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Sonnenstrahl für demente Senioren im Wallenfelser Altenheim


Autor: Susanne Deuerling

Wallenfels, Montag, 04. Mai 2015

Das Caritas-Altenheim in Wallenfels setzt das neue Pflegestärkungsgesetz schon um. Neue Planstellen wurden geschaffen und die Ausbildung der zusätzlichen Kräfte im Haus durchgeführt.
Ute Engelhardt-Gleich zeigt eine Auswahl Hilfsmittel, die bei der Betreuungstätigkeit zum Einsatz kommen. Seien es Brettspiele, Bücher zum Vorlesen, das Gebetbuch oder auch nur ein Kuschelkissen, das alles hilft, auch zu Bewohnern vorzudringen, die bereits unter fortgeschrittener Demenz leiden. Foto: Susanne Deuerling


Paragraf 87b mag Laien nicht viel sagen. Aber er bedeutet in den Pflegeeinrichtungen eine große Hilfe. Was ist dieser Paragraf? Im Absatz 1 Satz 1 des SGB XI wird neu geregelt, dass seit Jahresanfang 2015 in Pflegeeinrichtungen mehr Betreuungskräfte für an Demenz erkrankte Patienten beschäftigt werden dürfen.

Zeitnah umgesetzt wird dieses Pflegestärkungsgesetz im Caritas Alten- und Pflegeheim in Wallenfels. Die Ausbildung dafür wurde direkt im Haus durchgeführt. Fünf Teilnehmerinnen aus dem Altenheim Wallenfels und zwei externe der Sozialstationen Kronach und Steinwiesen nahmen an der umfangreichen Inhouse-Schulung teil.
Eine von ihnen ist Ute Engelhardt-Gleich aus der Mittleren Schnaid. Die gelernte Arzthelferin ist seit Juni 2014 im Altenheim Wallenfels tätig und wurde bereits als Betreuungskraft eingesetzt.

Nun hat sie die Schulung zur "Qualifizierung als Betreuungskraft" durchgezogen.

Und das war kein Zuckerschlecken. Vom 2. Februar bis zum 10. April prägte Vollzeitunterricht von 8 bis 16 Uhr den Tagesablauf. Anschließend vom 13. April bis 7. Mai ein Praktikum, bevor am kommenden Freitag, 8. Mai, die Abschlussprüfung stattfindet.


Was Soziales

Für Ute Engelhardt-Gleich ist es eine Gelegenheit, den Beruf auszuüben, den sie schon immer angestrebt hat. "Ich wollte schon immer etwas Soziales machen. Deshalb war ich auch in der Kinderbetreuung in der Grundschule Nordhalben tätig, bevor ich hier im Altenheim anfing", sagt die künftige qualifizierte Betreuungskraft.
Hier im Heim kann sie mit Menschen arbeiten, ihnen viel geben und sie bekommt auch viel zurück.

Oft sind es schon kleine Gesten, ein Lächeln und ein Wort, die zeigen, dass es gerade schwer an Demenz erkrankten Bewohnern gut tut, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Vom Kurs ist die 41-Jährige begeistert.


Spaß an der Ausbildung

Die Dozenten, allen voran Norbert Grundhöfer, seien wirklich sehr gut gewesen, sagt sie. Alle Teilnehmerinnen waren mit Elan dabei, jede wollte von sich aus den Kurs machen, niemand wurde in die Maßnahme gepresst. Und das wirkt sich natürlich auf das Miteinander aus. "Die Gruppe hat gut harmoniert, man konnte sich fallen lassen, niemand musste Scheu vor den anderen haben", sagt Engelhardt-Gleich.

Doch wie werden die Betreuungskräfte nun eingesetzt? In Wallenfels werden Einzel- und Gruppentherapie angeboten. Im Speisesaal im Erdgeschoss für die noch mobilen Bewohner erfolgt die Betreuung vormittags und nachmittags durch jeweils zwei Kräfte. Auf den Stationen immer vormittags in kleinen Wohngruppen, betreut von vier Kräften.

"Wir machen viel mit den Bewohnern, von Bewegungsübungen, dem Vorlesen der Zeitung und von Büchern, Koordinationsübungen, Brettspielen, kreativem Gestalten bis hin zu Hauswirtschaftlichen Tätigkeiten und Sinnes- und Wahrnehmungstherapie. Natürlich werden die Aktivitäten und Beschäftigungen individuell und situationsbezogen für die Gruppe und die einzelnen Bewohner ausgewählt", erklärt Ute Engelhardt-Gleich.


Behutsamkeit gefragt

Die meisten der Männer und Frauen in den Wohngruppen sind mehr oder weniger dement. Hier heißt es, behutsam auf sie zuzugehen, ihre Ressourcen hervorzuholen, denn viele leben in ihrer eigenen Welt. Sich auf jeden Einzelnen einstellen, das sei die Herausforderung. Aber man bekomme auch viel zurück.


Mehr Zuwendung möglich

Der Leiter des Alten- und Pflegeheims, Bernd Robitschko, verdeutlicht es in einem Beispiel. Das neue Gesetz ermögliche es, durch den neuen Schlüssel von einer Betreuungskraft für 20 Bewohner, 4,55 Planstellen zu schaffen.

"Das kommt unseren Bewohnern zugute, besonders den an Demenz erkrankten. Und es schafft Freiraum für das Pflegepersonal. "Sie müssen hier nicht auch noch einspringen", sagt Robitschko.