Druckartikel: Sieg über den Tod in Buchform

Sieg über den Tod in Buchform


Autor: Marco Meißner

Gehülz, Freitag, 03. April 2015

Der Gehülzer Bernd Graf reflektiert für das heimatkundliche Jahrbuch die Auferstehung Christi, den Kern des Osterfestes. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt er, wie er dieses Thema auf Landkreisebene bearbeitet hat.
Bernd Graf erläutert in der Christuskirche Kronach die Begegnung des zunächst ungläubigen Thomas mit dem auferstandenen Christus, die Heinrich Schreiber auf dem Osterleuchter (1988) dargestellt hat.  Foto: Heike Schülein


Beruf, Kirche, Vereine - der Gehülzer Heimatkundler Bernd Graf richtet seinen Blick aus den verschiedensten Winkeln auf die Geschichte und Kultur des Landkreises. Für das neue heimatkundliche Jahrbuch befasst er sich mit der Auferstehung.

Warum haben Sie sich gerade für die Auferstehung als Themenschwerpunkt entschieden?
Bernd Graf: Mit der Auferstehung steht und fällt der christliche Glaube. Mir war klar: Wenn es nach dem "Projekt Trinität" noch einmal etwas Vergleichbares geben soll, dann ein "Projekt Auferstehung".

Wie schwierig war es, dieses anspruchsvolle Thema in den Griff zu bekommen?
Das Ziel war und ist ein repräsentativer Querschnitt durch die im Landkreis vorhandenen Darstellungen und besonderen Zeugnisse des Auferstehungs glaubens.

Alle Ortskirchen wurden durch Anschreiben ihrer zuständigen Pfarrämter eingebunden; die Rückmeldungen waren "durchwachsen". Alexander Süß, Roland Graf, Siegfried Scheidig, Robert Wachter und Dieter Fehn sowie einigen Ortsgeistlichen und ortskirchlichen Mitarbeitern ist zu danken, dass sie Teilbereiche bearbeitet bzw. Erkenntnisse, Unterlagen und Fotos beigesteuert haben. Nicht einfach war die Entscheidung, welche Unter- und Nebenthemen mit zu integrieren sind. Zum Beispiel habe ich auch das Jüngste Gericht oder Weltgericht mit aufgenommen. Da auch die Botschaft hinter den jeweiligen Darstellungen vermittelt werden soll, musste man sich teilweise mit theologischen Streitfragen auseinander setzen.

Was lässt sich über Art und Häufigkeit von Auferstehungsdarstellungen sagen?
Die Bibel beschreibt nicht den Vorgang der Auferstehung, sondern erzählt von überwältigenden Begegnungen und Erfahrungen mit dem auferstandenen Jesus. Diese prägen auch die Abbildungen in manchen Gotteshäusern. Dennoch gilt: Obwohl die Auferstehung zentrales Glaubensgut ist, sind szenische Darstellungen rund um die Auferstehung Christi oder die Auferstehung der Toten im Vergleich zu anderen Motiven seltener vertreten. Bei Christusdarstellungen - auch in Form von Statuen - kann unterschieden werden zwischen den Erscheinungen des Auferstandenen auf Erden und den Erscheinungen Christi vom Himmel her, die sozusagen seine Auferstehung und Erhöhung voraussetzen. Zu einer dominierenden Osterdarstellung wurde das Motiv des Auferstandenen mit den Wundmalen, der triumphierend und verklärt über dem Sarg schwebt.

Welche Symbole der Auferstehung sind in den Darstellungen zu finden?
Neben dem Kreuz als Siegeszeichen wurde die Oster- oder Auferstehungsfahne als Symbol des Triumphes über den Tod gängig. Zu nennen ist auch das Ei, das als Auferstehungssymbol vielfältig in Erscheinung tritt. Verbunden damit ist die Vorstellung, dass Christus das Grab und damit den Tod durchbrochen hat wie ein Küken die Schale seines Eis. Auf Grund des Jesus-Wortes vom Weizenkorn, das, wenn es stirbt, viel Frucht bringt, sind auch das Weizenkorn und die Ähre häufig als Auferstehungssymbole vorzufinden.

Benennen Sie fünf Objekte, die die "Auferstehungslandschaft Landkreis Kronach" repräsentieren! Wie würden Sie die Aufgabe lösen?
Diese an sich schwierige Aufgabe kann ich mir dadurch erleichtern, dass ich die Auswahl fünf Geistlichen mit überörtlichen Leitungsfunktionen überlasse, die im Jahrbuch ihre jeweilige "Lieblings-Auferstehungsdarstellung" vorstellen: Bei Regionaldekan Thomas Teuchgräber sind dies die Osterszenen der Jahreskrippe von St. Johannes Kronach, bei Dekan Michael Dotzauer die österliche Altarraumgestaltung von St. Josef Wilhelmsthal und bei Dekan Thomas Hauth die Statue des Auferstandenen in St. Michael Reichenbach. Dekanin Dorothea Richter nennt dafür das Osterkreuz in der Christuskirche Kronach und stellvertretender Dekan Albrecht Bischoff das Glasfenster der Aussegnungshalle Ludwigsstadt.

