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Sepp Geiger bereut keinen Cent und keinen Pfennig


Autor: Christoph Böger

Friesen, Freitag, 23. November 2018

Nicht nur der SV Friesen hat dem Rechtsanwalt viel zu verdanken, doch umgekehrt ist es nicht anders.
Sepp Geiger wie ihn die Fußballfreunde in Friesen schätzen: Sein Markenzeichen ist und bleibt der grün-weiße Schal.


Er lebt diesen Klub wie kein Zweiter. Der SV Friesen sei sein Kind, behaupten Insider. Und in seinen Adern fließe kein rotes, sondern grünes Blut!

Tatsächlich bedeutet der SV Friesen dem am 1. Oktober 65 Jahre alt gewordenen Rechtsanwalt Josef Geiger sehr viel. Der Mann mit dem grün-weißen Schal hinter der Bande engagiert sich schon mehr als drei Jahrzehnte in verantwortlicher Position für "Grün-Weiß". Er steckt viel Herzblut und jede Menge Geld in diese verschworene Gemeinschaft.

"Sepp", wie ihn seine Freunde nennen dürfen, unterstützt aber nicht nur Sportler, sondern auch zahlreiche andere Einrichtungen. Aktuelles Beispiel: Das Geld, das er zu seinem Geburtstag geschenkt bekam, verdoppelte er kurzerhand und verteilte anschließend 6650 Euro für gemeinnützige Zwecke.

Bereut hat er nach eigenen Worten nichts. Gar nichts. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt er im Detail auf seinen Spielerkader in der Landesliga, schmiedet Pläne für die Zukunft, kritisiert und lobt die deutsche Nationalmannschaft und verrät am Ende, wer wieder Deutscher Meister wird. Hallo Herr Geiger, Ihre Jungs trumpften gegen Bamberg groß auf. Was war denn da los? Mit einem solchen Ergebnis rechneten die Wenigsten. Auch Sie nicht, oder?Josef Geiger: An und für sich haben wir eine schlagkräftige Mannschaft und hatten gehofft, im ersten Drittel der Tabelle in der Landesliga mitspielen zu können. Allerdings haben uns die vielen verletzungsbedingten Ausfälle zurückgeworfen. Kevin Roger, der starke linke Verteidiger in der Viererkette, fehlt nun schon über ein Jahr. Gerade die Abwehr war oftmals nicht gerade sattelfest.

Trotz der vielen Ausfälle haben wir zwischendurch eine gute Serie hingelegt. Allerdings schien diese abgerissen. Die Mannschaft ist in der Lage, richtig gut zu spielen, was sie am vergangenen Wochenende gegen den Favoriten FC Bamberg auch bewiesen hat. Schmerzlich waren die Niederlagen beim FC Lichtenfels und zu Hause gegen Mitterteich. Diese sechs Punkte hatten wir fest eingeplant.

Gerade nach dem Spiel gegen Mitterteich ist auf die Mannschaft und auf alle Verantwortlichen ganz schön Kritik niedergeprasselt. Offenkundig haben sich Mannschaft und Trainer vorgenommen, es den zahlreichen Fans zu zeigen, was auch gelungen ist. Entscheidend war wohl, dass die zentrale Abwehr mit Niklas Wiebach und Andreas Baier sattelfest stand.

Ist diese Liga das Maß aller Dinge für Friesen oder können Sie sich vorstellen, noch einmal die Bayernliga ins Visier zu nehmen.Wenn man so lange wie der SV Friesen in der Landesliga spielt, darf eine solche Liga auf weite Sicht nicht das Maß aller Dinge sein. Es ist bekannt, dass wir schon dreimal an das Tor der Bayernliga anklopften, leider vergeblich. Unvergessen ist der Auftritt unserer Mannschaft und der Fans beim Spiel in Garching, wo die Fußballer nach dem Spiel trotz Niederlage durch ein applaudierendes Fanspalier schreiten durften.

Was muss noch besser werden?Im Tor sind wir bestens besetzt. In der Viererkette hapert es noch. Der Stürmer Max Schülein ist noch jung und noch nicht lange beim SV Friesen. Er wird sich durchsetzen. Christian Brandt fand erfreulicherweise zu seiner alten Stärke zurück. Vorne bräuchten wir vielleicht noch einen sogenannten Stoßstürmer oder Knipser. Ich selbst gehe aber davon aus, dass wir am Schluss weiter vorn stehen und dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden.

