Druckartikel: Der Kampftanz aus Brasilien in Coburg

Der Kampftanz aus Brasilien in Coburg


Autor: Hartmut Neubauer

Kronach, Mittwoch, 03. April 2013

Christoph Schuster aus Knellendorf betreibt seit einigen Jahren in Coburg eine exotische Kampfsportart. Ende Mai fährt er zur offenen Weltmeisterschaft nach Baku.
Beim Capoeira spielt neben dem Kampf die Musik eine besondere Rolle. Auch hier ist Christoph Schuster (rechts) gefordert. Fotos: Albert Höchstädter


Es handelt sich um einen Sport für alle Bevölkerungsschichten und Altersklassen, aber so richtig bekannt ist die brasilianische Kampfsportart mit dem exotischen Namen "Capoeira" bislang nicht. Das liegt vor allem daran, dass dieser Kampftanz bis vor kurzem hauptsächlich nur in größeren Städten ausgeübt wurde.

Das soll sich aber ändern. Seit einigen Jahren gibt es diese Sportart in Coburg, und nun soll versucht werden, auch in Kronach eine Capoeira-Gruppe zu eröffnen. Das wünscht sich der Knellendorfer Christoph Schuster, der seit einigen Jahren in diesem Sport aktiv ist und so viel Spaß daran gefunden hat, dass er vom 30. Mai bis 1. Juni an der offenen Weltmeisterschaft der "World Capoeira Federation" in Baku teilnehmen wird.

Diese erste große WM der Capoeira-Föderation überhaupt soll vor allem dazu dienen, den Bekanntheitsgrad dieser Sportart zu erhöhen.

Kost und Logis in der Hauptstadt von Aserbaidschan sind für Schuster und die anderen Teilnehmer frei. Nur der Flug muss bezahlt werden.

Tänzerische Elemente

"Capoeira ist im Kern eine Kampfsportart, die aber von vielen tänzerischen Elementen geprägt ist", erklärt der 33-Jährige. Er ist vor rund zehn Jahren auf diesen Sport durch einen Film aufmerksam geworden und hat sich dann im Internet ausführlicher informiert. Damals war die nächste Gruppe in Nürnberg beheimatet; seit einigen Jahren wird dieser Sport auch in Coburg angeboten.

"Wir sind etwa 40 Personen und begeistert bei der Sache", sagt Christoph Schuster und weist auf die Vorzüge des Capoeira hin. "Das ist ein Sport für alle, vor allem auch für Kinder, denn es wird besonders die Beweglichkeit gefördert." Außerdem könne man diese Sportart ein ganzes Leben lang betreiben.

Nach Auskunft Schusters wird Capoeira mittlerweile in Deutschland immer bekannter. "In den größeren Städten gibt es fast jedes Wochenende Workshops, zu denen zum Teil sogar Meister aus Brasilien eingeflogen werden." Deutsche Trainer gebe es dagegen im Moment nur wenige.

Schnuppertraining

Trainer beziehungsweise "Instrutor Falcao" der Capoeira-Gruppe "Origem da Bahia" in Coburg ist Claudiano José dos Anjos, der seit acht Jahren in Deutschland lebt und einschlägige Erfahrungen beim Training mit Erwachsenen und Kindern hat. Er würde sich ebenfalls freuen, wenn bald auch in Kronach eine Gruppe gegründet werden könnte.
Nach einigen Vorgesprächen soll demnächst ein erster Schritt dazu erfolgen: Am Freitag, 26. April, wird nämlich im Kronacher Turnerheim ein Schnuppertraining angeboten. Dann hofft er, zahlreiche Interessenten für diese Kampfsportart begeistern zu können.

Nach Wikipedia ist Capoeira eine Kampfkunst beziehungsweise ein Kampftanz, dessen Ursprung auf den afrikanischen NíGolo ("Zebratanz") zurückgeführt wird. Capoeira wurde während der Kolonialzeit in Brasilien von aus Afrika eingeschifften Sklaven praktiziert und weiterentwickelt. Als diesen Sklaven nämlich untersagt wurde, eine Kampfsportart zu trainieren, tarnten sie Capoeira als Tanz. Es kamen Instrumente dazu, wie eine Trommel, ein Schellentamborin und vor allem die Berimbau, das wichtigste Instrument der Capoeira. Diese Instrumente stellen bis heute ein wichtiges Element dieser Sportart dar.

Kampf, Musik und "Roda"

Inhaltlich ist Capoeira von drei Ebenen geprägt: vom Kampf, der Musik und der "Roda" (portugiesisch "Kreis") als gesellschaftlichem Rahmen, in dem der Kampf stattfindet. Die Kampftechniken selbst zeichnen sich durch extreme Flexibilität aus; es gibt viele Drehtritte, eingesprungene Tritte und Akrobatik. Traditionell wird zu den Kämpfen Musik gespielt; diese folgt einem Endlos-Rhythmus in verschiedenen Variationen. Dazu werden passende, häufig noch aus der Zeit der Sklaverei stammende Lieder gesungen. Die Kämpfe finden immer in einer Roda statt. Diese Roda besteht aus einem Kreis von Capoeiristas und den Musikern. Immer zwei Capoeiristas kämpfen in der Roda, wobei in der Capoeira für einen Kampf der Begriff "Spiel" verwendet wird. Eine Roda ist besonders beeinflusst von der archaischen Wucht, die der Capoeira innewohnt.