Welche Besonderheiten fallen Ihnen anhand konkreter Ortschaften noch ein?
Die evangelischen Kirchen in Kleintettau und Stockheim tragen die Auferstehung in ihrem Namen. Eine 15., der Auferstehung gewidmete Kreuzwegstation haben die katholischen Kirchen zum Beispiel in Schneckenlohe, Höfles und Ludwigsstadt. Die evangelische Magdalenenkirche in Ebersdorf erinnert an Maria Magdalena, die dem Auferstandenen zuerst begegnet war.

Warum haben Sie sich beim Thema "Auferstehung" auch mit der Friedhofs-, Bestattungs- und Trauerkultur befasst?
Weil der Wandel auf diesen Gebieten zusammenhängt mit dem gesunkenen Stellenwert des Auferstehungsglaubens in unserer Gesellschaft. Bereits im Gefolge der Aufklärung gewann das Fortleben in der Erinnerung der Nachwelt an Bedeutung, während der Gedanke an Auferstehung und ewiges Leben an Bedeutung verlor. Dem traditionell christlichen Verständnis von Tod und Auferstehung wurde und wird immer stärker eine materialistische Einstellung gegenüber gestellt, nach der nichts Bestand über den Tod hinaus habe. Dennoch gibt es auf Friedhöfen und an Trauerstätten nach wie vor beeindruckende Zeugnisse des Auferstehungsglaubens.

Projekt Auferstehung

Initiator Bernd Graf leitet beim Landratsamt Kronach das Sachgebiet Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreisheimatpflege, Ehrenamt, dem auch die Leit- und Geschäftsstelle der Kreisheimatpfleger und die Schriftleitung für das heimatkundliche Jahrbuch des Landkreises zugehören. In seiner Freizeit bearbeitet er für die neue Jahrbuch-Ausgabe seit Monaten das "Projekt Auferstehung". Der ökumenisch ausgerichtete Lutheraner hat 25 Jahre lang ehrenamtlich evangelische Gottesdienste gehalten und sich dabei auch mit der zentralen Auferstehungsbotschaft beschäftigt.

Jahrbuch Im Band 26 des heimatkundlichen Jahrbuchs (2013) wurde das "Projekt Trinität" (christliches Gottesbild) behandelt. Daran soll Band 27 mit dem "Projekt Auferstehung" anknüpfen. Als Erscheinungstermin ist die zweite Jahreshälfte 2015 vorgesehen. Der Titel des Beitrags lautet: "Der christliche Auferstehungsglaube - Darstellungen und besondere Zeugnisse im Landkreis Kronach"

Auferstehung Die Auferstehung Christi ist ein zentrales Glaubensgut der Christen, dem eine Initialzündung für das Entstehen des Christentums zukam und das die Hoffnung der Gläubigen auf ihre eigene Auferstehung und eine Teilhabe am ewigen Leben begründete, wie Graf beschreibt. Die erhoffte Auferstehung der Toten meint die mit der endgültigen Herrschaft Christi erwartete endzeitliche Verwandlung und Vollendung des ganzen Menschen. Das gegenwärtig verbreitete Realitätsbewusstsein kann mit Auferstehung kaum etwas anfangen. Wie also ist Auferstehung zu denken? Dazu zitiert Graf den Theologen Hans Kessler: "Die Rede von der Auferstehung Jesu und der Toten meint eine Wirklichkeit, die nur im Glauben an die andere Dimension Gottes annehmbar und verstehbar ist. Ohne die Annahme Gottes und seiner ganz anderen Dimension ist diese Rede sinnlos. Sie verlangt ein erweitertes Verständnis der Wirklichkeit." Und Augustinus sagte: "Nimm die Auferstehung weg, und du zerstörst das Christentum."

Kontakt Vertreter von Ortskirchen, aber auch andere Interessierte, können noch bis 24. April Darstellungen und sonstige Zeugnisse zum Thema Auferstehung für den Jahrbuch-Beitrag nachmelden bzw. sich erkundigen, ob das jeweilige Objekt bereits erfasst ist. Dazu ist Bernd Graf im Landratsamt unter der Telefonnummer 09261 678-310 zu erreichen (auch an Freitagnachmittagen von 14 bis 17 Uhr).