Trainer Armin Eck gilt als ambitioniert und würde sicher gerne mit Friesen in einer höheren Liga mitmischen. Sind Sie bereit, das Team dementsprechend zu verstärken, oder bleibt es bei einem SV Friesen mit vielen Lokalmatadoren?Man darf ja nicht vergessen, dass infolge der Aufteilung in Nord und Süd die Liga nicht mehr gar so stark ist. Die Kosten würden sich deswegen sicherlich auch im Rahmen bewegen. Wir wollen nicht sinnlos für irgendwelche sogenannten Stars Geld ausgeben, sondern schauen uns in der Umgebung um, welche Jugendspieler zum einen zu uns passen und zum anderen welche eine gute Ergänzung oder sogar eine Verstärkung darstellen. Dies ist uns in den letzten Jahren auch gut gelungen.

Ich darf daran erinnern, dass Marco Haaf schon nach einem Jahr beim SV Friesen zum Bayernligisten DJK Bamberg wechselte. Auch vor dieser Saison haben wir uns mit jungen Spielern nicht nur ergänzt, sondern verstärkt. Unter den vielen dürfen besonders Kai Aust und Max Schülein erwähnt werden, die richtig gut eingeschlagen haben. Es ist nicht ganz einfach, gute junge Spieler zu verpflichten. Wir legen höchsten Wert darauf, dass sie menschlich zu uns passen. Am liebsten haben wir Akteure aus dem Frankenwald oder der Umgebung.

Thema Kunstrasenplatz beim FC Stockheim. Ihr Partnerverein, mit dem sie gemeinsam eine tolle Jugendarbeit betreiben, will nächstes Jahr einen Allwetterplatz bauen. Beteiligt sich der SV Fiesen eventuell an diesem Vorhaben?Wenn das Thema Kunstrasenplatz in Stockheim aktuell wird, wird sich der SV Friesen gewiss nicht verstecken. Einzelheiten müssen aber insbesondere im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem FC Stockheim und der JFG Grün-Weiß Frankenwald noch näher erörtert und geklärt werden. Generell ist es wichtig, dass es im Landkreis Kronach einen Kunstrasenplatz gibt. Stockheim ist ein guter Standort.

Zum jetzigen Zeitpunkt bündeln wir unsere finanziellen Kräfte aber für die bevorstehende Erweiterung und Aufstockung unseres Sportheimes.

Es gab vor Jahren auch in Ihrem Klub dementsprechende Überlegungen. Der bestehende Hartplatz hätte als Areal dienen sollen. Weshalb scheiterte damals der Bau eines Kunstrasenplatzes in Friesen?Meines Erachtens ist der bestehende Hartplatz des SV Friesen kein idealer Ort für einen Kunstrasenplatz. Beim Bau eines solches Platzes in Friesen müsste entweder der bestehende Trainingsplatz weichen oder gar der Hauptplatz. Ob es sinnvoll ist, einen Rasenplatz für einen Kunstrasenteppich zu opfern, mögen andere entscheiden.

Apropos Finanzen. Sie stecken nicht nur sehr viel Herzblut in Ihren Klub, sondern sicher auch jede Menge Geld. Haben Sie einen Cent davon bereut?Ausdrücklich möchte ich darauf hinweisen, dass ich nicht der einzige bin, der Geld in den SV Friesen steckt und ich bin auch nicht der einzige, der mit sehr viel Herzblut dabei ist.

Von dem Geld, das ich in den SV Friesen in über 30 Jahren investiert habe, bereue ich nicht einen einzigen Cent und auch nicht einen einzigen Pfennig, denn die Freude, die mir meine Fußballer, die Trainer und Funktionäre, meine Freunde und die vielen Frankenwaldfans des SV Friesen insgesamt bereiteten, kann mit Geld sowieso nicht aufgewogen werden. Das größte Gut für einen Menschen ist es, sich zusammen mit anderen zu freuen.

Noch ein Wort zur Nationalmannschaft. Was sagen Sie rückblickend zur Entwicklung von Jogi Löws Truppe. Ist der eingeleitete Umbruch der richtige Weg?Mit Bewertungen von anderen Mannschaften halte ich mich stets zurück, weil ich nicht den notwendigen Einblick habe. Auffällig war aber bei der Nationalmannschaft, dass die Verantwortlichen nunmehr offenkundig begriffen haben, dass man mit Ballgeschiebe heute keinen Blumentopf mehr gewinnen kann. Die jungen Wilden haben dies auch im Spiel gegen die Niederlande bewiesen, leider hatten sie am Schluss etwas Pech.

Abschlussfrage: Wird Borussia Dortmund Deutscher Meister oder schaffen es wieder die Bayern?Ich bin weder Fan von Borussia Dortmund noch ein Fan vom FC Bayern, sondern immer noch Fan vom 1. FC Köln, dem ersten Meister der Bundesliga. Meines Erachtens werden die Bayern am Schluss die Nase vorn haben. Das Gespräch führte Christoph Böger