Sie vermessen von der fränkischen Bühne aus die Welt
Autor: Mariell Dörrschmidt
Kronach, Sonntag, 10. April 2016
In Kronach trafen sich Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß zur Vermessung der Welt im Kreiskulturraum.
Einen international erfolgreichen Roman mit 260 Figuren und mehreren hundert Seiten auf sechs Schauspieler zu reduzieren - und dabei facettenreich und realistisch alle Geschehnisse zu beleuchten - faszinierte auch das Publikum des Kronacher Kulturrings am Wochenende. Besonders die direkte Publikumsansprache, der erweiterte Bühnenbereich sowie die Erzählerfigur belebten die spannende Atmosphäre.
Auf der Bühne bildete ein Segment einer Erdkugel das Zentrum des Schauspiels, welches so manchen Überraschungseffekt bereithielt. Denn diese Halbkugel diente nicht nur zum Besteigen, Setzen oder Liegen, sondern entpuppte sich als Bühnen Auf- und Abgang für kleinere Nebenrollen.
Kronach und die Wissenschaftler
Unterhaltsam stiegen aus den Klappen die unterschiedlichsten Charaktere und verschwanden wieder. Der Landesbühne Rheinland-Pfalz unter Regie von Stephanie Jänsch gelang es, die komplexe Geschichte hervorragend in 22 Rollen mit Leben und Ausdrucksstärke zu füllen. Das Publikum wurde von den Geschehnissen vom ersten Moment an gepackt und auf eine Zeitreise in die Welt der Wissenschaft entführt.
Das Schauspiel von Dirk Engler "Die Vermessung der Welt" nach dem Roman von Daniel Kehlmann handelt von zwei herausragenden deutschen Wissenschaftlern, die sich Ende des 18. Jahrhunderts dranmachen, die Welt zu vermessen.
Der eine im Königreich Hannover, der andere im südamerikanischen Urwald. Das Leben der beiden Hauptcharaktere und Genies wird im Stück episodenhaft, abwechselnd und mit hintergründigem Humor dargestellt.
Zwei unterschiedliche Männer
Denn die beiden höchst individuellen Persönlichkeiten unterscheiden sich in Meinung und Arbeitsmethode immens. Während der mutige und entdeckungseifrige Alexander von Humboldt die halbe Welt bereist und dabei keinen Fluss, Berg oder See unvermessen lässt, genügt es dem eigenbrötlerischen und reisefaulen Carl Friedrich Gauß zu Hause zu bleiben und Erklärungen in mathematischen Formeln zu finden.Die Schauplätze und Differenzen der beiden Biografien sind vielfältig, bis es schließlich zu einer Begegnung der beiden im Jahr 1828 kommt. "Alt, berühmt und ein wenig sonderbar geworden" treffen sie sich in Berlin zum Deutschen Naturforscherkongress. Das Theaterstück fokussiert dabei vor allem die Art und Weise der Forschungsmethoden und skizziert Charakter und Leben sowie Stärken und Schwächen der beiden Wissenschaftler.