Groundhopping: Ein Bamberger unterwegs in ganz Europa für die Fußball-Leidenschaft
Autor: Dominic Buckreus
Bamberg, Mittwoch, 07. November 2018
Der Bamberger Christian Aumüller reist für seine Leidenschaft durch ganz Europa. Als Groundhopper hat er schon nahezu 1000 Stadien besucht und dabei viele kuriose und gefährliche Erlebnisse hinter sich.
Es ist die Tribüne, die Christian Aumüller am Sportplatz am Gaustadter Sportzentrum so fasziniert. "Sie ist alt, mächtig und in gewisser Weise siffig. Einfach old-school", erklärt der Bamberger. Für die meisten Fußball-Fans ist die in den frühen 1980er Jahren gebaute, graue Betontribüne mit weißen Plastiksitzbänken wohl ein ganz normaler Sportplatz. Für Aumüller ist es aber einer der schönsten "Grounds" in der Region - und er hat schon die meisten besucht. Der 41-Jährige ist Groundhopper. Seine Leidenschaft sind Fußballplätze und -stadien oder "Grounds". Dafür ist er fast schon durch ganz Europa und darüber hinaus gereist. Knapp 1000 Plätze in 41 Ländern hat er gesehen.
Erst um Mitternacht kam er von seiner jüngsten fünftägigen Reise zurück und sitzt wenige Stunden später schon im Gaustadter Sportzentrum. Von Müdigkeit keine Spur. Zuerst fuhr er zum Pokalspiel seines Lieblingsvereins Hansa Rostock gegen den 1. FC Nürnberg. Von da ging es mit dem Flieger nach München. Mit einem Mietwagen weiter nach Niederösterreich und Tschechien und am Samstag in die Slowakei. Am Sonntag kehrte er zurück nach Bamberg. Zwölf Spiele hat er in dieser Zeit besucht, rund 1500 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt. "Für mich ist das Entspannung pur. Man kommt mal weg von der Arbeit und ist unabhängig. Es ist wie eine Urlaubsreise für mich", sagt er.
Die Spiele, egal ob erste Liga oder unterste Amateurklasse, sind für ihn zweitrangig. "Für mich ist der Ground das Ziel." Im Schnitt machte er jährlich hinter 120 Stadien ein Häkchen, seit er 2009 mit dem Groundhopping begonnen hat. Seit der Geburt seiner Tochter hat er das Pensum aber etwa halbiert.
Modern, aber austauschbar
Für seine Frau ist sein Hobby kein Problem. "Sie fördert das sogar", sagt er. Früher ging sie öfters mit auf die Reise, manchmal nimmt er auch Freunde mit. Aber am liebsten ist er alleine unterwegs, häufig in Österreich und Tschechien. Denn da stehen viele solche Stadien, wie das in Gaustadt. "Man hat den ganz normalen Rasen und dann eine große Tribüne vielleicht sogar mit Flutlichtmasten." Mit den modernen Arenen kann er wenig anfangen: "Eine Arena kann schön und toll und modern sein, aber sie ist austauschbar. Solche alten Stadien haben einfach Charme."
Zum Groundhoppen ist der gebürtige Greifswalder eher zufällig gekommen. Seit der Schulzeit hatte er regelmäßig Heim- und Auswärtsspiele von Hansa Rostock besucht. "Irgendwann hat ein Kumpel gesagt: ,Hey, lass uns mal Hoppen gehen!'" Ein paar Wochen später startete Aumüller seine erste große Tour.
Auf den europäischen Fußballplätzen fällt er öfters auf. Gerade in den unteren Ligen, in denen sich nur um die 50 Zuschauer ins Stadion verirren. Warum sollte sich auch ein Fremder für diese Spiele interessieren und sie auch noch mit der Kamera festhalten? "Gerade in Osteuropa kann man schon blöde Blicke ernten."
So neutral wie möglich
Deshalb versucht er sich immer so unauffällig wie möglich zu verhalten. "In den meisten Stadien, in die ich gehe, gibt es keine Trennung zwischen Heim- und Auswärtsfans. Aber wenn, dann stehe ich meist bei den Heimzuschauern. Ich will nicht zwischen irgendwelche Fanszenen geraten. Eine Fankleidung trage ich nicht, das ist ein totales No-Go", erklärt der Bamberger, der in der IT-Branche arbeitet.