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Neuling SV Friesen etabliert sich


Autor: Hartmut Neubauer

Kronach, Freitag, 24. Januar 2014

In der Saison 1988/89 war der Kreis Kronach mit vier Mannschaften in der Bezirksliga Oberfranken West vertreten. Schon zur Winterpause standen zwei von ihnen auf einem Abstiegsplatz.
Trainer Lorenz Richter (links) führte den SV Friesen 1988 erstmals in der Vereinsgeschichte in die Fußball-Bezirksliga und hier auf Platz 5. Mit im Bild Spielleiter Gottfried Dauer (vorne rechts) Foto: privat


Ende der 80-er Jahre ist der Bayernligist FC Kronach klar die Nummer 1 im Landkreis Kronach. In der neuen Bezirksoberliga wird der Frankenwald durch den SV Rothenkirchen vertreten. Eine Klasse darunter sind es vier Vereine, die zur Winterpause der Serie 1988/89 allesamt in der unteren Tabellenhälfte rangieren und vornehmlich um den Klassenerhalt kämpfen (drei von ihnen letztlich ohne Erfolg).

Einer von ihnen ist der SV Friesen, der 1988 unter der Regie von Trainer Lorenz Richter im zweiten Anlauf endlich den anvisierten Meistertitel in der A-Klasse erringt und erstmals in der Vereinsgeschichte in die Bezirksliga aufsteigt. "Die Umstellung auf die neue Spielklasse war damals gar nicht so einfach", erinnert sich der Übungsleiter aus Johannisthal.

"Immerhin war die Bezirksliga damals für den ganzen Verein Neuland."

Dabei sind die Bedingungen, die Lorenz Richter in Friesen vorfindet, sehr gut, angefangen von Vorsitzendem Norbert Kraus über Spielleiter Gottfried Dauer bis zu Josef Wachter, der für die medizinische Betreuung der Spieler zuständig ist. "Die Mannschaft hat überwiegend schon seit der Jugend zusammengespielt, hat entsprechend gut harmoniert und sich manchmal fast von selbst aufgestellt", blickt Richter zurück. Zu den Stützen gehören etwa die Brüder Kempf und Bachinger, Torjäger Dieter Müller sowie Routiniers wie Ludwig Schmidt und Reinhard Gehring.

Taktisch einiges geändert

Zwar gelingt dem SV Friesen zum Auftakt ein 2:0-Erfolg bei Viktoria Coburg, als die Abseitsfalle der DJK zweimal ausgehebelt wird, aber bis zur Winterpause tut sich der Aufsteiger erwartungsgemäß schwer. Lorenz Richter: "Die Vereine aus dem Raum Bamberg waren oft ganz einfach besser besetzt als wir; das mussten wir anerkennen. Aber wir haben dann taktisch einiges umgestellt und auch immer viel Wert auf die Beobachtung unserer Gegner gelegt. So haben wir uns im Lauf der Saison immer mehr gesteigert."

Der SV-Trainer verzichtet meist auf die klassischen Außenstürmer und verstärkt vielmehr das Mittelfeld, aus dem immer wieder Spieler über die Außenbahnen nach vorne stoßen. Die Friesener stehen in der Abwehr sehr gut und lassen relativ wenig Gegentore zu. Am Ende sind es nur 33; das sind die wenigsten alle 16 Bezirksligisten. Und weil sie auch relativ heimstark sind, können die Friesener bis zuletzt sogar an den Relegationsplatz 2 schnuppern. Nach zwei unnötigen Niederlagen zum Abschluss belegen sie immerhin den sehr erfreulichen fünften Rang.

"Dreier- oder Viererketten hat es damals zwar noch nicht gegeben, aber ich denke schon, dass wir ein modernes System gespielt haben. Wir hatten dafür jedoch auch die Spieler, die das umsetzen konnten", lautet das Fazit von Lorenz Richter. Dies sei heutzutage dagegen weitaus seltener der Fall, weshalb die Bezirksliga seiner Meinung nach eher schwächer geworden ist.

Drei Absteiger

Weit weniger gut läuft es für die drei weiteren Kronacher Vereine. Der SV Neuses mit Trainer Herbert Zimmermann überwintert auf dem scheinbar beruhigenden neunten Platz, aber der Vorsprung vor den Abstiegsplätzen beträgt nur zwei Zähler. Und weil im Frühjahr 1989 nur noch elf Punkte geholt werden können und in den letzten Spielen gar nur noch ein Remis gelingt, müssen die "Flößer" nach zwei Jahren wieder in die A-Klasse zurück.
Das gleiche Schicksal zeichnet sich für den VfR Johannisthal und den FC Stockheim schon relativ frühzeitig ab, denn die beiden Traditionsvereine liegen bereits zur Winterpause auf Abstiegsplätzen. Die "Korbmacher", bei denen Trainer Rudolf Höfner sein Amt während der Saison zur Verfügung stellt, haben bis zuletzt Chancen auf den Klassenerhalt, der durch zwei Niederlagen zum Saisonfinale aber verpasst wird. Nicht besser ergeht es dem FC Stockheim mit Trainer Manfred Marose, der am 14. Spieltag erstmals die "rote Laterne" übernimmt und sie nicht mehr abgeben kann.

Beim SV Friesen lässt nicht nur die erste Mannschaft aufhorchen: Die "Zweite" feiert am Saisonende die Meisterschaft bei den Bezirksliga-Reserven.

Aufgebote der Bezirksligisten

SV Friesen: Reinhold Kraus/ Hubertus Treusch - Siegfried Baier, Markus Schmidt, Peter Kempf, Udo Bachinger, Timo Bachinger, Wolfgang Ruppert, Marco Schlecht, Richard Ebert, Albert Fischer, Josef Kempf, Matthias Müller, Ludwig Schmidt, Reinhard Gehring, Berthold Kraus, Dieter Müller, Gerhard Fleischmann, Ralf Wagner

VfR Johannisthal: Frank Gernlein/Horst Höhn - Günther Stumpf, Mario Herbst, Richard Vetter, Stefan Schmidt, Helmut Hopf, Jörg Gebelein, Frank Haderlein, Stefan Richter, Karl-Heinz Bauernsachs, Alfred Hartfil, Hans-Jürgen Sachs, Bernd Höfner, Hans Hofmann, Willi Hofmann, Alfred Bergner, P. Bergner, Paul-Stephan Hartfil, Heinrich Mertel

SV Neuses: Jan Wich-Schwarz, Peter Siegmund, Andreas Höfner, Wolfgang Bayer, Stefan Knoll, Dieter Zorn, Peter Gäßlein, Fritz Schmidt, Stefan Blinzler, Georg Erhardt, Stefan Doppel, Oliver Jakob, Wolfgang Schedel, Wolfgang Schmidt, Michael Reinhard, Stefan Winterstein, Manfred Wich, Stefan van Bürck, Ralf Schülein, Wolfgang Schramm, Jürgen Schmidt, Ralf Wietasch, Alexander Fößel, Thomas Kopp

FC Stockheim: Manfred Zwosta/Dieter Leuschner - Clemens Möhrle, Harald Schröder, Jochen Brauer, Vinzenz Renk, Engelbert Schwalb, Manfred Schwalb, Clemens Detsch, Dieter Renk, Rainer Renk, Ottmar Renk, Jürgen Renk, Joachim Renk, Jürgen Uhl, Klaus Wisnewski, Gerhard Löffler, Ottmar Wachter, Martin Buckreus