So original wie möglich: Zu Besuch im Atelier einer Kronacher Restauratorin
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Dienstag, 16. April 2019
Die Restauratorin Petra Zenkel-Schirmer kümmert sich in ihrem Kronacher Atelier darum, dass alte Kunstgegenstände wieder wie neu wirken. Ihr jüngstes Projekt: ein 500 Jahre alter Altar aus Kehlbach.
Jetzt nur nicht zittern. Vorsichtig führen Zeigefinger und Daumen den schmalen Pinsel, der kleine Finger ruht derweil auf dem hölzernen Untergrund und stützt so die die rechte Hand. Doch Sorgen um einen ungewollten Pinselstrich muss sich Petra Zenkel-Schirmer nicht machen. Die sind längst der Routine gewichen. "Das Retuschieren ist die Kür", sagt sie entspannt. "Da sind alle empfindlichen Arbeiten längst erfolgt." Und von solchen hat sie schon so einige hinter sich.
31 Jahre ist es inzwischen her, dass sich Zenkel-Schirmer in Steinbach am Wald als Restauratorin selbstständig gemacht hat. Zuvor hatte sie neben ihrer Ausbildung im Münchner Stadtmuseum auch einen berufsbegleitenden Studiengang absolviert. Seit 2005 ist sie mit ihrem Atelier für Restaurierung nun in Kronachs Oberer Stadt zu Hause und versucht von dort aus, alte Gegenstände zu erhalten oder wiederherzustellen. Seien es Gemälde, metallene Werbeschilder, Holzfiguren - oder Altäre. Wie ihr gerade erst abgeschlossenes Projekt.
"Ein besonderes Objekt"
Eigentlich ist der 3,40 Meter hohe und 1,60 Meter breite neogotische Seitenaltar in der Kehlbacher Marienkirche zu Hause. Ein Jahr lang mussten die Gläubigen allerdings auf den Anblick verzichten. Erst seit Anfang des Monats steht er nicht mehr in Zenkel-Schirmers Atelier, sondern wieder an seinem gewohnten Platz. "Der ist schon wirklich ein besonderes Objekt", sagt Zenkel-Schirmer, als unser Reporter sie in der Schlussphase der Restaurierungsarbeit besucht.
Ein wenig ehrfürchtig schaut sie auf den hellblauen hölzernen Unterbau des Altars. Zu sehen sind darauf zwei Engel, die das Leichentuch Christi hochhalten. "Der ist von 1480", erzählt sie. Der Aufbau sei erst 400 Jahre später hinzugekommen. Oft hat sie solche Gegenstände nicht bei sich stehen. "Sehr teure Objekte restaurieren wir meistens vor Ort. Öffentliche Bilder verlassen das Museum beispielsweise erst gar nicht."
Reinhard Stauch kennt den Kehlbacher Altar schon seit seiner Kindheit. Wie alt dieser aber tatsächlich ist, ist ihm neu. "Das habe ich erst durch Frau Zenkel-Schirmer erfahren", sagt der Pfarrer, der inzwischen zwar in Bayreuth zu Hause ist, aber immer wieder seine Kehlbacher Heimat besucht. "Mit der Zeit wurde es mein Anliegen, den Altar den Generationen nach uns zu erhalten", sagt er. Von der Kirchenstiftung habe er letztlich den Auftrag erhalten, den Altar restaurieren zu lassen.
Hätten die Kehlbacher gewusst, welch historisches Schätzchen sie in ihrer Kirche stehen haben, hätten sie wohl nicht jenen Kardinalsfehler begangen, der Zenkel-Schirmer schon bei so vielen antiken Altären aufgefallen ist: zu gießen. "Das Holz ist oft in einem schlechten Zustand, weil Blumen darauf stehen und gegossen werden", erklärt sie.
Das Wasser laufe dann am Altars hinunter und greife das Holz sowie die Farbe an. "Würde man aufs Gießen verzichten, könnte man sich manche Restaurierungsarbeit sparen."