Die Kronacher SPD hält trotz der Absage des Kultusministeriums an ihren Plänen für eine Gesamtschule im nördlichen Landkreis fest.
                           
          
           
   
          Das war die Kernaussage eines Pressegesprächs, zu dem die Kronacher Genossen am Dienstagabend die bildungspolitischen Sprecher der SPD-Fraktionen des bayerischen und des thüringischen Landtags, Martin Güll und Marion Rosin, in die Gaststätte "Frische Quelle" eingeladen hatten. 
  
  Schulwege sollen kürzer werden
 
"Wir haben uns die Gemeinschaftsschule als Ziel auf die Fahnen geschrieben", sagte Norbert Gräbner, Bürgermeister von Marktrodach und SPD-Kandidat bei der Landratswahl im September. Sie sei die Schulform, die für Bildungsgerechtigkeit stehe und zudem kürzere Schulwege ermögliche.
Dass gerade Kinder und Jugendliche aus dem nördlichen Landkreis zu viel Zeit im Schulbus verbrächten, bemängelte auch Timo Ehrhardt, Bürgermeister von Ludwigsstadt. "Für sechs Stunden Unterricht sind Schüler aus Lauenstein von 6.10 Uhr bis 14.15 Uhr unterwegs", sagte der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende. "Wir brauchen dringend eine zusätzliche weiterführende Schule."
Die Eckpunkte des SPD-Plans: Eine staatlich oder von einem staatlich-anerkannten Träger betriebene Gemeinschaftsschule soll im Frankenwald - Steinbach/Wald ist im Gespräch - Heimat für 240 Lernende von der fünften bis zur zehnten Klasse werden. Diese könnten die Mittlere Reife sowie den qualifizierten und den "normalen" Hauptschulabschluss erwerben. Der Übertritt ans Gymnasium ist bis zur achten und nach der zehnten Klasse möglich. Der Unterricht solle ganztägig stattfinden und für die Eltern kostenfrei sein. 
"Eine Schule ist vor allem im ländlichen Raum nicht nur Bildungseinrichtung, sondern auch wichtiger Standortfaktor", sagte Marion Rosin. Die 47-Jährige, die seit 2014 Mitglied des thüringischen Landtags ist und vorher Leiterin einer Grundschule in Rudolstadt war, berichtete ihren bayerischen Parteikollegen von den Erfahrungen in Thüringen, wo 2009 das Konzept der Gemeinschaftsschule eingeführt wurde. Heute gibt es 61 Stück. 
  
  Erfahrungswerte aus Thüringen
 
"Ressentiments gab es", erinnert sich Rosin. Mittlerweile zeigten sich aber Vorteile. Der Klassenzusammenhalt sei groß. "Die Trennung nach der vierten Klasse ist verfrüht. Das reißt Freundschaften und damit den ländlichen Raum auseinander." 
Ähnlich argumentierte auch Martin Güll, der von 2002 bis 2008 Schulleiter einer Hauptschule in Oberbayern war und seitdem im bayerischen Landtag sitzt. Momentan gehe der Trend immer mehr zum Gymnasium, wo die Schüler eindimensional auf ein Studium vorbereitet würden. "Lasst uns den Einheitsbrei verlassen. Warum soll ein Jugendlicher, der später Abi macht, an der Gemeinschaftsschule nicht einen Handwerkskurs belegen?", fragte Güll. 
 Um Schüler nicht zu über- oder unterfordern, sehe das Konzept Stammgruppen zur Einführung des Lernstoffes und Kursgruppen, in denen die Klassen unterteilt würden, zur Vertiefung des Wissens vor. Wie das konkret umzusetzen sei, müsse im Einzelfall entschieden werden. "Das ist pädagogisch eine große Aufgabe", sagte Rosin ebenso realistisch wie Güll ohne eine konkrete Summe zu nennen die Kosten ansprach. "Es wird auch Geld kosten."