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André Zapf freut sich über Bronzemedaille


Autor: Hartmut Neubauer

Ziegelerden, Donnerstag, 15. August 2013

Der 28-jährige Ziegelerdener spielte mit der deutschen Nationalmannschaft der Hörbehinderten bei der 22. Deaflympics in Bulgarien. Am Ende gab es den dritten Platz und die Bronzemedaille.
Ein großer Moment: André Zapf erhält die Bronzemedaille. Fotos: privat


Bei der Siegerehrung im Vasyl Levski Stadion in Sofia war der Ärger über die so knapp verpasste Finalteilnahme längst vergessen, und André Zapf konnte zusammen mit seinen Mannschaftskameraden die Bronzemedaille in Empfang nehmen. Sie war der Lohn für den 2:1-Sieg gegen die Nationalmannschaft von Ägypten.

Der dritte Platz bei der 22. Deaflympics, also den olympischen Spielen der Hörbehinderten, war aus Sicht der deutschen Mannschaft nicht hoch genug einzuschätzen. Sie durfte nach dem verlorenen Qualifikationsspiel gegen Irland nämlich nur mitspielen, weil Gastgeber Bulgarien auf eine Teilnahme verzichtet hatte. "Wir haben im Vorfeld kaum einmal zusammen trainiert, uns dann aber gesteigert und richtig guten Fußball gezeigt", erzählt André Zapf.




Unverhoffte Teilnahme

Für den Ziegelerdener kam die Teilnahme an dieser Deaf lympics noch unverhoffter, denn er hatte in den vergangenen zehn Jahren keinerlei Kontakt zu Trainer Frank Zürn und den Verantwortlichen vom Deutschen Gehörlosen-Sportverband gehabt. "Als 18-Jähriger war ich mal bei einem WM-Qualifikationsspiel in Hamburg dabei, habe aber nicht gespielt. Damals war ich noch beim GSV Bamberg gemeldet", erinnert er sich.

Diesem Gehörlosen-Sportverein gehörte er in den letzten zehn Jahren nicht mehr an. Um so mehr war er dann überrascht, als der Nationaltrainer Anfang Juni Kontakt mit ihm aufnahm. "Frank Zürn, der selbst ein sehr guter Fußballer war, hat sich wohl an mich erinnert und mich ausfindig gemacht", sagt André Zapf, der seit 2003 mit einem ehemaligen Mitspieler noch locker befreundet ist und sich dann schnell entschied, das Angebot anzunehmen.

Zunächst musste er einen Hörtest machen, damit die Voraussetzungen für seine Teilnahme erfüllt sind. "Die Ergebnisse haben gepasst", sagt der Ziegelerdener, der hörbehindert ist und ein Hörgerät trägt. Es folgten zwei Lehrgänge, an denen er allerdings nicht teilnehmen konnte. Erst beim dritten Lehrgang in der Sportschule Hennef war er dabei - und musste sich gewaltig umstellen. "Das Zusammenspiel mit Gehörlosen ist gar nicht so einfach. Da musste ich mich erst dran gewöhnen."

Von Hennef aus ging es direkt mit dem gesamten Team nach Sofia, wo noch am Nachmittag ein Training stattfand. 16 Nationalmannschaften nahmen am Fußballturnier teil. André Zapf und seine Kollegen starteten in ihrer Gruppe mit einem 3:2-Erfolg gegen Argentinien, ehe sie mit dem torlosen Remis gegen die Türkei ein Achtungszeichen setzten. "Die Türken sind Vollprofis. Die hätten 75.000 Euro pro Mann bekommen, wenn sie das olympische Turnier gewonnen hätten", weiß Zapf.

Nach dem 5:0 gegen den Irak stand Deutschland als Gruppensieger im Viertelfinale gegen Iran. Hier setzte man sich erst im Elfmeterschießen durch. "Ich wäre der nächste Schütze gewesen, aber glücklicherweise musste ich nicht mehr schießen", sagt der 28-Jährige.


Ausgleich kurz vor Schluss

Er war in jedem Spiel im Einsatz, auch im Halbfinale gegen den Geheimfavoriten und späteren Turniersieger Russland. "Das war ein sehr gutes, intensiv geführtes Spiel. Wir waren besser, lagen 1:0 in Führung und hatten Überzahl. Und dann haben auch wir eine gelb-rote Karte und in der 91. Minute nach einer Unkonzentriertheit doch noch den Ausgleich kassiert", ärgert er sich. "Danach waren wir am Boden und haben nach Verlängerung mit 1:3 verloren."

Trotz des knapp verpassten Finales überwiegt für André Zapf eindeutig das Positive, auch wenn aus organisatorischer Sicht einige Abstriche gemacht werden mussten. Eigentlich war Griechenland als Ausrichter vorgesehen, doch die Finanz- und Wirtschaftskrise machte den Sportlern einen Strich durch die Rechnung. In Bulgarien fanden die Wettkämpfe nicht an einem zentralen Ort statt, sondern etwas zerstreut.

Die Fußballer spielten zunächst in Prawez, einer Kleinstadt 60 Kilometer östlich von Sofia, ehe die Deaflympics zumindest an den letzten vier Tagen in der Hauptstadt zu Ende gingen. "Da waren wir dann auch mit den anderen deutschen Sportlern in unserem Hotel zusammen. Unterkunft und Verpflegung waren einfach klasse."


Empfang in Berlin

Seit 5. August ist André Zapf wieder in Deutschland und seitdem auch wieder für den Bayernligisten VfL Frohnlach, für den er seit 2006 spielt, im Einsatz. Sein Ziel ist klar: "Ich möchte so lange wie möglich in der Nationalmannschaft der Hörbehinderten mitspielen. Es ist schon ärgerlich, dass ich die ganzen Jahre nicht dabei war." 2015 findet die Europameisterschaft in Hannover statt, ein Jahr später die Weltmeisterschaft in Südamerika und 2017 die nächste Deaflympics in der Türkei. "Ich hoffe, dass ich jeweils wieder eingeladen werde."

Zunächst einmal freut er sich aber auf einen anderen Termin: Am 25. Oktober ist er nämlich zu einem Empfang bei Bundespräsident Joachim Gauck nach Berlin eingeladen, wo die Mannschaft für ihre Bronzemedaille ausgezeichnet wird.