Hammermühle: Ein Stadion mit tiefen Wurzeln
Autor: Martin Kreklau
Kronach, Dienstag, 23. Mai 2017
Schon 1927 entstand das Sportgelände an der Hammermühle. Aus der langen Geschichte ragen die Spielzeiten in der Bayernliga Ende der 1980er-Jahre heraus.
Eine Allee nebst kleinem Bachlauf weist dem Besucher den Weg zum Hammermühl-Stadion des FC Kronach 08. Könnten die alten, mit Moos bewachsenen Bäume sprechen, hätten sie sicher einige spannende Fußball-Geschichten zu erzählen, die sich hier im Süden der Stadt zugetragen haben.
Einer, der viele dieser Geschichten selbst erlebt hat, ist Klaus Uwira, einst Spieler und heute geschäftsführender Vorsitzender des FCK. "Ich bin eine alte Ikone", sagt der 52-Jährige über sich selbst, aber nicht angeberisch, vielmehr trifft diese Bezeichnung auf jeden Spieler zu, der zum Stamm der Bayernliga-Mannschaft von 1987/88 gehörte. Es war die erfolgreichste Zeit des FC Kronach: In der damals dritthöchsten Spielklasse trafen die Oberfranken auf Teams wie den TSV 1860 München, den FC Augsburg, Jahn Regensburg oder die SpVgg Unterhaching.
Große Unterschiede
Schon bei der Vorbereitung wurde der Unterschied zu den anderen Mannschaften deutlich: "Für die Etablierten ging es zum Trainingslager nach Gran Canaria, nach Mallorca oder in die Türkei. Wir sind nach Kleinthiemitz gefahren, einem kleinen Ort 20 Kilometer von Kronach entfernt", sagt Uwira. Dort hatten die FC-Kicker mit schlechtem Wetter zu kämpfen. Der Platz, auf dem die Mannschaft trainieren sollte, war überflutet. "Wir sind daraufhin auf irgendeine Wiese ausgewichen, bis schließlich der Bauer kam und uns von seinem Acker vertrieben hat", erzählt Uwira. Obwohl die Vorbereitung damals ins Wasser gefallen ist, spielten die Kronacher eine akzeptable Saison und schafften in einem nervenaufreibenden Abstiegsduell am letzten Spieltag gegen Heidingsfeld sogar den direkten Klassenerhalt. Uwira stand auf dem Feld, steuerte in dieser Saison 17 Treffer bei.
An eines erinnert er sich besonders gern: "Der Weg vom Sportheim auf den Platz war legendär", sagt er. Einen Spielertunnel gab es nicht, stattdessen eine Menschentraube aus Fans. "Die haben uns abgeklatscht und uns auf die Schulter geklopft, auch nach dem Spiel, wenn es mal nicht so gut gelaufen ist." Man habe nie das Gefühl gehabt, die Fans seien wütend gewesen. "Die wussten, dass wir Amateure sind. Wir haben nicht immer gut gespielt, aber wenn ein Gegner stärker war, sind wir über den Kampf gekommen." Das hätten ihnen die Fans hoch angerechnet.
Überhaupt, sagt Uwira, sei damals eine ganz andere Zeit gewesen , in der der Fußball eine größere Rolle gespielt hat: "Wenn wir im Trainingsanzug durch die Stadt gelaufen sind, wurden wir ständig angesprochen." Die Leute wollten wissen, wie das letzte Spiel gelaufen ist, wann das nächste Spiel stattfindet, wie die Aufstellung ist. Die Fußballer waren kleine Stars in ihrem Ort und das hatte auch einen Grund: "Damals kamen alle Spieler aus Kronach und der näheren Umgebung. Jeder hat jeden gekannt. Es war keine zusammengekaufte Truppe, sondern eine Art Kronacher Auswahl-Mannschaft, mit der sich die Fans identifizieren konnten."