjahr 1989 weiter, und da ist auch der TSV Ebersdorf nicht vor unliebsamen Überraschungen gefeit. "Wir haben einige nicht einkalkulierte Niederlagen gegen eigentlich schlechtere Mannschaften kassiert, aber wir haben auch immer wieder Schützenhilfe von den hinteren Mannschaften erhalten", blickt Walter Tomaschko zurück. "Die B-Klasse war total ausgeglichen. Jeder konnte da jeden schlagen."
Ein Blick auf die Schlusstabelle verdeutlicht diese Einschätzung. Ein Punktekonto von 36:20 reicht den Ebersdorfern zum Titel. Die punktgleichen Verfolger aus Buchbach, Neukenroth und Gifting (je 33:23) haben gerade einmal neun Zähler mehr als das Sextett am Tabellenende, das auf 24:32 Punkte kommt.
Nach mehreren Entscheidungsspielen müssen der SSV Lahm-Hesselbach und der SV Knellendorf absteigen. Der FC Haßlach schafft nach einem Relegations-Marathon noch den Klassenerhalt. Und vorne gelingt dem SV Gifting nach Entscheidungs- und Relegationsspiel schließlich als Vizemeister der Aufstieg in die A-Klasse.
Zu der Zeit hat der TSV Ebersdorf längst den Meistertitel gefeiert. Tomaschko: "Wir hatten natürlich auch das Glück, dass wir die Saison überwiegend mit einem Stamm von 13 Spielern bestreiten konnten - lauter Ebersdorfer übrigens. Und wir waren auch die fairste Mannschaft und haben uns den Pokal bei der Jahns-Bräu in Ludwigsstadt abgeholt."
Der mittlerweile fast 59-Jährige bestreitet nach seiner Reaktivierung immerhin 21 Spiele, von denen nur eines verloren geht. Es soll nicht sein einziges Comeback bei seinem Heimatverein bleiben. Nach dem Abstieg aus der A-Klasse (1991) will er endgültig die Fußballschuhe an den Nagel hängen, lässt sich aber nach einer zweijährigen Pause erneut überreden und wird 1994 mit dem TSV sogar nochmals Meister in der C-Klasse 2 Kronach. Bis 1997 spielt er in Ebersdorf, ehe er im März 1998 zum FC Hirschfeld wechselt und als 46-Jähriger noch maßgeblich zum Aufstieg in die Kreisliga (2001) beiträgt.
Erfolge in der Halle
Seit seinem Abschied aus Hirschfeld spielt er bei den Senioren, überwiegend beim TSV Ludwigsstadt, in den vergangenen Jahren aber auch bei Glück Auf Lehesten - und das mit beachtlichem Erfolg: Zweimal belegt er mit Lehesten Platz 3 bei der Thüringer Hallenmeisterschaft in der Altersklasse 55, und beide Male wird er zum besten Spieler des Turniers gewählt.